München (DK) Es soll ein "Quantensprung in Sachen Kundenservice" werden: Ab Sommer rüstet die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ihre U- und Straßenbahnen mit rund 2100 Doppel-Bildschirmen aus.
Das Bordfernsehen, das in Berlin oder Hamburg längst Realität ist, soll dann endlich auch die Pendler an der Isar beglücken. Ein erster Versuch zur Einführung eines entsprechenden Systems in den U-Bahnzügen war 2003 gescheitert. Der damalige MVG-Partner hatte Insolvenz anmelden müssen. Lange Zeit passierte nichts – obwohl 74 Prozent der Fahrgäste das Angebot positiv beurteilt hatten.
Das neue Angebot, bei der MVG "Fahrgast-TV" genannt, besteht aus zwei Komponenten. Der linke Monitor ist reserviert für Fahrgast-Informationen, der rechte für einen Mix aus Nachrichten, Unterhaltung und Werbung. Mit dem System will MVG-Chef Herbert König seinen Kunden die "gefühlte Fahrzeit verkürzen".
Regionale Nachrichten
Er freut sich, nun einen Partner gefunden zu haben, "der über zehn Jahre Erfahrung verfügt und in der Berliner U-Bahn das größte Infotainment-Netzwerk im öffentlichen Nahverkehr betreibt". Die Inhalte liefert die "Berliner Fenster GmbH", die ein eigenes Studio in München einrichten will. In dem sollen Sendeschleifen von einer Viertelstunde in Kooperation mit regionalen Nachrichtenanbietern produziert werden. Noch ist unklar, mit welchen Medien die Berliner Firma kooperieren will.
Das tonlose Programm soll mehrmals täglich aktualisiert und über ein neues Funksystem an die Züge übertragen werden. Andreas Orth, Geschäftsführer der "Berliner Fenster GmbH" verspricht: "Die Qualität der Nachrichten steht für uns an erster Stelle." Die Werbung, an der auch die MVG verdienen soll, darf laut Vertrag nicht mehr als 20 Prozent des Infotainment-Programms ausmachen, weitere 15 Prozent sollen mit MVG-Botschaften gefüllt werden.
6,5 Millionen Euro Kosten
Zu den Fahrgast-Informationen auf dem anderen Bildschirm zählen etwa der Linienverlauf mit Endstation, die nächste Haltestelle mit Umsteigemöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten sowie die Uhrzeit. In einer zweiten Stufe sollen minutengenaue Echtzeit-Informationen über Anschlussmöglichkeiten angezeigt werden. Weiterhin ist eine Laufband-Zeile vorgesehen, die bei Bedarf von der MVG-Zentrale mit aktuellen Störmeldungen gefüllt werden kann.
Die serienmäßige Ausrüstung der 358 U-Bahnzüge und 102 Trambahnen kostet die MVG 6,5 Millionen Euro und soll in der zweiten Jahreshälfte beginnen. Noch läuft eine europaweite Ausschreibung für den Bau die Bildschirme. In jedem U-Bahn-Wagen, der noch mindestens zehn Jahre fährt, werden vier, in den Straßenbahnen bis zu acht Doppelmonitore Rücken an Rücken installiert. Gleichzeitig erhalten die Züge auch Kameras zur Videoüberwachung und neue Bordrechner. Bis 2014 sollen sämtliche in Frage kommenden U- und Straßenbahnen mit Bildschirmen ausgestattet sein.
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