Ingolstadt
Erfinderin eines neuen musikalischen Stils

27.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:46 Uhr

Ingolstadt (DK) Wenn es um die Musik der Ureinwohner Amerikas fernab von Folklore und Touristennepp geht, ist Pura Fe die weltweit erste Adresse. Ihre Bedeutung wird schon dadurch deutlich, dass ihr Bluesfest-Konzert in der ausverkauften Ingolstädter Neuen Welt ihr einziges in Deutschland ist.

 Wer aber ist diese Sängerin, die vom Naturell her so zurückhaltend und fast schon bescheiden wirkt, die sich aber in eine extrovertierte Urgewalt verwandelt, wenn sie anhebt zu singen.
 
Zunächst ist sie nichts weniger als die Erfinderin eines neuen musikalischen Stils, hat sie doch ihr indianisches Erbe als Mitglied der Tuscarora Nation in North Carolina kombiniert mit dem derzeitigen amerikanischen Rock- und Pop-Mainstream auf der Basis des Blues. Wie das dann letztendlich klingt, davon konnte man sich an diesem ganz besonderen Abend im Rahmen des Bluesfests gut zwei Stunden lang selbst überzeugen.
 

Zwei Gitarren, Perkussion, perfekter Harmoniegesang und diverse, am modernen Pop und Rock ausgerichtete, mit funky Grooves unterlegte Songs – mehr braucht es eigentlich nicht für ein Konzert dieser Künstlerin. Wobei freilich das alles nicht mal die Hälfte wert wäre ohne diese einzigartige Stimme. Erst wenn Pura Fe singt, kommt nämlich das Indianische zu seinem Recht. In ihrer Art des Gesangs, der sich aus normaler Lage spiralförmig nach oben schraubt und auch in höchsten Dimensionen äußerst kraftvoll und absolut sicher bleibt, der nach dem althergebrachten Schema des Dialogs mit den Stimmen ihrer Begleiter Cary Morin und Pete Knudson korrespondiert, der für die Melodieführung sowie gleichermaßen die solistische Ausschmückung derselben zuständig ist, in dieser Art gehen die Native Music und der Blues, diese beiden akustischen Ausdrucksformen der geknechteten Minderheiten in den USA eine fruchtbare Verbindung ein. Betrachtet man zusätzlich die Texte von Songs wie "Red, Black On Blues", "Della Blackman" und "Woman Sacred", wird sehr schnell klar, dass Pura Fe zudem in der Tradition der großen Protestsänger steht und ganz genau weiß, wovon sie redet, wenn sie etwa den Begriff "Ku Klux Clan" in den Mund nimmt.

Dass indianische Musik in ihrer ursprünglichen Form für europäische Ohren durchaus gewöhnungsbedürftig wirken kann, steht außer Frage. An Pura Fe und ihrer Art der Aufbereitung liegt es, dass es beim Konzert diesbezüglich keinerlei Probleme gibt. Im Gegenteil, ohne ihr Erbe, ihre Botschaft oder die ihrer Musik innewohnende Spiritualität zu verraten, kommt sie ihrem Publikum doch so weit entgegen, dass keine Berührungsängste entstehen, ja, dass man sich als Zuhörer im Laufe der Zeit in diesem Metier sogar richtiggehend heimisch fühlt. Pura Fe als äußerst erfolgreiche Kulturbotschafterin ihres Volkes zu bezeichnen, ist deswegen sicherlich nicht übertrieben.