Greding
Für Hektik ist in der Kirche kein Platz

Musiker aus der Großgemeinde gestalten Gredinger Adventssingen Fröhliches Weihnachtsmedley der Stadtkapelle

19.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:54 Uhr

Eine gelungene Mischung von modernen und traditionellen Weihnachtsliedern bekommen die vielen Zuhörer beim Adventssingen zu hören - hier der Agbachchor (oben). In der ganzen Stadtpfarrkirche verteilen sich die vielen Mitwirkenden; während der Chor der Grund- und Mittelschule im Altarraum Platz findet (links), lässt der Carmina-Chor (rechts) seine Lieder - versteckt vor den Augen des Publikums - von der zweiten Empore herab erschallen. Sie alle aber tragen zu dem stimmungsvollen Konzert bei. - Fotos: Batz/Luff (2)

Greding (HK) Der Heiligabend ist nicht mehr fern. Und spätestens jetzt ist die viel zitierte stade Zeit wirklich gekommen, zumindest für die Besucher des Gredinger Adventssingens. Denn Musiker aus der Großgemeinde stimmten sie sehr hörenswert auf das Weihnachtsfest ein.

"Wachet auf, ruft uns die Stimme", so lautete das Eingangslied, das der Matthias Faber aus Untermässing an der Orgel intonierte. Eigentlich ein unnötiger Appel, natürlich waren die Gredinger hellwach, sehr viele hatten sich aufgemacht, um das traditionsreiche Adventssingen - es war bereits die 42. Auflage - zu verfolgen. Selbst auf der Treppe zu den Emporen ging es eng zu, die Bänke in der großen Stadtpfarrkirche waren allesamt gefüllt. Mit verspielter Melodieführung leitete der Organist den Abend voller Musik ein.

"Öffnen wir die Tore!", forderte der rechtzeitig zum Christfest wiedergenesene Stadtpfarrer Richard Herrmann die Menschen auf, "vor allem die Tore zu unseren Herzen." Das Hauptportal der Stadtpfarrkirche St. Jakobus musste an diesem Abend ausnahmsweise einmal geschlossen bleiben, hatten sich doch die vielen Musiker der Gredinger Stadtkapelle vor dieser im Kircheninneren niedergelassen. Sie führten sich an diesem Abend mit einem Lied ein, das heuer - mehr als in anderen Jahren - bei kaum einem Weihnachtskonzert fehlt, immerhin ist sein Schöpfer erst im November verstorben. Leonard Cohens "Hallelujah" erklang zunächst noch verhalten, geradezu still und besinnlich. Doch geriet es unter dem Dirigat von Manfred Meyer immer mächtiger, die Lautstärke schwoll an, die Trompetenklänge erfüllten das Kirchenschiff bis in den letzten vordersten Winkel, bis es den Zuhörern einen regelrechten Schauer über den Rücken jagte. Und der kam nicht von der Kälte, die trotz der eingeschalteten Heizung herrschte.

Der Chor der Gredinger Grund- und Mittelschule blickte in seinem ersten Liedbeitrag zurück auf die Geschehnisse "vor 2000 Jahren", so der Liedtitel, wurde dabei von drei Blockflöten und einer Querflöte sowie Gitarre und Akkordeon unterstützt. Nach einem der Schwarzachauer Saitenmusik griff der Carmina-Chor in das Geschehen ein und gab mit einigen Männerstimmen, die die Fülle der Frauenstimmen stimmig umrahmten, das Motto des Abends vor: "Advent, du Zeit der Hoffnung."

Adventlich bedeute erwartend, sagte Pfarrer Herrmann und appellierte an die Zuhörer: "Werden wir erwartende Menschen - erwartend die Liebe Gottes." Die Weihnachtsbotschaft durchbreche die Mauern, auch die der Kirche St. Jakobus, doch an diesem Abend im Inneren des Gotteshauses gewinne der Raum "Atmosphäre durch das Wort, den Klang, die Musik und die Harmonie".

Von all dem konnten sich die Zuhörer auch beim folgenden Programm überzeugen, die Jugendstadtkapelle erinnerte etwa mit dem Soundtrack "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" an den ewig jungen Weihnachtsklassiker aus den tschechoslowakischen Filmstudios. Der Herrnsberger Agbachchor, Stammgast bei dieser traditionsreichen Veranstaltung am vierten Adventssonntag, bevorzugte es mit "Maria durch ein Dornwald ging" und dem "Lied der Glocken", etwas ruhiger. Und die noch junge Gredinger Veehharfengruppe, erstmals beim Adventssingen dabei, gab unter anderem ein Lied zum Besten, das auf das baldige Weihnachtsfest und auf diesen Abend in der Kirche gleichermaßen passte: "Seht, die gute Zeit ist nah."

So hatte auch Bürgermeister Manfred Preischl recht, als er sagte, dieses Konzert sei ein besonderer Höhepunkt im kulturellen Jahreslauf der Stadt, nämlich "eine Insel im Trubel der Vorweihnachtszeit". Hektik und Stress, die wegen der Terminfülle am Jahresende und wegen des Konsumzwangs fast unweigerlich aufkämen, könnten die Besucher "vor der Kirchentüre lassen". Und sich darauf konzentrieren, worum es wirklich gehe, "auf die Menschwerdung von Gottes Sohn". Dies solle jeder zum Anlass nehmen, seinen Blick zu schärfen für die Mitmenschen, die Hilfe brauchten. "Toleranz, Respekt und Anteilnahme für andere sollten gerade zur Weihnachtszeit ein wichtiger Leitfaden für uns sein", sagte Preischl, der damit überleitete auf den guten Zweck, den auch das Konzert erfüllt: Die Spenden der Besucher - die Mitwirkenden verzichteten darüber hinaus auf eine Gage - kommen heuer der Aktion "Sternstunden" des Bayerischen Rundfunks zugute.

Zuvor aber lieferte die Stadtkapelle mit einem Weihnachtsmedley noch eine Sternstunde für die Ohren ab. "Jingle Bells", "Süßer die Glocken nie klingen", "Heidschi Bumbeidschi", Winter Wonderland und der "Little drummer boy" ergaben ein eingängiges Sammelsurium, das die wartenden Chorkinder der Gredinger Schule zum fröhlichen Schunkeln und Mitklatschen animierte.

Zum guten Ende war die ganze Kirche gefragt: Matthias Faber gab den Ton an - und die gesamte Gemeinde sang mit: "Es wird scho glei dumpa, es wird scho glei Nacht." Und all die Sänger hatten recht: Zwar war ausgerechnet zu diesem Abschlusslied das Licht in der Kirche angegangen, doch draußen war es längst Nacht geworden. Man hat es kaum gemerkt, die Zeit war schnell vergangen.