Eichstätt
"Flüchtlinge ins Priesterseminar"

Gruppe "Wir sind Kirche" hält am 11. Oktober eine Mahnwache am Leonrodplatz ab

11.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:15 Uhr

Eichstätt (EK) Anlässlich der Jubiläumsfeier „450 Jahre Priesterseminar“ werden Anhängerinnen und Anhänger der KirchenVolksBewegung „Wir sind Kirche“ am Samstag, 11. Oktober, von 10.30 bis 11.30 Uhr auf dem Leonrodplatz vor dem Priesterseminar in Eichstätt eine Mahnwache abhalten. Dabei wollen sie „längst überfällige Reformen“ anmahnen und ihrer Forderung, die weitgehend von Seminaristen unbewohnten Räume Flüchtlingsfamilien zur Verfügung zu stellen, Nachdruck verleihen, wie es in der Mitteilung von „Wir sind Kirche“ heißt.

Mit „fadenscheinigen Begründungen“ lehne bisher die Eichstätter Bistumsleitung die am 24. Juli gestellte Forderung der Reformgruppe, das Priesterseminar für Flüchtlinge zu öffnen, ab: „Sie ist bisher auch nicht bereit, darüber in einen Dialog einzutreten.“

Auf das Schreiben der Gruppe an den Bischof vor sechs Wochen sei noch keine Reaktion erfolgt. Dabei habe dieser noch vor einem halben Jahr erklärt: „Die Asylproblematik brennt mir auf den Nägeln. … Für die Kirche ist es eine ganz zentrale Aufgabe, hier sensibel zu bleiben.“ Im Priesterseminar leben offensichtlich – aktuelle Informationen verweigere die Bistumsleitung bisher – momentan 16 Alumnen aus dem Bistum Eichstätt, so „Wir sind Kirche“: „Insgesamt scheinen maximal rund 40 Seminaristen einschließlich der des Collegium Orientale in den 160 Räume umfassenden Gebäuden des Seminars zu wohnen. Dieses Jahr erfolgte eine Diakonenweihe und keine Priesterweihe. Der Nachwuchsmangel ist Ausdruck der Reformverweigerung.“ Viele hoffen laut „Wir sind Kirche“ auf Papst Franziskus, der eine Abwendung vom Klerikalismus und eine Kirche für die Armen fordere. Mit Blick auf die Flüchtlinge habe er unter anderem in Lampedusa schon vor einem Jahr gesagt: „Heute fühlt sich niemand auf der Welt dafür verantwortlich. Wir haben jedes brüderliche Verantwortungsgefühl verloren. Stattdessen sind wir in der heuchlerischen Pose des Altardieners erstarrt, wovon Jesus im Gleichnis vom guten Samariter spricht.“

Zum Festakt und Festgottesdienst am 11. Oktober kommt als Päpstlicher Legat der emeritierte Kurienkardinal Paul Josef Cordes, der als „Weltjugendtags-Erfinder“, als langjähriger Präsident von Cor Unum und als konservativer Theologe bekannt sei. Die „Wir sind Kirche“-Diözesangruppe Eichstätt erwarte von ihm „nicht nur feierliche Reden, sondern klare Worte im Sinne von Papst Franziskus“. Dieser habe im Hinblick auf die Flüchtlingsproblematik auch gesagt: „Die leer stehenden Klöster und Priesterseminare gehören nicht uns, sie sind für das Fleisch Christi da, und das sind die Flüchtlinge.“