Greding
Es droht die Streichung von bis zu drei Stellen

Synode des evangelischen Dekanats Weißenburg will mit weniger Personal mehr Jugendliche erreichen

16.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:57 Uhr
Ein Geschenk als Dank für seine Arbeit erhält der scheidende stellvertretende Dekan Frank Zimmer von seiner Chefin. −Foto: Leykamm

Greding/Thalmässing - Die genaue Stellenzuschreibung erfolgt zwar erst im Januar des nächsten Jahres, doch warf sie bei der Synodaltagung des evangelischen Dekanats Weißenburg in Weimersheim schon ihre Schatten voraus.

Dekanin Ingrid Gottwald-Weber befürchtet nämlich die Streichung von bis zu 3 von derzeit insgesamt 20,5 Stellen. Zugleich aber ist es die Intention der Synodalen, Jugendliche besser mit dem christlichen Glauben zu erreichen.

Im Gegenzug zu den befürchteten Streichungen erhofft man sich allerdings eine Zuweisung für die Krankenhaus- und Tourismusseelsorge. Doch das ist nur ein schwacher Trost, denn die werde mit maximal einer halben Stelle sehr gering ausfallen.

Das bereits belegte Personalkarussell hat sich in den letzten Monaten indes eifrig weiter gedreht. Mit Frank Zimmer, dem Pfarrer von St. Gotthard in Thalmässing, an der Spitze. Er war bislang stellvertretender Dekan, gab diese Funktion aber ab. Zuvor hatte er Gottwald-Weber während ihrer Zeit im Krankenstand eifrig vertreten, wofür sich die Seelsorgerin mit einem Geschenk bedankte. Zimmers Nachfolger als Stellvertreter der Dekanin ist seit Oktober Ulrich Hardt aus Bergen.

Die Lücke, die er durch diese Veränderung im Dekanatsausschuss hinterließ, wurde jetzt durch Reinhold Friedrich (Burgsalach/Oberhochstatt) geschlossen, er wurde zum geistlichen Vertreter für die Region Jura-Felchbachtal gewählt.

Weitere Abschiede stehen bevor: Dekanatsjugendreferent Frank Schleicher wechselt im April an die Versöhnungskirche der KZ-Gedenkstätte in Dachau, die Alfershausener Pfarrerin Beate Krauß geht im Juni nach Oberferrieden und das Pfarrerehepaar Heckel (Nennslingen) setzt sich im August zur Ruhe.

Die derzeit unbelegte Pfarrstelle in Emetzheim-Holzingen ist weiter ausgeschrieben. Eine bürokratische Hürde verhinderte hier die Neubesetzung: "Es gab zwar einen Interessenten, doch konnte er keine Ordination vorweisen und daher leider nicht eingestellt werden", bedauerte die Dekanin.

Ein Wechsel ergab sich ebenso bei der Betreuung der Verwaltungsstelle Pappenheim, welche auch für das Weißenburger Dekanat zuständig ist. Geleitet wurde sie bislang von Werner Fuchs, der 2019 seinen Ruhestand angetreten hat. Diesen Posten besetzt nun Anne Danner. Für die Besetzung einer neuen pädagogischen Stelle laufe derzeit das Auswahlverfahren.

Für dieses Jahr seien wieder etliche Aktivitäten geplant. In Kürze etwa werde sich eine kleine Delegation nach Leominster in der englischen Diözese Here-ford aufmachen, zu der freundschaftliche Kontakte bestehen. Nun sei das Dekanat bezüglich einer Partnerschaft mit jener Stadt angefragt worden - "trotz Brexit! ", so Gottwald-Weber. Im Oktober ist ein Treffen des Pfarrkapitels mit Theologen der westfälischen Kirche geplant. Heuer startet zudem eine Veranstaltungsreihe zum Thema "Kraftorte".

Ein Schutzort für geflüchtete Frauen und Kinder bleibt weiterhin das Jugendfreizeitenheim in Kattenhochstatt, zumindest bis zum August 2021. Was danach geschieht, "wissen wir nicht", räumte Gottwald-Weber ein. Auch um die Antwort, wie Kirche auf dem Land trotz großer personeller und anderer Herausforderungen attraktiv bleiben kann, muss gerungen werden. Dazu diene Mitte März ein dekanatsweiter Kirchenvorsteherabend.

Trotz allem sprach sich die Dekanin für einen "innerkirchlichen Mentalitätswechsel" aus - "weg von der depressiven Grund- zu einer zukunftsorientierten Aufbruchsstimmung". Es sei nun die Zeit für Teamplayer und Netzwerker.

Als ein solcher versteht sich auch Klaus Neumann, Geschäftsführer für zehn evangelische Kindertagesstätten von Weimersheim bis Greding. Genau diese könnten Botschafter des Glaubens und der Kirche sein, zumal sie beständig weiter wachsen, "da brauchen wir gar keine Werbung". Eine ähnlich Chance für die älteren Kinder sowie die Jugendlichen sah der Dekanatsschulbeauftragte Frank Zimmer bezüglich des Religionsunterrichts. Durch ihn könnten Schüler sämtlicher sozialer Milieus erreicht werden, oft sei er die einzige Gelegenheit, dass diese christlichem Glauben und Tradition begegnen könnten.

Um die Jugendlichen ging es auch im Hauptreferat des Abends von Sebastian Heilmann, Referent für Konzeption und Innovation beim Amt für evangelische Jugendarbeit in Nürnberg. Die bis zu 30-Jährigen hätten eine sehr ambivalente Haltung gegenüber der Kirche, so eine seiner Kernaussagen. Besonders deutlich werde dies bei einer der ganz großen Stärken, die zugleich als Hemmschuh wirke. Denn das kirchliche Engagement für Schwache und Ausgegrenzte führe bei der jungen Generation oft zu der Frage: "Bin ich jemand, um den man sich kümmern muss? " Ein solcher wolle man nicht sein und bleibe gerade deswegen der Institution fern. Trotzdem gebe es Mittel, den Nachwuchs für den Glauben zu gewinnen. "Schaffen wir Orte, wo Gemeinschaft Programm ist! ", empfahl der Referent.

Wichtig sei weniger der pädagogische Ansatz. So sei etwa ein Pfarrerkollege trotz drakonischer Strafandrohungen bei seinen Konfirmanden sehr beliebt gewesen, weil er sich Zeit für seine Schützlinge genommen habe. Dies sei genauso wichtig wie das Vorleben des Glaubens.

lkm