Oberstimm
Empörung über Vorgehen der Naturschutzbehörde

Nach den Baumrodungen: Initiative Oberstimmer Schacht IOSCHA gegründet - Bürger fordern eine Infoveranstaltung

20.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:19 Uhr
Ein Teil der Oberstimmer Schacht rund ein halbes Jahr nach der Rodung von insgesamt 500 Bäumen. Viele Bürger kritisieren das Ausmaß der Fällaktion mit einem Harvester. Nach Ortsbegehungen, einer von der Aktivistin Annette Hartmann gestarteten Petition ans Landratsamt und der Unterstützung der Pfaffenhofener Gruppe Fridays for Future hat sich jetzt in Oberstimm die Initiative IOSCHA gegründet. Sie will öffentliche Informationen zum Vorgehen und die Verantwortlichen wissen. −Foto: Schmidtner

Oberstimm - "IOSCHA - Initiative Oberstimmer SCHAcht" nennt sich eine Initiativgruppe, die sich jetzt in Oberstimm gebildet hat, um die Vorgehensweise der Unteren Naturschutzbehörde bei der im Winter 2019/20 durchgeführten Teilrodung im Naturschutzgebiet zu ergründen.

 

"Die Mitglieder von IOSCHA sind empört über das rigorose Vorgehen der Naturschutzbehörde bei dieser Aktion", so Hans Schachtl, einer der Initiatoren. Sie seien auch zutiefst überzeugt, dass vom Projektmanagement des Landratsamtes bei der sogenannten "Wahrnehmung der Verkehrssicherungspflicht an der Bahntrasse" weit über das Maß der Erforderlichkeit hinausgegangen worden sei. "So wurden nachweisbar zahlreich gesunde und erhaltenswerte Bäume in der so bezeichneten Stabilisierungszone entfernt, für die nach dem Vegetationsprofil ein Fällen nicht notwendig gewesen wäre", so die Initiative weiter.

IOSCHA ist nach eigenem Bekunden nicht gegen das Naturschutzgebiet, sondern befürworte es, wenn der Eigentümer (Landkreis Pfaffenhofen) die nötige Sorgfalt walten lässt. "Man weiß, dass die Verkehrssicherungspflicht durch den Landkreis durchgeführt werden muss", so Schachtl weiter in einer Mitteilung. Man wisse aber auch, dass es dafür den Leitfaden "Vegetationsmanagement an Bahntrassen" gibt, der für Naturschutzbehörden und DB-Mitarbeiter in gleicher Weise gilt. Man bekenne sich auch zu einer gewissen Aufteilung nach Wald- bzw. Offenlandflächen. Aber man sollte sich dabei an den von der Höheren Naturschutzbehörde herausgegebenen "Managementplan" halten, fordert die Initiative.

Darüber hinaus ist IOSCHA der Ansicht, dass die im Winter durchgeführten Arbeiten den Straftatbestand nach Strafgesetzbuch § 329 (4) erfüllen, der ein Strafmaß ausweist für den, der unter Verletzung verwaltungsrechtlicher Pflichten eine Verschlechterung in einem "Natura 2000-Gebiet" herbeiführt. Zwischenzeitlich wurde auch ein Schriftverkehr mit der Unteren Naturschutzbehörde und mit dem früheren Landrat Martin Wolf geführt, der zur Aufklärung der teilweisen Kahlschlagaktion dienen sollte. "Doch dort war man nicht bereit, Ross und Reiter zu benennen", so die Initiative weiter.

Daher habe sich IOSCHA letztlich entschlossen, einen Antrag an den Markt Manching und die Gemeinderäte zu richten, um Aufklärung in die Angelegenheit zu bringen. Der Markt Manching möge bewirken, dass das Landratsamt zeitnah eine Informationsveranstaltung in Manching oder Oberstimm abhält, bei der den Bürgern nahegebracht wird, warum die bisherigen Maßnahmen in der Radikalität durchgeführt worden sind und welche Maßnahmen noch geplant werden. Darüber hinaus solle sich die Untere Naturschutzbehörde zur Verantwortlichkeit - auch was die Personen anbetrifft - bekennen und die bisherigen und zukünftigen Projektleiter nennen.

Manchings Bürgermeister Herbert Nerb (FW) erklärte dazu auf Anfrage unserer Zeitung, dass der Markt bereits Ende Februar auf Anrufe besorgter Bürger reagiert habe. Wie bereits berichtet, könne der Markt nur vermitteln, da er nicht Eigentümer der Flächen sei und die Umsetzung des FFH-Managementplans nicht in der Zuständigkeit der Gemeinde liege. Wie Nerb sagte, nehme man die Bedenken der Bürger natürlich ernst. Er will in der nächsten Gemeinderatssitzung seine Forderung an den Landkreis wiederholen, eine Informationsveranstaltung in Oberstimm durchzuführen, wenn dies hinsichtlich der Corona-Pandemie wieder möglich sei.

DK