"Fossilien nicht zur Plünderung frei gegeben"

15.06.2009 | Stand 03.12.2020, 4:53 Uhr

Aus Sinsheim ins Gailachtal ist diese Familie gereist und sucht voll Begeisterung nach Fossilien.

Mühlheim (EK) Fossiliensammlung ist im Naturpark Altmühltal ein immer stärker werdender Trend. Der erst vor einem Jahr eröffnete Hobbysammler-Steinbruch bei Mühlheim (Markt Mörnsheim) musste deswegen erweitert werden, außerdem wurde hier ein Steinbruchlehrpfad eröffnet.

Ganze Familienverbände mit Kind und Hund und Kegel tummeln sich im Mühlheimer Steinbruchgelände. Es herrscht Goldgräberstimmung, denn nirgendwo sonst lassen sich so leicht Versteinerungen finden wie hier in Mühlheim, betonen die Betreiber. Es wurden auch schon eine Reihe spektakulärer Funde gemacht. Die Gemeinde Mörnsheim nutzte nun die Feier der Erweiterung zu einem Meinungsaustausch unter Experten aus ganz Bayern. Welche Chancen hat der Geotourismus im Altmühltal, lautete die eine Frage. Die einfache Antwort: Das Potenzial ist enorm. Schwieriger und sehr viel kontroverser war eine zweite Diskussion: Wie kann verhindert werden, dass wertvolle Fossilien aus dem Altmühltal in dunklen Kanälen verschwinden, ins Ausland verscherbelt werden oder in reinen Privatsammlungen landen und der bayerischen Wissenschaft damit für immer verloren gehen.

Dazu war Bernd Sibler, der Vorsitzende des Landtagsausschusses Hochschule, Forschung und Kultur und zugleich Vorsitzender des Landesdenkmalrats in Bayern gekommen. Sibler nannte den Mühlheimer Steinbruch wie überhaupt die Steinbrüche des Altmühltals "ein echtes Juwel, ein starkes Stück Heimat." "Hier tut sich was – touristisch, wirtschaftlich und wissenschaftlich". Wichtig sei es nun, das Bewusstsein für die "gefundenen Schätze zu schärfen". Bayern habe im Bundesrat eine Initiative eingebracht, um Fossilien gesetzlich stärker zu schützen – und zwar ausdrücklich nur die "herausragenden Dinge". Die Rede war in Mühlheim vom "Weltnaturerbe" – Funden von der Qualität eines Urvogels Archaeopteryx zum Beispiel. Seine Vorstellung sei, dass der Freistaat ein Vorkaufsrecht für wissenschaftlich hochbedeutsame Fossilienfunde haben müsste: Eine förmliche Enteignung der Finder sei der falsche Weg.

Georg Bergér vom Museum Bergér sagte dagegen: "Wir haben ein ganz großes Problem, und das ist der Schwarzmarkt. Das ist eine gewaltige Geschichte."

Ulrich Leonhardt, Mitbesitzer und Betreiber des Mühlheimer Sammlerbruchs, widersprach: "Ich verwahre mich in aller Form dagegen, hier als Fossilienhändler kriminalisiert zu werden. Wie er erläuterte, sei in seinem Bruch am Schaudiberg der Spagat zwischen Finderinteressen, Handel und Wissenschaft gut gelungen: Alle "guten Stücke" würden wissenschaftlich bewertet, die gesamte Grabung von Fachleuten begleitet. Dafür verbürgte sich auch der Geologe Alexander M. Heygn von der Münchner Ludwig-Maximilian-Universität, der auch Kurator in der Bayerischen Staatssammlung ist: In Mühlheim werde vorbildlich geforscht – und das Konzept sei erfolgreich: Bei den Funden "sind ein paar richtige Knaller dabei", sagte er und stellte dann einen winzigen Echsenschädel vor: Es handele sich um eine neue Art einer so genannten Brückenechse mit dem Namen "Oenosaurus Mühlheimensis".

Landrat Anton Knapp sagte, mit dem Thema Fossilien habe der Landkreis Eichstätt und der Naturpark Altmühltal die Möglichkeit, "sich in der härter werdenden Konkurrenz der Tourismusgebiete einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen". Die Suche nach Fossilien durch Touristen sei bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal: "Das sollten und wollen wir noch stärker herausstellen." Doch auch Landrat Knapp stellte klar: "Die Fossilien in den Besuchersteinbrüchen sind nicht zur Plünderung frei gegeben." Wissenschaftlich bedeutende Funde müssten für die Auswertung gesichert werden. Und es müsse vor allem gelingen, Schüler für Fossilien zu begeistern und schon bei ihnen das Bewusstsein für deren Schutzwürdigkeit zu erweitern.