Ingolstadt
Eventhalle kämpft sich durch die Pandemie

Planen, absagen, umbuchen: Corona hat die Ingolstädter Veranstalter mit voller Härte getroffen

18.01.2022 | Stand 25.10.2023, 11:26 Uhr
Lichte Reihen in der Eventhalle: Wo normalerweise das Publikum dicht an dicht sitzt, sind aktuell große Lücken nötig um die erforderlichen Abstände einzuhalten. Die Geschäftsführer der Eventhalle Birgit Giesl und David Krebs kämpfen sich mit viel Kreativität durch die Pandemie. −Foto: Schoch

Ingolstadt - Die Coronakrise hat die beiden Geschäftsführer der Ingolstädter Eventhalle Birgit Giesl und David Krebs brachial erwischt.

Das Leben in der beliebten und überregional bekannten Veranstaltungshalle im Westpark stürzte von Einhundert auf Null. Mit viel Kreativität und neuen Ideen kämpfen sich die beiden Eventmanager durch die Pandemie.

Es gibt nicht viele, die sich über die Coronakrise freuen. Toni gehört aber zweifelsohne dazu. Denn so viel Aufmerksamkeit erhielt die Hündin von Birgit Giesl schon lange nicht mehr wie während den vergangenen rund zwei Jahren. Für die meisten allerdings dauert die Coronakrise schon viel zu lange. So natürlich auch für Giesl selbst und Geschäftspartner David Krebs.

Eine Auslastung von 25 Prozent rechnet sich nicht

Die Ingolstädter Eventhalle erscheint unwirklich. Stühle in Zweierreihen sind platziert, dazwischen mindestens 1,5 Meter Abstand. "Bei der letzten Veranstaltung hieß es: Ausverkauft mit 85 Leuten", sagt Giesl und lacht bitter, während sie das Wort "Ausverkauft" nochmals extra betont. "Es steht ein Künstler auf der Bühne, vor ihm die lichten Reihen. Das wirkt komisch und trostlos", ergänzt Krebs. Von der Eventhalle ist man andere Sachen gewohnt. Ausverkaufte Hallen. Stimmung. Party. Besondere Konzerte. Bekannte Künstler. Seit rund zwei Jahren herrscht nun Leere. Die aktuelle 25-Prozent Regel ergibt für die beiden Veranstalter keinen Sinn. "Ein Viertel der möglichen Auslastung rechnet sich nicht", sagt Krebs. "Ab 50 Prozent könnten wir anfangen zu leben. "

Aber wann die aktuellen Regelungen wieder gelockert werden, weiß keiner. "Wir erleben derzeit ein Déjà-vu", erzählt Krebs. "Wir hatten im vergangenen Jahr gedacht: Jetzt noch den Sommer und ab Herbst können wir wieder loslegen. Nun sind wir wieder in derselben Situation und wissen nicht, wie es weitergeht. "

Die Überbrückungshilfen des Bundes retteten die Eventhalle - das geben Giesl und Krebs unumwunden zu. "Sonst wären wir jetzt nicht mehr da", sagen sie. Aber die beiden Ingolstädter kämpfen und warten nicht untätig auf das Ende der Pandemie. "Wir haben früh mit Streaming-Projekten begonnen. Dann folgten Outdoor-Konzerte und die Picknicknächte", zählen sie auf. "Wir haben immer viel gearbeitet, aber im Vergleich dazu kam wenig bis nichts dabei herum. " Die größten Zeitfresser waren beispielsweise die Verschiebungen der bereits terminierten Konzerte. "Man strickt den Schal bis zum Schluss und dann trennt man ihn wieder auf", veranschaulicht die 43-Jährige, wie es sich anfühlte, Veranstaltungen zu planen, um sie dann wieder abzusagen.

Durch die Coronakrise fiel auch ihr eigenes Jubiläum aus. Denn im Dezember 2011 übernahmen Giesl und Krebs die Eventhalle im Westpark. Es war soetwas wie die logische Konsequenz aus ihren vorherigen Tätigkeiten und Engagements. "Wir haben in Bands gespielt und uns im Rahmen dessen selbst darum bemüht, aufzutreten", erinnert sich Krebs. Aus dem Hobby entstand dann mehr. Der 49-Jährige schloss eine Ausbildung als Musikkaufmann ab und absolvierte Praktika bei Labels. 1999 gründete er eine kleine Firma, nahm mit Bands Musik auf, brachte CDs heraus und hatte einen Plakatierservice. "Zu dieser Zeit hatte ich mich immer irgendwo mit als freier Veranstalter eingemietet. Irgendwann habe ich gesagt: Es muss jetzt eine Halle her", erzählt Krebs. Dann sah er, dass die Eventhalle frei ist. Seither haben Giesl und Krebs die Halle gepachtet.

In den vergangenen zehn Jahren sind auf der dortigen Bühne zahlreiche bekannte und renommierte Künstler gestanden. Sängerin Christina Stürmer beispielsweise, Rapper Alligatoah, die Kabarettisten Serdar Somuncu und Florian Schroeder oder die Band Kristall. Vor Corona fanden in der Eventhalle bis zu 150 Veranstaltungen pro Jahr statt. Davon sind Giesl und Krebs aktuell weit entfernt. Sie planen kurzfristig. "Länger als vier Wochen im Voraus haben wir uns abgewöhnt groß zu planen", erzählen sie. "Alles erfolgt recht kurzfristig. Man lernt schneller zu arbeiten in Corona-Zeiten. "

Ticketverkauf ist wieder eingebrochen

So hängen vor der Eventhalle aber bereits viele Ankündigungen. Auch für den Februar sind noch einige Veranstaltungen terminiert. Unklar, ob diese tatsächlich auch stattfinden. Der Ticketverkauf ist jedenfalls nach einem kurzen Zwischenhoch im Oktober und November wieder eingebrochen. Was bleibt? Giesl und Krebs schauen nach vorne. Die Picknicknächte soll es in diesem Jahr erneut geben, eventuell in einer etwas verkleinerten Form. Das Projekt Bambadu, ein Tollwood-Festival für Ingolstadt, mit den Veranstaltern des Taktraumfestivals, ist angedacht. Dazu weitere Outdoor-Konzerte und Festivals, wie das "PHNX Rising"-Festival im Juli sind geplant und das Open-Air ,Live im Tilly'. Und eine neue Bierkreation mit Nordbräu soll die heißen Tage künftig erfrischen. Das herbe Helle mit dem Namen "Glugg" soll ab dem Sommer die perfekte Kombination für Partys, Konzerte und Festivals sein. Giesl und Krebs hoffen jedenfalls auf Normalität und darauf, dass sie bald wieder ihrer Leidenschaft und Berufung nachgehen können. Das sehnt sich inzwischen jeder herbei - mit Ausnahme vielleicht von Hündin Toni.

DK

Timo Schoch