Pfaffenhofen
Feiernde Muslime und Islamgegner

Zeitgleich zum Eröffnungsfest der Moschee: "Die Freiheit" veranstaltet Protestkundgebung

03.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:14 Uhr

Arbeiter legen letzte Hand an am religiösen und kulturellen Zentrum der türkisch-islamischen Gemeinde. Am Samstag nächster Woche findet die Eröffnungsfeier statt - und zeitgleich eine Kundgebung von Moscheegegnern - Foto: Kraus

Pfaffenhofen (PK) Ein Festtag für die türkisch-islamische Gemeinde: Am Samstag nächster Woche werden die Moschee und das Kulturzentrum an der Hohenwarter Straße eröffnet. Etwas getrübt wird die Feierstimmung durch die Nachricht, dass zeitgleich eine Anti-Moschee-Kundgebung stattfindet.

Am 13. Juni ab 13.30 Uhr bittet die türkisch-islamische Gemeinde geladene Gäste und die Öffentlichkeit zum offiziellen Festakt. Erwartet werden der türkische Konsul, ein Kulturattaché der Botschaft und Abgesandte des Kölner Ditib-Dachverbands sowie Vertreter von Kirchen und Kommunalpolitik.

Die Kreisstadt muss sich an diesem Tag aber noch auf weitere Besucher einstellen, die ebenfalls wegen der Moschee-Eröffnung kommen – sich aber bestimmt nicht zu den feiernden Muslimen gesellen werden: Auf den Münchner Rechtspopulisten und Islamgegner Michael Stürzenberger und Anhänger seiner Kleinstpartei „Die Freiheit“. Diese Gruppierung hat, wie Stadt und Landratsamt bestätigten, für den 13. Juni eine Kundgebung angemeldet, die unter Auflagen genehmigt wurde. Ein Demonstrationszug findet aber nicht statt, wie Landratsamts-Pressesprecher Karl Huber betont. Ursprünglich wollten die Organisatoren in unmittelbarer Nähe zur Moschee einen Infostand aufstellen, teilte der derzeit amtierende Bürgermeister Roland Dörfler (Die Grünen) mit. Weil die Gefahr bestand, dass die Eröffnungsfeier durch die Kundgebung beeinträchtigt würde, sei dieser Standort abgelehnt worden. Nach einer Besprechung mit den Antragstellern, Vertretern der Stadt, des Landratsamtes und der Polizei sei genehmigt worden, dass „Die Freiheit“ einen Infotisch und einen Pavillon auf einem freien Grundstück auf der Südseite der Hohenwarter Straße, etwa 150 Meter von der Moschee entfernt, aufstellen dürfte. Zur Kundgebung mit drei bis vier Rednern, darunter voraussichtlich auch Stürzenberger selbst, würden etwa 30 bis 40 Personen erwartet, so Huber. Die Redner dürften kein Megafon, aber eine Lautsprecheranlage nutzen, sagte er. Allerdings dürfe es zu keiner Dauerbeschallung kommen, hieß es aus Rathaus und Landratsamt. Nach zehn oder 15 Minuten müssten die Reden durch Pausen unterbrochen werden. Zudem werde auf „angemessene Lautstärke“ geachtet, versicherte 3. Bürgermeister Dörfler: „Sonst wird denen der Saft abgedreht.“

Dörfler geht davon aus, dass der Standort der Kundgebung weit genug von der Moschee entfernt ist, sodass die Eröffnungsfeier nicht gestört wird. „Wir haben Demokratie und Meinungsfreiheit, also muss auch so etwas genehmigt werden“, sagt Dörfler, der aber kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es um seine persönliche Bewertung der Kundgebung geht: „Die Moschee wurde von Mitbürgern gebaut, die voll bei uns integriert sind. Ich finde es furchtbar, dass hier Rechtspopulisten zu einer Veranstaltung hergekarrt werden, die überhaupt nicht zu unserer gastfreundlichen und toleranten Stadt passt.“ Es sei „äußerst bedauerlich“, dass ausgerechnet an diesem Festtag für die türkisch-islamische Gemeinde Stürzenberger in Pfaffenhofen seinen „rechtspopulistischen Schwachsinn verzapfen“ könne. Dörfler wörtlich: „Der Mann hat doch keinen IQ, sondern einen AQ – einen Arschquotienten“.

Der Vorsitzende der türkisch-islamischen Gemeinde, Recep Bal, hat nur begrenztes Verständnis für die Anti-Moschee-Kundgebung: So wie die Religionsfreiheit im Grundgesetz stehe, gelte natürlich auch die Meinungsfreiheit, sagt er. „Sie haben das Recht, zu demonstrieren, aber doch bitte nicht zur gleichen Zeit und in Moschee-Nähe.“ Das solle doch ein festlicher Tag sein, sagt Bal. Störungen wären da beschämend. Die Kundgebung der „Freiheit“ könnte übrigens auch Gegendemonstranten auf den Plan rufen: Beim Landratsamt ist zwar noch kein entsprechender Genehmigungsantrag eingegangen, doch das Bündnis „Pfaffenhofen gegen Rechts – Bürger für Toleranz“ trifft sich jedenfalls am Montag um 20 Uhr im Pfaffelbräu zu einer Besprechung zu diesem Thema.