Neuburg
Ernüchterndes Zeugnis für Bushaltestellen

Unleserliche Fahrpläne, kaum Sitzbänke: Situation im Landkreis eher mau - Lob für neuen Regionaltarif

28.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:30 Uhr
Gar nicht so schlecht: eine Haltestelle bei Neuburg-Rödenhof. −Foto: Janda

Neuburg (DK) Im öffentlichen Personennahverkehr im Kreis Neuburg-Schrobenhausen sieht es derzeit eher durchwachsen aus - zumindest bei den Haltestellen. Bei einer Untersuchung kamen die meisten der Stationen eher schlecht weg, wie im Kreistag bekannt wurde. Gut läuft es hingegen beim neuen Regionaltarif.

Insgesamt 101 Bushaltestellen hat der Neuburger Abiturient Paul Reibold in den vergangenen Wochen im Auftrag des Landratsamts untersucht. Das Ergebnis löste unter den Kreisräten jedoch wenig Begeisterung aus. "Viele Haltestellen sind einfach ausbaufähig", erklärte der junge Mann den Mitgliedern des Gremiums, wies aber zugleich darauf hin, dass damit nicht pauschal alle in einem schlechten Zustand sind. Die Probleme sind allerdings vielfältig. So berichtete Reibold von Haltestellen, die nur aus einem alten Schild bestehen. Die Wartebereiche haben sich dort oftmals als abgetretene Flächen im Gras mit der Zeit selbst gebildet. Andernorts sind die Haltetafeln zugewachsen, Fahrpläne gibt es nur an weniger als der Hälfte der besuchten Stellen, gleichzeitig sind sie teilweise kaum noch leserlich. Der traurige Höhepunkt: eine Auflistung der Fahrpreise mit Angaben in D-Mark.

Ein großes Manko ist aus seiner Sicht die Tatsache, dass die Fahrgäste an lediglich vier der untersuchten 101 Haltestellen erfahren, wo sich sich gerade befinden. Bei allen anderen gibt es keinerlei Ortsbezeichnung. Positiv - wenn auch nicht gerade erstrebenswert: Die meisten der Flächen sind eben und damit recht barrierefrei. Das liegt Reibold zufolge aber vor allem an der fehlenden Ausstattung. Gleichzeitig fand der junge Mann aber auch einige Haltepunkte mit modernen Häuschen und Bänken, Hilfslinien für Sehbehinderte und speziellen Bordsteinen, die ein Einsteigen ermöglichen.

Bei der Untersuchung des Abiturienten, der dafür einen Ferienjob am Landratsamt hatte, gibt es laut ÖPNV-Expertin Katharina Huber vor allem darum, die Attraktivität unter die Lupe zu nehmen. Das Ergebnis dieser Arbeit wird in ein neues Haltestellenkataster einfließen, das sämtliche Stationen im Landkreis beinhalten soll. Dieses ist nicht nur für die Erstellung des gemeinsamen Nahverkehrsplans des Landkreises und der Stadt Neuburg notwendig. Gleichzeitig geht es Huber zufolge letztlich auch darum, einheitliche Standards bei der Ausstattung der Haltestellen einzuführen.

Während die Arbeit am Nahverkehrsplan sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, ist der regionale Gemeinschaftstarif mittlerweile Realität - zur Freude der Kreisräte. "Da ist ein guter Job gemacht worden", attestierte SPD-Fraktionschef Werner Widuckel den Verantwortlichen. Im Detail bedeutet dieser Tarif, dass Fahrgäste mit einem Ticket sämtliche Bus- und Bahn-Angebote in der Region benutzen können. Wer also beispielsweise von Beilngries nach Gachenbach fahren will, braucht dafür nur noch einen Fahrschein. Gleichzeitig forderte der Karlskroner aber, den ländlichen Raum bei den nächsten Schritten nicht zu vernachlässigen. Dass tatsächlich weitere Schritte folgen werden, bestätigte Robert Frank als Geschäftsführer der Verkehrsgemeinschaft Region Ingolstadt. Er war nach Neuburg gekommen, um über den Startschuss für den Regionaltarif Anfang September zu berichten. Dieser sei zwar weitgehend reibungslos verlaufen, "wir stehen aber noch am Beginn", sagte Frank und bat um Verständnis, dass damit das Ende der Maßnahmen längst nicht erreicht ist. Das liegt vor allem an der deutlichen Vergrößerung des Gebiets, die monatelange Vorarbeit nötig gemacht hatte. Frank geht außerdem davon aus, dass in den nächsten Wochen eine Korrekturphase stattfinden wird - "um verschiedene Scharten auszuwetzen".

Auch eine dauerhafte Lösung, um die Stadtbuslinien, beispielsweise in Neuburg und in Schrobenhausen, zu integrieren, ist ihm zufolge geplant. Deren Fahrer akzeptieren die Fahrscheine mit dem Logo der Verkehrsgemeinschaft Ingolstadt, kurz VGI, zwar. Doch da sei noch keine endgültige Vereinbarung, erklärte Frank.

Der Geschäftsführer wertete den neuen Tarif lediglich als Auftakt, um den öffentlichen Personennahverkehr in der Region attraktiver zu machen. Wichtige Bausteine sind aus seiner Sicht auch Projekte wie die geplanten Bahnhalte bei Audi in Ingolstadt und bei der Gemeinde Brunnen, die ohne ein solches System kaum möglich wären. Auch eine einheitliche Ausstattung der Haltestellen, wie sie im Landkreis ohnehin Thema ist, gehört zu den Aufgaben der Zukunft dazu.

Wenig Chancen sieht Frank unterdessen für ein 365-Euro-Jahresticket in der Region. Der Vorstoß der Landesregierung richte sich eher an Städte mit Feinstaubproblematik, so Frank. "Da geht es eher darum, den Druck der möglichen Fahrverbote zu nehmen."

Auch Landrat Roland Weigert steht hinter dem Regionaltarif und hätte sich gerne schon selbst von dessen Möglichkeiten überzeugt. Eine geplante Rundfahrt durch die Umgebung war laut dem FW-Politiker aber wegen der Explosion bei Bayernoil ausgefallen.

Stefan Janda