Schrobenhausen
Finanzierung bis 2014 gesichert

Erleichterung im Schrobenhausener MBDA-Werk: Flugabwehrsystem Meads wird weiterentwickelt

27.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:20 Uhr

Reinhard Brandl. - Foto: oh

Schrobenhausen (DK) Für die gut 1100 Schrobenhausener Mitarbeiter des Rüstungskonzerns MBDA Deutschland ist in der Nacht zum Mittwoch eine monatelange Zitterpartie zu Ende gegangen: US-Präsident Barack Obama hat das Haushaltsgesetz 2013 unterzeichnet, das auch die weitere Finanzierung des amerikanischen Anteils für die Entwicklung des Flugabwehrsystems Meads vorsieht, und das wird maßgeblich in Schrobenhausen mitentwickelt. Wie der Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl (CSU) unserer Zeitung bestätigte, kam die Wende auf den letzten Drücker.

Knapp vier Milliarden Euro kostet die Entwicklung des Waffensystems, das einmal Patriot ersetzen soll, ein Programm, dessen Anfänge bis ins Jahr 1969 zurückreichen. Die USA (55 Prozent), Deutschland (28 Prozent) und Italien (17 Prozent) hatten sich für die Entwicklung von Meads zusammengetan, jedem Partner soll nach Abschluss der Arbeiten im Jahr 2014 das gesamte Know-how zur Verfügung stehen.

Die Zitterpartie begann, als die USA 2011 bekannt gaben, Meads nicht zu beschaffen, und einige Politiker massiv dafür eintraten, auch aus der Entwicklung auszusteigen. Die Folge: Die Politik griff ein. Mit dem Ergebnis, dass vergangene Woche Senat und Repräsentantenhaus den fehlenden Restbetrag für die Entwicklung doch noch fast zur Gänze abnickten: 380 Millionen Dollar wurden bewilligt.

Dass Präsident Obama das Gesetz nun unterzeichnet hat, wurde bei den deutschen Beteiligten erleichtert zur Kenntnis genommen. „Ich bin froh, dass die USA ihren vertraglichen Verpflichtungen fast zu 100 Prozent nachkommen“, sagte der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, Ernst-Reinhard Beck. Die Entwicklungsergebnisse von Meads könnten nun zum Aufbau einer leistungsfähigen Luftverteidigung in Europa genutzt werden. „Wie wichtig eine moderne Flugabwehr ist, sehen wir gerade beim Einsatz unserer Patriot-Flugabwehrsysteme in der Türkei.“

„Die Entscheidung der US-Regierung, die letzte Entwicklungsphase zu finanzieren, haben wir sehr positiv aufgenommen“, sagte am Mittwoch auch der Geschäftsführer der MBDA Deutschland in Schrobenhausen, Thomas Homberg. „Damit geht für uns eine Phase großer Unsicherheit zu Ende. Die Perspektiven für unseren Standort haben sich in einem für uns äußerst wichtigen Bereich verbessert.“

Unabhängig von der amerikanischen Zustimmung haben in Berlin bereits Gespräche für den nächsten Teil des Projekts begonnen: Da die USA Meads selbst nicht beschaffen wollen, braucht Deutschland jetzt neue Partner, um das Projekt zur Serienreife zu entwickeln.

Damit es weitergehen kann, müssen jetzt Mittel im Finanzplan des Bundeshaushalts bereitgestellt werden. Der Finanzbedarf liegt bei mehreren hundert Millionen Euro. „Eine adäquate und zeitgerechte Anschlussbeauftragung ist von entscheidender Bedeutung für die Nutzung, den Erhalt und die Weiterentwicklung der Technologien, die wir in den letzten neun Jahren entwickelt haben“, betont Homberg.

Die MBDA Deutschland ist ein international ausgerichtetes Rüstungsunternehmen. Es entwickelt, produziert und wartet am Standort Schrobenhausen Flugabwehr- und Luftverteidigungssysteme wie Patriot oder Meads, Systeme zur Flugzeug- und Hubschrauberbewaffnung, Lenkflugkörpersysteme zur Bewaffnung von Schiffen sowie Systeme für das sogenannte Battlefield Engagement. Die MBDA Deutschland ist eine hundertprozentige Tochter der europäischen MBDA, an der die EADS 37,5 Prozent hält. In Freinhausen betreibt das Unternehmen zudem eine Test- und Referenzanlage für Patriot. Dieses Erprobungsgelände gilt als einmalig in Deutschland.