Baar-Ebenhausen
Firma Wack-Chemie errichtet neue Firmenzentrale

26.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:28 Uhr |
Erster Spatenstich für das neue Werk der Firma Wack in Baar-Ebenhausen. Ende kommenden Jahres soll der Neubau stehen. − Foto: Tamm

Baar-Ebenhausen/Ingolstadt - Mit dem ersten Spatenstich im neuen Gewerbegebiet begannen am Mittwoch die Bauarbeiten für das neue Werk der Firma Wack-Chemie in Baar-Ebenhausen im Kreis Pfaffenhofen. Das 1975 gegründete Unternehmen will wegen Platzmangels seinen Hauptsitz vom Ingolstädter Gewerbegebiet in die südliche Nachbargemeinde verlagern. Das neue Gelände ist mit 60000 Quadratmetern rund dreimal so groß wie das bisherige Areal und bietet Platz für bis zu 400 Mitarbeiter.

Unter Motorradfahrern ist der Name Dr. Wack seit vielen Jahren mehr als nur bekannt - genau genommen seit über vier Jahrzehnten. Die Reinigerserie S100 des Unternehmens wurde 2020 40 Jahre alt und hat eine große Fangemeinde unter Bikern. So ist es nicht verwunderlich, dass die Ingolstädter in der Öffentlichkeit vor allem wegen ihrer Reinigungsmittel bekannt sind. Dabei sei der Geschäftszweig Präzisionsreinigung unter dem Namen Zestron heute der größere - und weltweit am florieren, meint der Geschäftsführende Gesellschafter Harald Wack.

Dieser Erfolg ist es auch, der die Ära des Familienunternehmens in Ingolstadt enden lassen wird. Die von Wack in zweiter Generation geführte Gruppe hat sich entschlossen, das Hauptquartier nach Baar-Ebenhausen im Landkreis Pfaffenhofen zu verlegen. In der Gemeinde unweit der Ingolstädter Stadtgrenzen wird ein kompletter Neubau auf einer Fläche von mehr als 60000 Quadratmetern entstehen. So will Wack fit für weiteres Wachstum werden - und das sei am derzeitigen Standort in Ingolstadt nicht mehr darstellbar gewesen.

Marktführer in der Präzisionsreinigung

Aber der Reihe nach. Der Ursprung der 1975 gegründeten Wack-Gruppe war die Fahrzeugpflege. Anfang der 90er-Jahre hob man dann mit Zestron einen weiteren Geschäftsbereich aus der Taufe. Er befasst sich mit Dienstleistungen und Produkten rund um hoch präzise Reinigungsprozesse - etwa bei der Herstellung von elektronischen Bauteilen. "Die entsprechenden Maschinen fertigen wir nicht, auch wenn wir das könnten. Wir haben uns vor allem auf die chemischen Bereiche dieses Segments konzentriert", so Wack. Zestron liefert die benötigten Reinigungschemikalien zum Betrieb der Maschinen, bietet aber auch spezielle Sensorik zur Prozessoptimierung an: "Man kann den Prozess mit einer Waschstraße vergleichen - vorne kommt das Bauteil dreckig rein und hinten sauber und trocken raus. Aufgrund von Verdunstung und technischer Prozesse nimmt die Menge der in der Maschine befindlichen Chemikalien aber laufend minimal ab. Um ein stets perfektes Ergebnis zu bekommen, muss exakt nachdosiert werden. Dazu braucht es unsere Sensorik", so Wack.

Dieses Feld ist angesichts der steigenden Nachfrage nach Halbleiter für Kommunikation, E-Mobilität und vielem anderen ein weltweiter Wachstumsmarkt - und Wack bereits heute Marktführer. Zu den Kunden gehören Konzerne wie Continental, Infineon oder Intel.

Zestron hat den ebenfalls bedeutenden Geschäftsbereich Fahrzeugpflege - hier brummt aktuell etwa das Geschäft mit Fahrradprodukten - überholt und bietet noch dazu immense Wachstumschancen. Nicht so der Hauptsitz. Das 20000 Quadratmeter umfassende Gelände im Süden von Ingolstadt ist quasi ausgeschöpft. "Eine weitere Optimierung wäre verglichen mit einem Neubau nicht wirtschaftlich gewesen. Wir hätten sehr viel Geld investiert und in zehn oder vielleicht 15 Jahren wieder vor dem gleichen Problem gestanden", sagt Werkleiterin Susi Pfeil bei einem Ortstermin. Sie verantwortet für die Gruppe den Umzug samt Neubau.

Wasser, Grün und Platz für deutlich mehr Mitarbeiter

Laut Harald Wack arbeiten am aktuellen Hauptsitz knapp 200 der insgesamt 290 Beschäftigten. Das neue Gelände ist bereits auf bis zu 400 Mitarbeiter ausgelegt. Und denen soll es an nichts fehlen. Laut Pfeil soll es viel Grün und Wasser für Ruhepausen und Erholung in einem campusartigen Innenhof geben. Ein zentrales Foyer für zwei ineinandergreifende Gebäudeteile sorge für viel Fläche bei gleichzeitig kurzen Wegen. "Das war uns wichtig. Wir wollen nicht in weit voneinander entfernen Gebäudetrakten hocken. Wirklich großartig ist auch, dass wir erstmals ein eigenes Technikum für den Consumer-Bereich haben." Dazu kommen Produktion, Entwicklung und die Kantine - ein entscheidendes Detail. "Wir wollten den familiären Charakter unserer Kantine mit hinüberretten", sagt Wack lächelnd.

Zu den Baukosten schweigt er hingegen lieber. Nur so viel: Man habe immer gut gewirtschaftet und könne daher auch solch große Investitionen in die Zukunft stemmen. Kein Geheimnis ist indes, dass der Bau Ende 2023 abgeschlossen sein könnte. Das dürfte Ludwig Wayand kaum erwarten können. Der Bürgermeister von Baar-Ebenhausen erklärt gegenüber unserer Zeitung: "Für unsere Gemeinde ist die Ansiedlung einer solch bekannten Firma eine ganz bedeutende und großartige Angelegenheit. Baar-Ebenhausens Bekanntheit wird steigen. So könnte es möglich sein, weitere interessante innovative Betriebe zu gewinnen." Laut Werkleiterin Pfeil habe die Gemeinde nicht nur eine geeignete Fläche gehabt, sondern biete mit guten Busverbindungen und einem Bahnhalt perfekte Bedingungen für die Beschäftigten.

Auch für den Landkreis ist der Umzug ein wichtiges Ereignis. "Wir haben im Kreis Pfaffenhofen Unternehmen aus beinahe allen Branchen. Das ist wichtig und keine Selbstverständlichkeit. Daran arbeiten wir jeden Tag. Die Firma Wack wird nochmals Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten in den Landkreis bringen, die wir bisher noch nicht so häufig vertreten sehen", sagt Johannes Hofner, Vorstand des Kommunalunternehmens Strukturentwicklung des Landkreises.

Und Ausbildung ist Harald Wack wichtig, wie er sagt. "Wir haben im Schnitt zwischen fünf und zehn Stellen für Auszubildende - je nachdem, welcher Bereich Bedarf hat." Dass ein breites Angebot an Ausbildungsberufen in einer Region wichtig ist, unterstreicht auch Elke Christian von der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern. Mit Blick auf die Firma Wack ist sie sich sicher: "Das neue Hauptquartier wird die Gruppe als Ausbildungsbetrieb nochmals attraktiver machen."

Ökologie als Teil der Unternehmenskultur

Vorbehalte gegen das Chemie-Unternehmen habe es am neuen Standort nicht gegeben. "Wir haben die Gemeindegremien und die Bürgerinnen und Bürger aktiv eingebunden", so Bürgermeister Wayand. Tatsächlich stört sich Wack am angekratzten Ruf seiner Branche. "Es ist schade, dass die Chemie oft nur mit negativen Dingen verbunden wird." Man habe keine Emissionen oder Bodenverunreinigung, wie er mehrfach betont. "Und Abfall, der anfällt, wird natürlich fachgerecht entsorgt." Bodenproben am aktuellen Standort hätten ergeben, dass es in all den Jahren keinerlei Eintrag gegeben habe. Ein wichtiger Fakt beim Verkauf des Grunds. Ob die Anlagen vom Nachfolger genutzt oder abgerissen werden, ist offen. Fest steht laut Wack, dass trotz der Historie in der Ingolstädter Bunsenstraße kaum Wehmut da ist: "Am Ende zählt vor allem die Zukunft."

DK

Christian Tamm, Bernhard Pehl

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