Familie und Beruf unter einen Hut bringen

18.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:39 Uhr

Engagierte Runde: Die Diskussionsteilnehmer überlegten, wie sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen. - Foto: Ploss

Waidhofen (pl) Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ging es im Waidhofener Schützenheim bei einer Podiumsdiskussion. "In dem Moment, wo ich meine Kinder abgebe, gebe ich einen Teil der Erziehung ab", meinte Pia Weber vom Schulelternbeirat. Waidhofens Schulleiterin Ingrid Werding sah das nicht ganz so und betonte, dass sich immer mehr Eltern aus der Verantwortung zurückziehen. "Die Hauptpersonen sind die Eltern, die Schule kann dies nicht mehr wettmachen", sagte sie.

Zunächst aber begrüßte Moderator Erich Kothmayr die Diskussionsteilnehmer: Bürgermeister Josef Lechner als Vertreter der Gemeinde und der Verwaltungsgemeinschaft Schrobenhausen, Schulleiterin Ingrid Werding, Kindergartenleiterin Simone Mayr, Elternbeiratsmitglied Pia Weber (Schule) und Elternbeiratsvorsitzender Stefan Mayr (Kindergarten) sowie DJK-Vorsitzender Werner Leib. Bürgermeister Lechner schilderte die Situation von Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus Sicht der Gemeinde und aus Sicht der Arbeitgeber. Dabei sah Lechner die Flexibilität auf Seiten des Arbeitnehmers als wichtige Grundvoraussetzung an. Als Beispiel nannte Lechner die Verwaltungsgemeinschaft Schrobenhausen, die nicht nur in ihrer Rolle als öffentlicher Dienstleister Vorbildfunktion habe, sondern bereits flexible Arbeitszeiten anbiete. Aus Sicht der Gemeinde könne man jedoch viele Punkte nicht realisieren, da es an der Finanzierbarkeit scheitere, räumte Lechner ein.

Waidhofens Schulleiterin Ingrid Werding grenzte die Thematik aus Sicht der Schule ein: "Es geht im Wesentlichen um die rein zeitliche Beaufsichtigung der Kinder und um den Übergang", sagte sie. Die zeitliche Beaufsichtigung beinhalte dabei beispielsweise die Früh-, Mittags- und Nachmittagsbetreuung. Das Thema Übergang beinhalte den Übergang vom Kindergarten in die Grundschule und den Übergang von der Grundschule in weiterführende Schulen.

Auch Kindergartenleiterin Simone Mayr berichtete von der immer größer werdenden Erwartungshaltung der Eltern an den Kindergarten und erinnerte an die Mitwirkungspflichten der Eltern. Hier sprach Simone Mayr vor allem die geringe Zahl an Rückmeldungen an, wenn Umfragen gemacht werden. "Wie soll man denn da einen richtigen Bedarf ermitteln, wenn sich keiner meldet", ärgerte sich Bürgermeister Lechner.

Aus einer ganz anderen Sicht sah Werner Leib, Vorsitzender des DJK-Sportvereins, die Angelegenheit: Eine Betreuung von Kindern könne er im Verein nur durch ehrenamtliche Bereitschaft seiner Mitglieder organisieren und dies erfordere auch eine Vereinbarkeit mit dem Beruf, da er für alle Trainingseinheiten Übungspersonal benötige. "Und dies ist nicht immer einfach" betonte Leib.

Da gab ihm auch die Schulleiterin recht: "Das Projekt Sport nach 13 Uhr, also die Kinder am Nachmittag durch Sportvereine sinnvoll aufzufangen, war schwierig", sagte sie. "Es ist extrem schwierig, zwischen 13 und 15 Uhr ehrenamtliche Übungsleiter für Sportstunden zu finden", ergänzte Werner Leib.

Bürgermeister Josef Lechner unterstrich zum Schluss nochmals die Wichtigkeit der Kinderbetreuung für die Gemeinde: "Wenn eine junge Familie einen Baugrund erwirbt und deshalb verschuldet ist, dann arbeiten oft beide Elternteile", sagte er. Eine Kinderbetreuung sei deshalb wichtig, um die Attraktivität einer Gemeinde langfristig zu sichern. "Nur – wenn wir mehrere hundert Fragebögen verschicken und es kommen nur ein paar wenige zurück – dann müssen wir davon ausgehen, dass alles passt", kritisierte der Bürgermeister das mangelnde Interesse an solchen Umfragen.