Ingolstadt
Für den Kiebitz ist erst mal gesorgt

Großparkplatz bei Weiherfeld: Umweltreferat hat Auflagen für die Brutzeit der Vögel erteilt

19.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:28 Uhr
Der künftige Großparkplatz bei Weiherfeld aus der Luft: Die Schotterbefestigung (links der Bildmitte) wird erst einmal nicht auf das ganze Areal ausgedehnt. Ein Drittel soll bis zum Ende der Brutzeit naturbelassen bleiben. Am rechten Bildrand der Möbelhof, oben rechts die frühere Max-Immelmann-Kaserne. −Foto: Schalles

Ingolstadt (DK) Da war Kritik abzusehen: Dem braven Bürger wird in Umweltfragen vom Staat alles mögliche reingedrückt - doch wenn wirtschaftliche Interessen im Spiel sind, geht's auch anders?

So oder so ähnlich dürften sich etliche Naturfreunde gefragt haben, als sie in der DK-Dienstagausgabe (Seite 20) das Luftbild von den Schotterarbeiten für einen Großparkplatz auf der Freifläche der IFG bei Weiherfeld entdeckten: Wird da mitten in der Brutzeit der Wildvögel ein Stück Naturraum einfach versiegelt?

Dem ist wohl nicht so, wie der städtische Umweltreferent Rupert Ebner dem DK am Mittwoch eilig versichert hat. Gerade bei ihm war offenbar sofort angefragt worden, ob da bei Zuchering noch alles mit rechten Dingen zugeht. Schließlich will jemand, der sich an die Auflage hält, Hecken und Sträucher zur Vogelbrutzeit nicht zu schneiden, nicht sehen, dass die Stadt, wenn es um Abstellflächen für Audi-Neufahrzeuge geht, solche Vorschriften einfach umgeht.

Vögel brüten nämlich nicht nur im Geäst, sondern manche Arten ziehen ihren Nachwuchs in Erdnestern heran - sogenannte Bodenbrüter. Genau die gibt es auch auf dem Areal bei Weiherfeld - und auf genau die wird laut Referent Ebner auch Rücksicht genommen.

Wie berichtet, will die städtische IFG die große Freifläche, die lange für eine Ansiedlung des Möbel-Filialisten Ikea reserviert worden war, nach der Absage des schwedischen Konzerns an Ingolstadt nun zu einem speziellen Gewerbegebiet für Hightech-Unternehmen entwickeln, hat aber auf die Schnelle bei weiten nicht genügend Interessenten an der Hand, um an der Immelmannstraße damit zügig loszulegen. Bis sich hier mehr tut, will die IFG das Gelände nach jüngster Auskunft für eine Zwischennutzung von maximal zwei Jahren als Großparkplatz vermieten - nach DK-Informationen an den Auto-Logistiker Scherm. Dazu muss die Grasnarbe abgetragen und das Erdreich mit Schotter befestigt werden, was gegenwärtig geschieht.

Weil die Arbeiten allerdings etwas verspätet begonnen haben, ist man tatsächlich in die Brutzeit geraten. Der Landesbund für Vogelschutz, dessen Fachkompetenz sich das Umweltreferat zunutze macht, hatte pünktlich zum Start der Aufschotterung Nester von Kiebitzen und Flussregenpfeifern auf dem künftigen Parkplatzareal entdeckt und Alarm geschlagen. Das Umweltreferat hatte daraufhin Auflagen für die Bauarbeiten erteilt: Rund ein Drittel der Fläche muss vorläufig ausgespart bleiben, bis die Brutzeit der Tiere beendet ist. Rupert Ebner versichert: "Wir haben den Naturschutz und die wirtschaftlichen Interessen unter einen Hut gebracht. "

Natürlich gilt das nur für dieses Jahr, und im kommenden dürften Kiebitz und Co. auf diesem Gelände nur noch Schotter (und eben Autoblech) vorfinden. Bis dahin aber, versichert Referent Ebner, greife die im Naturschutzrecht verankerte Verpflichtung für den Bauherren, Ausgleichsflächen zu schaffen. Die Stadt, so heißt es, werde das im Auge behalten und entsprechende Flächen vorschlagen.

Bernd Heimerl