Donauwörth
Fahrradstellplätze müssen her

Einigkeit bei Fachtagung: Bike+Ride-Offensive der Bahn gelingt nur mit entsprechendem Angebot

11.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:36 Uhr
Wenn das Stellplatzangebot für Fahrräder stimmt, wird es genutzt - wie hier am Hauptbahnhof in Ingolstadt. −Foto: Eberl

Donauwörth (DK) Mit dem Fahrrad zum Bahnhof, mit dem Zug zur Arbeit - diese Kombination würde Bayerns Straßen gewaltig entlasten. Allerdings fehlen an etwa der Hälfte der Bahnhöfe im Freistaat ausreichende Stellplätze. Wie dies verbessert werden kann, war gestern Thema einer Fachtagung in Donauwörth. Bahn, Kommunen und Regierung kooperieren.

Mehr als 130 kommunale Vertreter und Entscheidungsträger - darunter aus Ingolstadt, Eichstätt und Schrobenhausen - nahmen an der Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK), der Deutschen Bahn (DB), des bayerischen Bauministeriums, des ADFC sowie der Stadt und VHS Donauwörth teil. Die AGFK fordert eine "Prozessbeschleunigung bei der Errichtung von Fahrradabstellanlagen" an Bahnhöfen und die Schaffung von 10000 Plätzen je Jahr - nicht 4000, wie im Radverkehrsprogramm 2025 verankert.

Die Bahn sieht die Bedeutung des Themas ebenso: "Fahrradstellplätze im Bahnhofsumfeld sind ein wichtiger Schlüssel für die umweltfreundliche Anfahrt zum Zug", erklärte Andreas Rudolf, Regionalleiter Süd bei der DB Station & Service AG. Die Bike+Ride-Offensive der Bahn sehe vor, bis 2022 deutschlandweit bis zu 100000 neue Stellplätze zu installieren - "viele davon in Bayern". Die Kommunen würden dabei vom Bund mit 40 Prozent der förderfähigen Kosten unterstützt.

Rudolfs Erläuterungen zur Standardisierung der Stellplätze, teils ohne Überdachung, stießen in der Runde auf Skepsis. Es gehe nicht allein um die Menge, die Anlagen müssten auch den Ansprüchen gerecht werden. Was heute gut sei, könne morgen überholt sein. "Überdacht, gesichert, beleuchtet - das ist der absolute Standard", hieß es. E-Bikes würden bei dem Ausbauprojekt offenbar vergessen, "keiner stellt sein 3000-Euro-Bike in eine nichtüberdachte Anlage". Die Stellplatzoffensive müsse E-Bikes, Kinderanhänger und Lastenfahrräder ebenso berücksichtigen, gaben die Tagungsbesucher dem DB-Vertreter mit. "Da ist noch Luft nach oben."

Und wie will die bayerische Staatsregierung den Radverkehr fördern? Amelie Ganslmeier vom Ministerium für Wohnen, Bau und Verkehr sprach davon, dass der Autoanteil auf den Straßen weiter dominiere, obwohl rein statistisch fast jeder Einwohner Bayerns ein Fahrrad besitze. Nur ein Drittel nutze es jedoch regelmäßig, ebenso viele würden sich nie in den Sattel schwingen. Als wesentliche Radfahrbarriere nannte die Ministerialrätin das Fehlen sicherer Abstellanlagen. Die Zuständigkeit für Bike+Ride-Anlagen liege bei den Kommunen, der Freistaat stelle aber zusätzlich zum Bund Fördermittel von 300 (nicht überdacht) bis 1300 Euro (Fahrradstation) pro Platz bereit. "Die Bezirksregierungen sind dafür die richtigen Ansprechpartner."

Gute Anlagen sollten benutzerfreundlich erreichbar, möglichst überdacht sein und hohe soziale Sicherheit bieten, sagte Ganslmeier. Es wäre schön, wenn man auch Abstellplätze für E-Bikes und Lastenräder hätte, nahm sie den Faden aus dem Publikum auf. Die Tagungsteilnehmer aus ganz Bayern konnten sich anschließend über die Förderkonditionen informieren.

Für Eichstätts Oberbürgermeister Andreas Steppberger war die Angelegenheit wichtig genug, selbst zu erscheinen. "Wir sind in der glücklichen Lage, dass bei uns der neue zentrale Omnibusbahnhof direkt am Stadtbahnhof liegt. Dort gibt es bereits zahlreiche Stellplätze, und wir werden mit den Fördermitteln weitere dazu bauen. Dabei haben wir auch Fahrradboxen im Visier, um E-Bikes sicher aufbewahren zu können."

Ingolstadt will das Förderangebot ebenfalls nutzen. "Momentan gibt es 1080 Stellplätze am Hauptbahnhof", sagte der Fahrradbeauftragte der Stadt, Konrad Eckmann, gestern bei der Tagung. "An der Kulturhalle sollen 30 weitere entstehen. Am Nordbahnhof mit derzeit 330 Stellplätzen werden rund 300 dazukommen." Tanja Jenter, Umweltbeauftragte in Schrobenhausen, berichtete von derzeit 150 Abstellplätzen am Bahnhof der Lenbachstadt. "Wir haben die Offensive zum Anlass genommen, das zu verdoppeln. Die Tagung hat mich auf weitere Fördermittel aufmerksam gemacht. Der Radverkehr hat in Schrobenhausen einen hohen Stellenwert. Bürger der Stadt, die aufs E-Bike umsteigen, erhalten 100 Euro Zuschuss von der Kommune." Örtliche Händler würden weitere 100 Euro drauflegen.

Horst Richter