München/Schrobenhausen
Es fehlt an Helfern und an Sonne

Spargelerzeuger ziehen eine durchwachsene Zwischenbilanz der Saison - bleiben aber optimistisch

17.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:03 Uhr
Sebastian Schwarzenböck
Es hatte alles so gut angefangen: Aufgrund des warmen Wetters im Frühjahr konnte vielerorts früh mit der Spargelernte begonnen werden. Doch der Mai ist zu kalt. −Foto: Büttner/dpa

München/Schrobenhausen (DK/dpa) Die Spargelbauern in Bayern haben Schwierigkeiten, genügend Erntehelfer zu finden.

"Die Lage ist dieses Jahr denkbar schlecht", sagte Miriam Adel vom Spargelerzeugerverband Franken. Viele Erntehelfer seien erst kurz vor Saisonbeginn gefunden geworden. Eine Entwicklung die sich laut Adel schon länger abzeichnet: "In den letzten fünf Jahren wurde es immer schwieriger, Erntehelfer zu bekommen". Vor allem die Zahl der Arbeiter aus Polen ist rückläufig, wie es weiter heißt. "Bis vor zehn Jahren waren fast ausschließlich Polen im bayerischen Spargelanbau beschäftigt. Heute sind sie fast eine Seltenheit."

Auch die Erzeuger aus dem Raum Schrobenhausen haben durchaus mit einer aufwendigeren Suche nach Saisonarbeitern zu kämpfen. "Das wird schon schwieriger", erklärte Peter Strobl, Geschäftsführer des Spargelerzeugerverbands Südbayern, am Freitag gegenüber unserer Zeitung. Doch von einem Notstand könne derzeit noch nicht die Rede sein. Einen Rückgang bei den Erntehelfern beobachtet auch das Landwirtschaftsministerium. Als Grund für den Mangel verweist das Ministerium auf das große Arbeitsangebot, aus dem Osteuropäer heute wählen könnten.

Eine Sprecherin erklärte in München: "Gesucht sind Tätigkeiten mit besserer Bezahlung, körperlich leichtere Arbeiten oder Branchen, die ganzjährig Arbeit bieten." Viele Herkunftsländer bieten außerdem immer mehr eigene Arbeitsplätze, wie beispielsweise in Rumänien die Autozulieferindustrie.

Die Bundesagentur für Arbeit steht bereits im Kontakt mit verschiedenen Ländern, um mehr Saisonarbeitskräfte für den Einsatz auf deutschen und bayerischen Feldern gewinnen zu können. Wie die Behörde am Freitag mitteilte, haben "Anfang 2019 erste konkrete bilaterale Gespräche mit den ausländischen Arbeitsverwaltungen für entsprechende Vereinbarungen begonnen". Für eine grenzüberschreitende Arbeitsvermittlung müssten zunächst viele Einzelfragen geklärt werden. "Dies erfolgt mit großer Sorgfalt und benötigt entsprechend Zeit", so eine Sprecherin.

Dem Bayerischen Bauernverband zufolge macht sich der Arbeitskräftemangel bei den Preisen für den gerne auch als "Königliches Gemüse" bezeichneten Spargel noch nicht bemerkbar. Ein deutlich gewichtigerer Faktor ist hingegen das bisher nicht optimale Wetter. Peter Strobl vom Erzeugerverband Südbayern zieht eine recht gemischte Bilanz der bisherigen Saison: "Wir hätten uns natürlich mehr Sonne gewünscht", sagte er auf Anfrage unserer Zeitung. Auch die Erträge der Schrobenhausener Erzeuger seien im Vergleich zum Vorjahr rückläufig, wie er konstatieren muss. Aber abschreiben möchte er die Saison noch nicht: "Wir hoffen nun auf gutes Wetter in den verbleibenden Wochen", so Strobl. Wenn die Witterung sich so entwickle, wie man sich das beim Erzeugerverband vorstellt, dann könne es noch eine ordentliche Saison werden, gab er sich durchaus optimistisch. Und für eine endgültige Bilanz sei es natürlich ohnehin viel zu früh.

Ganz ähnlich ist die Stimmung in anderen Anbaugebieten. Dank milder Temperaturen konnte die Ernte in Niedersachsen, NRW oder Rheinhessen heuer früh beginnen. Doch auch hier hätten die niedrigen Temperaturen im Mai das Spargel-Wachstum gebremst, sagte etwa Rolf Meinhardt, Vorsitzender des Arbeitskreises Spargel Südhessen.
 

Sebastian Schwarzenböckund