Thalmässing
Erschreckender Blick auf eine Welt aus Plastik

Direktvermarkter legen mit Themenabend den Finger in die Wunde Praktiker geben Tipps zur Vermeidung im Alltag

09.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:12 Uhr

Im Thalmässinger Bunker dreht sich eine Veranstaltung ganz um die Vermeidung von Plastik. - Foto: Tschapka

Thalmässing (tis) Zu einem Abend rund um das Thema Plastik und dessen Vermeidung hatte die Interessengemeinschaft der Direktvermarkter "Produkte rund um Stauf" in den Thalmässinger Bunker eingeladen. Die vielen Besucher bekamen nicht nur jede Menge Infos über Kunststoffe aller Art, sondern erfuhren auch viel Erschreckendes wie gesundheitliche Langzeitfolgen dieses vermeintlich praktischen Stoffes.

Besonders eindringlich wurde das in dem Film "Plastic Planet" des österreichischen Filmemachers Werner Boote deutlich, der zum Beginn über die Leinwand flimmerte. Die Zuschauer begleiteten den Regisseur auf seiner Reise um die ganze Welt, wo er mit Anti-Plastik-Aktivisten sowie Plastiklobbyisten sprach und dabei viel Verstörendes erlebte. Er zeichnete ein düsteres Bild von unserem "Plastikplaneten", auf dem der Kunststoff in all seinen Formen bis in die entlegensten Gebiete vorgedrungen ist. Exemplarisch wurde das vor allem in der Beschreibung der unglaublichen Mengen von Plastikmüll deutlich, die jeden Tag in den Weltmeeren landen, wo sie gravierende Auswirkungen auf das Ökosystem haben.

Nach dem Film kamen mehrere Referenten zu Wort, die sich ebenso wie Regisseur Boote dem Kampf gegen die Plastikflut verschrieben haben. Die Nürnbergerin Anne Mäusbacher hat die Non-Profit-Organisation "beachcleaner.de" gegründet. Dieser Zusammenschluss von Umweltschützern reinigt die Strände von Meeren und Flüssen. Und das ist auch dringend nötig, "denn es dauert rund 50 Jahre, bis sich ein Kaffeebecher im Meer in seine Bestandteile auflöst", sagte Mäusbacher.

Ebenfalls aus Nürnberg stammt Anne Tieseler, die in ihrem Blog "grueneralltag.de" Tipps und Tricks zur Plastikvermeidung im Alltag gibt. Sie und ihr Mann leben seit vier Jahren nicht nur plastik-, sondern praktisch auch müllfrei. Kosmetik und Waschmittel werden zum Beispiel selbst aus Olivenöl hergestellt.

Noch auf der Suche nach einer geeigneten Ladenfläche in Nürnberg für den Verkauf verpackungsfreier Lebensmittel ist Thomas Linhardt. "Zero Hero" soll der Laden heißen, und das wäre dann der erste in Franken überhaupt. Bis jetzt gibt es in Deutschland seit 2014 rund 30 solcher Läden, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen.

Genauso wie Obst und Gemüse aus der Region, wie das von der Biobäuerin Claudia Höps vom Biolandhof Dollinger in Offenbau. Höps ist eine Vertreterin der "Solidarischen Landwirtschaft" und natürlich gibt es ihre Ware ausschließlich unverpackt - von der grünen Gemüsekiste aus Kunststoff einmal abgesehen, in der die Kunden ihre Ware abholen, aber auch da wird an einer plastikfreien Lösung gearbeitet.

Seit 30 Jahren kämpft der BN gegen den Plastikmüll, berichtete Kreisvorsitzender Michael Stöhr. Aber ebenfalls nicht zu unterschätzen sei die Gefahr des Mikroplastiks in Kosmetika, das teilweise im Meer lande und von Fischen aufgenommen werde. Stöhr empfahl deshalb einen Kosmetikeinkaufsführer, den man sich auf der BN-Homepage herunterladen kann.

Alles andere als müllfrei gestaltet sich das berufliche Leben des nächsten Referenten: Kevin Nisslein von de Abfallwirtschaft des Rother Landratsamts. Er berichtete, dass im Landkreis Roth im Jahr 2015 rund 2650 Tonnen "Gelber-Sack-Müll" angefallen sei. "Das sind knapp 22 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf im Jahr", sagte Nisslein. Damit sei er alles andere als glücklich, "denn an der 1991 beschlossenen Verwertungsquote von 36 Prozent hat sich bis jetzt noch nichts geändert, und der Großteil des Plastikmülls wird nach wie vor thermisch verwertet - sprich verbrannt."