„Eklig“ und erfolgreich: Ingolstadt und Darmstadt im Aufsteigerduell

20.11.2015 | Stand 01.02.2017, 14:59 Uhr
Stefan Lex, hier im Duell mit Darmstadts Jerome Gondorf, bei der Begegnung in der zurückliegenden Saison. −Foto: Foto: Oliver Strisch

Ingolstadt (dpa) FC Ingolstadt gegen Darmstadt 98 - wer hätte noch vor einem Jahr gedacht, dass es dieses Duell jemals in der Fußball-Bundesliga geben wird? Und wer hätte noch vor drei Monaten vermutet, dass die beiden Aufsteiger dort so fleißig punkten? Kompromisslos verteidigen, „eklig“ spielen, dem Gegner jeden Spaß nehmen: Mit diesen Mitteln haben sich „Schanzer“ und „Lilien“ in der Ersten Liga schnell Respekt verschafft. An diesem Sonntag (17.30 Uhr/Sky) wollen sie sich gegenseitig auf die Nerven gehen.

„Es wird ein Duell auf Augenhöhe“, sagte FCI-Trainer Ralph Hasenhüttl am Freitag. „Spiele gegen Darmstadt waren schon in der letzten Saison die schwersten.“ Und Romain Brégerie sagte der „Hessenschau“: „Wir sind die Underdogs der Liga. Keiner hat mit Darmstadt oder Ingolstadt gerechnet. Bis jetzt läuft es sehr gut.“

Der Franzose ist das beste Beispiel dafür, dass es zwischen beiden Vereinen eine Menge Überschneidungen gibt. In der vergangenen Saison war er einer der besten und wichtigsten Spieler der Darmstädter Aufstiegself. Im Sommer wechselte er dann der vermeintlich besseren Perspektiven wegen nach Ingolstadt - und saß dort zunächst nur auf der Bank. „Darmstadt war vielleicht die beste Zeit meines Lebens“, sagte Brégerie einmal. Ob er selbst aufläuft oder der genesene Roger den Vorzug erhält, war offen. Zurück im Team ist der zuletzt verletzte Stefan Lex.

Er habe immer noch engen Kontakt zu seinen früheren Mitspielern, sagte Brégerie. „Wir haben eine sehr gute Beziehung zueinander aufgebaut und so etwas verliert man nicht, auch nicht über die Entfernung.“ Gerade deshalb weiß er aber auch: „Ich kenne die Jungs, sie werden uns keine Geschenke machen. Das wird ein harter Kampf.“

Die beiden Trainer kennen sich auch schon lange. Ingolstadts Hasenhüttl und Darmstadts Dirk Schuster spielten 1998/99 zusammen für den 1. FC Köln. Wobei „spielen“ am Ende nicht mehr der richtige Ausdruck war. „Uns Auslaufmodelle haben sie irgendwann ausquartiert“, erinnerte sich Hasenhüttl in dieser Woche in einem Doppelinterview der „Sport Bild“. „Wir mussten uns mit zwei, drei anderen Spielern in einer separaten Kabine umziehen“, erzählte Schuster.

Dass ihre Mannschaften heute so hartnäckig wie erfolgreich spielen, hat auch etwas mit der Biografie der beiden Trainer zu tun. Der achtfache österreichische Nationalspieler Hasenhüttl und auch der frühere DDR- wie gesamtdeutsche Nationalspieler Schuster haben aus ihrer aktiven Laufbahn jeweils deutlich mehr herausgeholt, als es ihr Talent hergab. „Ich kam mehr von der Backsteinstoßer-Fraktion“, sagt Schuster gern.

„Ich habe das Gefühl, dass wir momentan aus den Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, das Optimum herausholen“, meinte Hasenhüttl vor dem Spiel am Sonntag. Dass beide Aufsteiger den etablierten Clubs dabei mit ihrer Spielweise gehörig auf die Nerven gehen, ist ihnen egal. „Wir haben nie die Grenzen überschritten“, betonte Schuster. In der vergangenen Saison endeten beide Duelle übrigens auf spektakuläre Weise 2:2 - kurioserweise gingen die Regionalliga-Spiele in der Saison 2006/07 auch 2:2 aus.