Eichstätt
Frischekur für den Aquariensaal

Juramuseum will technisch wie konzeptionell aufrüsten für rund eine halbe Million Euro

07.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:05 Uhr

Foto: Josef Bartenschlager

Eichstätt (HK) Der Aquariensaal ist - neben dem Archaeopteryx - das Aushängeschild des Juramuseums schlechthin. Nur sind die Behältnisse in die Jahre gekommen und müssen erneuert werden. Aus dieser Not will das Museum eine Tugend machen und diesen Ausstellungsraum konzeptionell überarbeiten.

Salzwasseraquarien sind diesseits der Alpen nach wie vor eine Rarität. Als das Juramuseum vor 40 Jahren eröffnet, stellte der Aquariensaal mit seinen tropischen Fischen und den vielgestaltigen Korallenriffen eine Sensation dar - was sich in den Besucherzahlen niederschlug. Doch der Zahn der Zeit nagt unaufhaltsam an den Becken, von denen einige noch aus der Anfangszeit stammen.

"Das Salzwasser greift die Metallteile, die Deckel der Aquarien, an", berichtet Museumsleiterin Martina Kölbl-Ebert. Nicht einmal vor den Betonsockeln macht die aggressive Substanz halt. "Sogar der Fußboden hat enorm gelitten", so Kölbl-Ebert. Einen "Warnschuss" habe es vor einiger Zeit bereits gegeben: Das Nautilusbecken sei ausgelaufen und habe geflickt werden müssen. Die Tiere hätten die Aquarianer während der Reparatur anderswo unterbringen können. "Aber wenn das große Becken ausläuft, wäre das eine Katastrophe." Vor allem die Korallen könnten nicht ohne Weiteres ausgelagert werden.

Es gibt ein weiteres Problem, mit dem das Museum ständig zu kämpfen hat: Arbeits- und Schaubereiche sind nicht voneinander getrennt. Das hat zur Folge, dass in manchen Ecken die Salzbehälter herumstehen, weil es an Stauraum fehlt. Schlimmer ist allerdings, dass bei Reinigungsarbeiten die Deckel der Aquarien angehoben werden müssen, vor den Augen des Publikums. "Da müssten wir eigentlich an jeder Ecke einen Aufpasser hinstellen." Denn manche Besucher seien unvernünftig, würden in die offenen Becken fassen oder gar Geld hineinwerfen. Ein einziges Ein-Cent-Stück kann aber den hochempfindlichen Korallen den Garaus machen.

Das Museum ist daher in der Pflicht, die Anlagen zu erneuern - gleichzeitig die ideale Gelegenheit, das gesamte Konzept einer Rundumerneuerung zu unterziehen. Die Leiterin kommt förmlich ins Schwärmen bei der Aufzählung, was möglich wäre. Los geht es mit den Aquarien selbst: 1976 bis weit in die 1980er-Jahre hinein war es nicht möglich, Fische und Korallen gemeinsam in einem Becken zu halten. Sie mussten getrennt gezeigt werden. Das ist heute anders. Im großen Becken tummelt sich beides in schönster Eintracht. Folglich wären zwei Becken für andere Themen frei.

Martina Kölbl-Ebert könnte sich vorstellen, Quallen zu präsentieren. Ferner ist daran gedacht, eine Population von Schwämmen und Röhrenwürmern aufzubauen. Erste Experimente laufen. Auch liebäugelt sie mit einem "Anfassbecken", mit ausgewählten Tieren, die die Besucher in die Hand nehmen können - natürlich nur bei Führungen. "Das kommt sehr gut an. Da kann man gut pädagogisch arbeiten", so die Museumschefin. Apropos Pädagogik: Bei einer Umgestaltung ließen sich die vorhandenen Fossilienfunde besser mit lebenden Fischen und Tieren kombinieren. Ideal wären etwa Pfeilschwanzkrebse oder Knochenhechte, die sich über Jahrmillionen kaum geändert haben. "Auf diese Weise könnten wir mehr Informationen in die Aquarien hereintragen."

Die Besucherfreundlichkeit solle ebenso gesteigert werden. Die Scheiben der neuen Becken werden weiter heruntergezogen, so dass auch Kinder ungehinderte Sicht auf die unterseeische Pracht haben, und werden sich weiter nach oben erstrecken, um auch den Erwachsenen neue Einblicke zu gewähren. Über dem Hauptaquarium wird eine Projektionsfläche gespannt, auf der Filme gezeigt werden, und auf der sich das Becken thematisch fortsetzt. Zu einer besseren Gesamtübersicht sollen Sitzgelegenheiten auf der Empore beitragen. Mit Licht ließe sich ebenfalls viel machen, sagt Kölbl-Ebert. Derzeit sei das ultraviolette Licht - wichtig für das Wachsen der Korallen - kombiniert mit der normalen Hintergrundbeleuchtung. Das ließe sich trennen, womit besondere Effekte möglich seien: Die meisten Korallen seien fluoreszierend, was sich aber nur bei ultravioletter Strahlung zeige.

Seit etwa eineinhalb Jahren beschäftigt sich das Museum mit der Umgestaltung. Konzeptionelle Hilfe hat sich die Einrichtung bei Rainer Tredt und einem Architekturbüro geholt. Auch Kontakte zu einem Aquariumbauer in Australien sind bereits geknüpft.

Bleibt noch die Finanzierung. Aber auch die ist weit gediehen: Die gesamte Maßnahme dürfte rund eine halbe Million Euro kosten. 200 000 Euro steuere Leader bei, für den Fußboden sehe sich die Bayerische Schlösser- und Seenverwaltung in der Verantwortung, eine Summe werde von den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns erwartet. Auch das Priesterseminar werde etwas beitragen und schließlich gebe es noch den Förderverein, so Kölbl-Ebert .

Stehe die Finanzierung, gehe es um die Logistik - die Fische müssen schließlich irgendwo umgesiedelt werden. Der vorläufige Zeitplan sieht so aus, dass sich die Verantwortlichen mit der Konzeptverfeinerung befassen. Im Winter 2017/18 rücken die Handwerker an. Die Ausstellung an sich bleibe geöffnet, kündigt die Museumschefin an; der Aquariensaal werde in der "heißen Phase" geschlossen. "Diesen Zeitraum wollen wir so kurz als möglich halten."