Pfaffenhofen
Finale auf der Bahnhofsbaustelle

Vollsperrung beginnt - Wegen Lieferengpässen müssen manche Arbeiten ins neue Jahr verschoben werden

16.11.2021 | Stand 23.09.2023, 21:50 Uhr |
Einer der letzten Güterzüge fährt am Dienstag durch die Pfaffenhofener Bahnhofsbaustelle, ehe ab diesem Mittwoch eine Komplettsperrung der Bahnstrecke gilt. Bis zum Montag sollen alle verbleibenden Gleisarbeiten abgeschlossen werden. − Foto: Kraus

Pfaffenhofen - Mit dem Umbau des Pfaffenhofener Bahnhofs will die Deutsche Bahn das letzte Nadelöhr der Hochgeschwindigkeitsstrecke Nürnberg-München beseitigen. Ab diesem Mittwoch läuft dabei mit Hochdruck das große Bau-Finale, für das auch der Zugverkehr bis in die frühen Morgenstunden des Montags gesperrt werden muss.

Denn bestimmte Arbeiten sind nur möglich, wenn kein Zug fährt: Die nördlichen Weichen, die schon vormontiert bereitliegen, müssen eingebaut werden. Hinzu kommen technische Ausstattungen wie Gleisfeldmagneten oder Zugnummernzähler. Das westliche Gleisbett wird verdichtet - "gestopft", wie der Eisenbahner sagt. Und nach der Abnahme der Arbeiten braucht es einen Testlauf für die Signale und Weichen auf der Ostseite, die künftig ebenfalls über das neue Elektronische Stellwerk (ESTW) gesteuert werden. "Am Montag um 3.30 Uhr soll die Anlage dann komplett dem Verkehr übergeben werden", berichtet mit Thomas Thürer der zuständige Projektleiter der DB Netz. Wenn alles glattläuft, sollen dann planmäßig alle Umleitungen aufgehoben werden und alle Züge wieder planmäßig fahren können.

Geschafft sind die Bauarbeiten dann aber nur, was die Gleise, technischen Anlagen und den Zugverkehr betrifft. Restarbeiten werden sich noch weit ins neue Jahr ziehen. Die Ressourcenknappheit, die viele Branchen plagt, hat auch vor der Bahn nicht haltgemacht - etwa bei Stahl, Kunststoffen und Aluminium. Zeitweise waren auch keine Schienen mehr zu haben: "Lieferengpässe sind ein Problem, das uns im letzten Vierteljahr stark beschäftigt hat", so Thürer. "Einen Teil der Leistungen, die für die Inbetriebnahme nicht wesentlich sind, werden wir noch im nächsten Halbjahr umsetzen müssen." Hier und da fehlen beispielsweise noch Elemente der Lärmschutzwand. Auch der Parkplatz vor dem Bahnhofsgebäude wird noch für die Baustelleneinrichtung benötigt, so dass er bis voraussichtlich zum zweiten Quartal nicht zur Verfügung steht. Ausgenommen davon sind Radler: Die Fahrradständer sollen bereits im Laufe der kommenden Woche wieder vollständig genutzt werden können. Für den schmalen Parkplatz an der B13 fehlt noch die Vorsatzschale aus schallabsorbierenden Ziegeln, weil die Unterkonstruktion aus Edelstahl auf sich warten lässt. Auch hier, so Thürer, kann es gut und gerne das zweite Quartal werden, ehe der Parkplatz für Pendler wieder verfügbar ist. Bis Februar wird es auch noch dauern, bis die neue Zugangstreppe vom Solarcarport zum Bahnsteig freigegeben werden kann. Und ab März soll dann der Durchgang zum Bahnsteig nördlich das Bahnhofsgebäudes wieder frei sein. Zuvor muss nach der Demontage des alten Relais-Stellwerks der dortige Anbau abgerissen werden.

Die wichtigsten Dinge sind aber geschafft: der Bau von zwei Durchfahrtsgleisen für ICE und eines 740 Meter langen Auszugsgleis Richtung Reisgang, auf dem sich langsame Züge überholen lassen können. Damit sollen ICE mit 160 Kilometern pro Stunde durch den Bahnhof fahren können. Mit der Einführung des European Train Control Systems (ETCS) in den kommenden Jahren soll sogar Tempo 190 auf dem Streckenabschnitt durch den Landkreis möglich sein. "Betrieblich ist das für uns ein Quantensprung", so Thürer. Und den lässt sich die Bahn einiges kosten: 60 Millionen Euro investiert der Konzern nach eigenen Angaben.

Angesichts dieser Summe ist seit April 2020 trotz der ausstehenden Restarbeiten viel passiert: Erst wurde das Gleisbett im südlichen Bereich des Bahnhofs verbreitert. Im nächsten Schritt baute man den alten Bahnsteig 1 sowie die Mittelbahnsteige zurück, ehe die Gleise 1 bis 4 neu gelegt werden konnten. Dann folgten eine neue Oberleitungsanlage, Lärmschutzwände, eine Überdachung am Bahnsteig, Signalanlagen und als Herzstück das Elektronische Stellwerk samt neuer Leit- und Sicherungstechnik. Auch die Gütergleisanlage wurde komplett erneuert - einschließlich neuer Rampen, mit denen die Schellermühle als Hauptkunde schneller entladen können soll.

PK

Die Sperrung bis 22. November

Am Montag, 22. November, sollen die Hauptbauarbeiten am Pfaffenhofen Bahnhof nach anderthalb Jahren Bauzeit abgeschlossen sein. Vor der Inbetriebnahme braucht es ab diesem Mittwoch aber noch eine weitere fünftägige Komplettsperrung der Bahnstrecke zwischen München und Nürnberg. Diese Sperrpause wird nach Auskunft der Deutschen Bahn von Mittwoch, 17. November (1.30 Uhr), bis in die frühen Morgenstunden des Montags, 22. November (3.30 Uhr), dauern. Wie berichtet werden in dieser Zeit die Regionalzüge durch den Landkreis Pfaffenhofen zwischen den Bahnhöfen Baar-Ebenhausen und Reichertshausen durch Busse im Schienenersatzverkehr ersetzt. Im Fernverkehr besteht zwischen?Nürnberg und München zweistündlich die Möglichkeit, über Augsburg zu fahren. Die Regionalzugverbindung Nürnberg-Augsburg wird dazu bis München verlängert. Wie die Bahn mitteilt, sind die Fahrplanänderungen bereits in der Fahrplanauskunft im Internet sowie an den Fahrkartenautomaten eingearbeitet.

PK


Michael Kraus

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