Ingolstadt
Erfrischender Mix aus Comedy und politischem Biss

Martin Zingsheims Bühnen-Debüt bei den Kabaretttagen Ingolstadt

12.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:57 Uhr

Witzig, politisch bissig und musikalisch: Martin Zingsheim überzeugte in Ingolstadt - Foto: Löser

Ingolstadt (DK) Man kann es schier nicht glauben. Das Programm „Opus Meins“ ist das allererste des Kölner Kabarettisten Martin Zingsheim. Alle Achtung. So locker aus dem Stand wie er in der Neuen Welt überzeugt selten einer mit seinem Bühnen-Debüt.

Dabei macht er fast „klassisches“ Kabarett, dieser sympathische Entertainer, der nicht nur über ein grandioses Mundwerk, sondern auch über musikalisches Talent verfügt. Es ist diese mit Leichtigkeit vorgetragene Mischung aus Comedy, Lust am höheren Unsinn und bissigem Kabarett, das auf sehr erfrischende Weise daherkommt. Ein Meister des Mischkonzepts ist Zingsheim auch hinsichtlich der Genres und Einflüsse, derer er sich bedient. Da kann eines dieser auf den Punkt gereimten Chansons durchaus mal nach Gerhard Bronner oder Ulrich Roski riechen. Da kann ein Kurzkalauer durchaus an Heinz Erhard erinnern, da mag die Form des Nummernkabaretts eine Verbindung eingehen mit einer revueartigen Präsentation – klar ist, dass Zingsheim alle diese Metiers inklusive dem der Parodie glänzend beherrscht.

Zweizeiler wie „Mann über Bord! Frau über glücklich!“, die durch ihre Kürze explosionsartig Heiterkeit verbreiten, knochentrockene Statements wie das über den Kunstbetrieb „Was heißt hier Postmoderne! – Das Bild schaut einfach scheiße aus!“, ganze Sequenzen mit absichtlich falsch gebeugten Verben, verblüffende, aber treffende Assoziationen wie die von der „Generation Rucola“, die Vertonung des Gesamtwerks von Immanuel Kant innerhalb von zehn Sekunden oder die herrliche Parodie der Weihnachtsgeschichte in der Zugabe – es ist schon erstaunlich, was ihm so alles einfällt und mit welch untrüglichem Gespür für das richtige Timing und die optimale Fallhöhe er all seine Ideen umsetzt. Und zwischendrin kann er dann auch mal ganz bitterböse werden. Etwa, wenn er die bundesrepublikanische Doppelmoral aufgreift mit dem Satz: „Asylanten dürfen bei uns nur rein, wenn wir bei der Steuer einen Negerfreibetrag geltend machen können.“

Da hat man dann durchaus was zu verdauen, gerade weil man sich eben noch auf so herrlich alberne Weise amüsiert hat über die aufgemalten Raucherquadrate auf dem Bahnsteig oder die Lächerlichkeit esoterisch angesäuerter Mittelaltermärkte. Humor und Kabarett mit Widerhaken – ja, das Mischungsverhältnis ist wirklich optimal bei Martin Zingsheim.