Pfünz
Faszinierende Einblicke ins All

Bereits zum 22. Mal fand das Bayerische Teleskopmeeting in Pfünz statt

02.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:24 Uhr
Spektakuläre Aufnahmen sind den Amateurastronomen auch diesmal wieder gelungen. Dieses Bild von Mona Wischerhoff zeigt eine BiColor-Aufnahme des sogenannten Sturmvogels im westlichen Teil des Cirrus-Nebels im Sternbild Schwan. Er wurde als NGC 6960 im New General Catalogue aufgenommen. Der Nebel ist ein Überrest einer Supernova, die vor etwa 8000 Jahren stattfand. Er ist gut 1500 Lichtjahre entfernt und hat eine Winkelausdehnung von etwa 3°30' x 2°40' mit einer scheinbaren Helligkeit von 7 Magnituden.Die Aufnahme wurde mit einer speziellen Astro-Kamera ( ASI 1600mmc) und dazugehörigen optischen Filtern (H? und OIII) erstellt, die an ein Newton-Spiegelteleskop (750mm Brennweite und 150mm Öffnung) montiert waren. Die Gesamtbelichtungszeit beträgt etwa drei Stunden. −Foto: Mona Wischerhoff

Pfünz (EK) Am Wochenende gingen auf dem Osterberg bei Pfünz wieder die Lichter aus.

Was für die meisten etwas bedrohlich klingen mag, sind für die Astronomiefreunde aus Ingolstadt und aus ganz Deutschland die perfekten Bedingungen, denn auf Streulicht aus der Umgebung können die Sternengucker gerne verzichten.

Bereits am Donnerstag reisten die ersten Hobby-Astronomen an um sich auf dem Pfünzer Osterberg einen guten Platz für sich und ihre Teleskope zu sichern. Bereits zum 22. Mal fand dort am Wochenende das  Bayerische Teleskopmeeting (kurz BTM) statt.

Mit seiner mittlerweile über 20-jährigen Geschichte gilt das bayerische Teleskopmeeting als größtes amateurastronomisches Event in Bayern, welches jedes Jahr viele Sternenfreunde und Astronomieinteressierte aus ganz Deutschland nach Pfünz lockt. So kann man es auf der Homepage der Astronomiefreunde Ingolstadt lesen und in Pfünz auch hautnah erleben. "Wir, die Astronomiefreunde Ingolstadt als gemeinnützige Interessensgemeinschaft setzen uns dafür ein das BTM fortzuführen und Interessierten einen Einblick in die Astronomie zu geben", so Manfred Steidler als Mitverantwortlicher. Bereits am Donnerstag hat sich der Zeltplatz auf dem Osterberg mit gut 30 Astronomiefreunden wieder in einen großen Campingplatz mit verschiedensten Gerätschaften zur Beobachtung von Sternen und Planeten gefüllt, bis zum Samstag waren es dann knapp 100. Mit den diversen Teleskopen, oftmals selbstgebaut, werden Millionen Lichtjahre entferne Galaxien bestaunt. Neben einem entsprechenden Teleskop ist natürlich ein wolkenfreier Himmel - "Clear Sky" wie ihn sich die Astronomen wünschen - die wichtigste Voraussetzung. Diese war in diesem Jahr erfüllt, wie Manfred Steidler bestätigt und der berühmte "Pfünzer Wolkenschieber", die Geheimwaffe gegen schlechtes Wetter, war wenn dann nur für den Durst zwischendurch in den lauen Nächten oder zur Erfrischung tagsüber bei sommerlichen Temperaturen notwendig.

Ein Objekt, welches vor allen bei Neulingen immer großes Erstaunen auslöst, ist der Planet Saturn. Dieser Planet, der von einem Ring umgeben ist, war es auch, der Manfred Steidler für die Astronomie gefangenen nahm. "Ich habe mir damals ein günstiges Teleskop im Supermarkt gekauft, nach einem hellen Objekt im Himmel gesucht und habe tatsächlich den Saturn gesehen. " Nach einer solchen Erfahrung weiß man, dass sich der Blick durchs Teleskop lohnen kann. Doch nicht nur mit zunehmender Dunkelheit können Objekte außerhalb des Sonnensystems und weit entfernte Galaxien beobachtet werden, auch untertags sind die Astronomiefreunde am Osterberg aktiv. Neben einem vorübergehend aufgestellten Planetenweg in Pfünz, welcher die Dimensionen unseres Sonnensystems aufzeigt, hatten Besucher die Möglichkeit, tagsüber die Sonne zu beobachten.

Manch einer denkt sich vielleicht, die Sonne sieht man jeden Tag, das ist nichts Besonderes. Doch wer sie schon einmal mit einem Teleskop aus der Nähe betrachtet hat, gesehen hat, wie leuchtende Bögen aus der Oberfläche schießen, wird anders darüber denken. Hierzu werden Teleskope mit speziellen Filtern benutzt, die die gefahrlose Beobachtung von sogenannten Sonnenflecken ermöglichen. "Mit einem normalen Fernrohr oder Feldstecher ohne speziell für die Sonnenbeobachtung zugelassene Filter kann und darf man nicht in die Sonne schauen", betont Steidler, "dies kann zur sofortigen Erblindung führen. " Außerdem konnte auch in Pfünz ein Spezial-Fernrohr bewundert und genutzt werden, welches nur das Licht einer einzigen roten Wasserstofflinie zeigt und so ungeahnte Details auf der Sonne sichtbar macht wie etwa die Protuberanzen, gewaltige Explosionen auf der Sonnenoberfläche. Als Experte war hier 72-jährige Dietmar Mondon von der Sternwarte in Aalen, welcher 17 Jahre in der Sonnenforschung in Japan gearbeitet hat, vor Ort und gab auch den Besuchern beeindruckende Einblicke in die Welt der Sonnenspektroskopie mit jeder Menge Hintergrundwissen. Mit seinem Sonnen-Spektroskop mit H-Alpha "Fernsehen" konnten die Besucher die gewaltigen Explosionen (Protuberanzen) mit bloßem Auge am Bildschirm erkennen.

Neben dem regen Austausch zwischen den Sternenguckern aus Bayern und ganz Deutschland war es den Veranstaltern auch in diesem Jahr wieder wichtig, Besucher für ihr Hobby zu begeistern, was ihnen mit einem abwechslungsreichen Programm sicherlich bei dem einen oder anderen gelungen ist.

Kerstin Kleinhans