Starzhausen
Freilichttheater: Hand in Hand bis ganz zum Schluss

29.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:35 Uhr
Gewusst wie: Die Theaterbrettl-Aktiven packten überall tatkräftig mit an, einige nahmen sich für den Abbau sogar Urlaub. −Foto: Karin Trouboukis

Starzhausen (WZ) Es ist vorbei, aber es wirkt immer noch nach: Rund 3500 Zuschauer hat das Freilichttheater "Jekyll & Hyde" begeistert. Dass diese Mammutaufgabe inklusive aufwendiger Vorbereitung und ebensolchem Abbau gestemmt werden konnte und das Wetter acht Mal hergehalten hat, ist für die Theaterbrettlfamilie fast "ein Wunder".

Sepp Siegmund und sein Sohn Josef haben jetzt wieder freie Fahrt, können mit ihren landwirtschaftlichen Gerätschaften ungehindert über ihren Hof fahren und tun, was zu tun ist. Wochenlang war dem nicht so, war die große Freifläche vor dem alten Wasserschloss - im Besitz der Familie Lang-Siegmund - mit beeindruckenden Aufbauten umgewandelt in eine Londoner Straßenszene, der alte Stadel war zur "Schlossschänke" umfunktioniert und überhaupt war alles Theater. Im wahrsten Sinne des Wortes. Auch bei der Familie Siegmund. Nicht nur, weil ihr Hof Schauplatz dieses Freilichttheaterereignisses war, sondern auch, weil die Nebenräume als Lager dienten - und die Siegmunds auch noch selbst als Schauspieler mitwirkten. Am Ende kam auch noch Sohn Josef zu einer Rolle, sprang für einen "Polizisten" ein, der verletzungsbedingt ausschied. Bilanz der Siegmunds: "Hod passt" - und ein Lächeln. Dieser Polizistenausfall war übrigens der zweite, aber das ist eine andere Geschichte, denn am Set selbst ist nichts passiert. Das macht Regisseur Vitus Rebl froh: "Das ist überhaupt das Wichtigste." Aber so richtig in Worte fassen kann er das, was da jetzt in den letzten Tagen, Wochen, Monaten gelaufen ist, noch nicht. Nur soviel: "Wahnsinn."

Alle acht Vorstellungen nahezu ausverkauft, lauter beeindruckte Besucher, keine technischen Pannen und eine ganz besondere Stimmung auf diesem Theatergelände in Starzhausen. War es der besondere Charme dieses Schauplatzes neben dem alten Wasserschloss mit dem schönen Stadel und den unverputzten Mauern oder war es auch das Gefühl eines immensen Zusammenhaltes einer nicht nur geistig kreativen, sondern auch handwerklich aktiven und über die Maßen einsatzbereiten Theatergruppe, die die Besucher schon beim Betreten des Geländes einfing? Auch Jutta Winter weiß darauf keine Antwort, aber eines weiß sie: "Es war wirklich sehr viel Arbeit, aber es war einfach super." Sagt's und räumt weiter ihre Küche auf, in der sie die Hauptverantwortliche war. Aber - wie überhaupt in allen Theaterbereichen - möchte sie die Lorbeeren nicht für sich alleine, trotz der unzähligen Stunden, trotz der Tatsache, "dass ich mich jetzt schon freue, wenn ich mal ein Wochenende für mich habe". Denn auch die Küche - serviert wurden stilecht englisch angehauchte Mahlzeiten - war ein Gemeinschaftswerk wie alles andere auch. Regisseur Vitus Rebl, gleichzeitig Vorsitzender des Vereins s'Theaterbrettl, weiß das. Seit diesem Theater - der zweiten Freilichtaufführung nach "Don Camillo & Peppone" vor vier Jahren noch mehr. Denn "Jekyll & Hyde" hat wegen der größeren Tribüne mit 512 Plätzen - bei "Camillo" im Posthof waren es 400 - in acht Vorstellungen die Besucherzahlen von 2014 sogar noch übertroffen. Gleich war aber eines: Auch heuer hielt das Wetter, musste kein Ersatztermin herhalten. Dass es erst zu tröpfeln begann, als das Licht nach der letzten Vorstellung ausging und die Theatertruppe sich zum Feiern unter das Stadeldach zurückgezogen hatte, war da schon irgendwie obligatorisch. Vier Theaterern machte der Regen übrigens gar nichts aus. Sie waren gerade triefend nass dem Schlossweiher entstiegen, waren hineingesprungen, weil sie das - für den Fall, dass alle Vorstellungen wie geplant stattfinden könnten - versprochen hatten. Und nicht einmal das dunkelgrüne Weiherwasser konnte ihre Freude über das trüben, was diese Truppe gemeinsam geschafft hat.

Karin Trouboukis