Roth
Endlich Erster

Triathlon-Routinier Timo Bracht holt sich im fünften Anlauf den Sieg beim Challenge-Rennen in Roth

20.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Roth (DK) Dreimal Dritter, einmal Zweiter, aber noch nie Sieger – bis gestern: Triathlet Timo Bracht hat sich zwei Tage vor seinem 39. Geburtstag einen Traum erfüllt und erstmals den Challenge Roth gewonnen. Der Odenwälder siegte in 7:56:00 Stunden vor dem Potsdamer Nils Frommhold.

Zur Hälfte des abschließenden Marathons stand fest: Die Männerkonkurrenz des 13. Challenge Roth über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen wird nach 2011 erstmals wieder ein Deutscher gewinnen. Nur wer? Herausforderer Nils Frommhold, der bei seinem ersten Start in Roth als Führender aus dem Wasser und vom Rad gestiegen war? Oder Routinier Timo Bracht, der in Franken noch nie ganz oben auf dem Podium stand und im vergangenen Jahr in Führung liegend Pech mit einer Radpanne hatte?

Die Spitzengruppe mit allen Favoriten hatte Frommhold mit einer beherzten Tempoverschärfung bereits auf der Radstrecke gesprengt. „Ich habe irgendwann gedacht, dass ich ein paar Leuten wehtun muss. Da habe ich alles auf eine Karte gesetzt“, analysierte der 27-Jährige später. Das gelang ihm: Nur Bracht blieb bei schwülen Temperaturen von über 30 Grad dauerhaft in Schlagdistanz, die internationale Konkurrenz dagegen konnte nicht folgen. Einer nach dem anderen fiel zurück. Der Luxemburger Dirk Bockel, im Vorjahr mit der Spitzenzeit von 7:52:01 Stunden der Schnellste, hatte ebenso wie der Australier Joe Gambles oder der Sieger von 2012, James Cunnama (Südafrika), nichts mehr zuzusetzen. Die Mitfavoriten Luke McKenzie und Pete Jacobs aus Australien erwischten einen ganz schwarzen Tag und wurden nur 10. und 21.

Vorne lief alles auf ein Duell zwischen Frommhold und Bracht hinaus. Sekunde um Sekunde holte der 38-jährige Bracht auf, angefeuert von den zehntausenden Zuschauern an der Laufstrecke. Die Marke bei 28 Kilometern passierte Frommhold noch 108 Sekunden vor seinem Verfolger, zwei Kilometer später befanden sich die Kontrahenten schon in Sichtweite zueinander. Kurze Zeit später war es dann passiert: Bracht zog vorbei – und ließ sich nicht mehr einholen. Mit Deutschlandfahne absolvierte er die letzten Meter bis über die Ziellinie, herzte seine Familie und ballte die Siegerfaust. Wie sehr sich Bracht bei seinem Marathon verausgabt hatte, zeigte sich kurze Zeit später: Nach einem Kreislaufkollaps musste er zunächst im Zielbereich behandelt werden. Erst mit Verspätung konnte er das erste Siegerinterview geben. „Richtig fassen kann ich es noch nicht. Ich glaube, da brauche ich noch ein paar Tage“, sagte er unter dem Jubel der Fans in der Arena. Bracht sicherte sich mit seinem Erfolg gleichzeitig den deutschen Meistertitel über die Langdistanz.

Frommhold, der knapp fünf Minuten nach Bracht als Zweiter die Ziellinie überquerte (8:00:39 Stunden), ärgerte sich nicht über den verpassten Sieg. „Hinten raus haben ein paar Körner gefehlt. Deswegen muss ich noch mal wieder kommen“, sagte er – sehr zur Freude der Fans, für die Frommhold noch ein Extralob bereithielt: „Unglaublich, man läuft wie gegen eine Wand. Das ist richtig geil“, beschrieb er die Stimmung im Zielbereich. Im Vorjahr hatte Frommhold noch verletzungsbedingt absagen müssen, das Rennen 2014 war erst sein viertes über die Langdistanz.

Dritter wurde der Spanier Eneko Llanos, der nach 8:09:29 Stunden im Ziel war, vor Gambles und Cunnama. Der Premierensieg von Timo Bracht stand da schon lange fest.