Riedenburg
Einstimmige Empfehlung für den Stadtrat

Riedenburger Bauausschuss und Prunner Dorfrat finden Kompromiss bei Gestaltung von Prunn-West II

16.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:48 Uhr
Kompromiss: Der Bauausschuss hat sich in seiner Empfehlung für die Stadtrat zur Gestaltung des Baugebiets Prunn-West II weitgehend dem vom Dorfrat erarbeiteten Vorschlag angenähert. −Foto: Schmied

Riedenburg (DK) Der Riedenburger Bauausschuss und der Prunner Dorfrat haben sich auf einen Kompromiss für die Gestaltung des Baugebiets Prunn-West II geeinigt.

Dabei ist das Gremium den Wünschen der Bürger weit entgegen gekommen. Die Empfehlung an den Stadtrat fiel einstimmig. Nun könnte bei der nächsten Sitzung am 25. Juli endlich eine Entscheidung fallen.

"Ich hoffe, dass wir heute zu einer Empfehlung kommen", schickte Bürgermeister Siegfried Lösch (CSU) der Diskussion voraus. Die Mitglieder des Bauausschusses und die Vertreter des Prunner Dorfrates saßen zusammen an einem Tisch, der Zuschauerraum war - wie bereits bei der jüngsten Stadtratssitzung - bis zum letzten Platz gefüllt. Das Interesse der Bürger an der Gestaltung des neuen Baugebiets ist ungebrochen. Diesmal meldete sich aber auch eine Zuhörerin zu Wort, die erklärte, dass sie im neuen Gebiet bauen möchte. "Mir gefällt der Prunner Vorschlag gar nicht, ich fand den ersten besser. Man braucht Gehwege und breite Straßen. Wir wollen bauen und andere entscheiden, wie es sein soll. Das finde ich nicht gut", sagte sie. Die Reaktionen aus dem Zuschauerraum fielen wenig verständnisvoll aus, was Stadträtin Sandra Schmid dazu veranlasste, einzugreifen. "Die Rückmeldung auf die Aussage dieser Frau finde ich nicht in Ordnung. " Die Vertreter des Prunner Dorfrates und Ortssprecher Tobias Schweiger (CSU) intervenierten. "Die Prunner setzten sich nicht für die Gestaltung des Gebiets ein, um neue Leute auszuschließen. Das Gegenteil ist der Fall: Wir wollen neue Bewohner integrieren. Wir wollen nichts verhindern, dass muss noch einmal gesagt werden", so Schweiger. Und Günther Goppold ergänzte: "Es sollte keine zwei Lager geben. Wir wollen ein Dorf. Unser Anliegen ist darum, dass der Aufbau von Prunn-West II nicht so weit weg ist von einem natürlich gewachsenen Dorf. "

Am Ende soll es auch für die Bauwerber passen, die sich in Prunn-West II ein eigenes Reich schaffen wollen: Diese Devise vertrat Josef Fuchs (CSU). Zudem appellierte er, sich endlich auf eine Lösung zu einigen. "Sonst kommen wir bald tatsächlich an den Punkt, dass sich zwei Lager bilden. " Im neu erarbeiteten Vorschlag der Prunner Bürger sei der natürliche Verlauf des Geländes gut eingerechnet, betonte er. "Es soll nicht sein wie in Haidhof, dass man enorme Aufschüttungen braucht. " Nach der jüngsten Stadtratssitzung, in der teils hitzig diskutiert wurde, hätten sich sowohl die Prunner als auch die Stadtverwaltung noch einmal intensiv Gedanken gemacht, sagte Lösch. "Das sind gute Voraussetzungen dafür, dass wir endlich vorankommen. " Ihm sei am Wichtigsten, dass das Oberflächenwasser gut abfließen kann. Direkt danach komme, dass die Straßen für die Müllabfuhr und den Rettungsdienst gut befahrbar seien. Hauptamtsleiter Günther Wagner verwies auf ein Schreiben im Februar, in dem die Prunner ihre Wünsche formulierten: keine Lärmschutzwand und die Versetzung der Regenabsetzbecken. An beiden Stellen sei man auf einem guten Weg. "Die Wand ist so gut wie vom Tisch und durch einen Grundstückskauf konnten wir die Becken Richtung Staatsstraße verschieben", erklärte er.

Zunächst stellte Goppold im Namen des Dorfrats den überarbeiteten Vorschlag der Bürger vor. Enthalten sind unter anderem viele Fußwege, die vor allem für Kinder als Schulweg oder als Anbindung zum Spielplatz gedacht sind. Die Straßenführung orientiere sich am Geländerverlauf, ermögliche so einen optimalen Abfluss des Oberflächenwassers und greife andernfalls nötigen Aufschüttungen oder Abgrabung vor. "Im Westen ist uns etwas ganz anderes eingefallen", sagte Goppold und zeigte auf die diagonal auf eine Wendeplatte zusteuernde Straße. Denn Sinn dieser Wendeplatte hinterfragte Lösch. "Das wäre zum Beispiel ein Platz, auf dem man künftig auch etwas machen kann", beschrieb Schweiger. So ein Ort wäre am südlichen Rand der neuen Siedlung vorgesehen, wo zunächst die Sickerbecken geplant waren, die im Bereich an der Staatsstraße unterkommen sollen, entgegnete Lösch. "Das soll kein Volksfestplatz werden", betonte Goppold. Maria Kaffl-Höng (SPD) kritisierte die Größe der im Plan eingezeichneten Wendeplatte, die beinahe den Raum einer Bauparzelle einnehme. Dies sei so gewählt, so Goppold, damit ein Müllfahrzeug in einem Zug wenden könne, müsse aber nicht so groß realisiert werden.

Auch Hauptamtsmitarbeitern Kristina Heil hatte einen neuen Vorschlag vorbereitet. In ihm ist die Straßenführung im östlichen Teil so abgeändert, dass es mit abfließendem Wasser zu keinen Problemen kommen sollte. Im westlichen Teil ist die gerade Straße beibehalten, aber um einen größeren Bereich für Grün und Bänke erweitert. Zudem sieht der Vorschlag eine zweite Ausfahrt aus dem Baugebiet vor. Dieser muss nicht asphaltiert sein, sondern wäre auch geschottert realisierbar. "Bei 30 Parzellen finde ich es wichtig, einen Notweg zu haben", erklärte sie. Im Gegensatz zur Prunner Alternative treffen in diesem Vorschlag keine vier Straßen aufeinander. "Ein wenig Versatz schadet nicht, um die Situation zu entschärfen", meinte sie mit Blick auf den Kreuzungsbereich. Kurt Schiefer (BGR) sah das anders: "Die Kreuzung sehe ich nicht kritisch. Sie hat sogar den Vorteil, dass man langsam darauf zufahren und erst schauen muss, bevor man weiterfährt. "

Als größte Angst der Prunner benannte Goppold eine womöglich drohende Erweiterung des Gebiets nach Westen. "Und genau das wollen wir nicht. " Wenn eine Erweiterung kommen würde, würde sich diese gemäß des Flächennutzungsplans nach Norden erstrecken, dorthin, wo die Stadt im Besitz weiterer Flächen ist, erläuterte Wagner. "Ob das kommt und wann, kann man jetzt noch gar nicht sagen", betonte er. Dennoch war der Widerstand der Prunner gegen die in der ursprünglichen Planung vorgesehenen, geraden Straßen im westlichen Bereich des Baugebiets zu spüren. Lösch lenkte ein: Man werde den Vorschlag Heils für den östlichen Teil übernehmen und dort einen Fußweg Richtung Emmerthaler Straße einplanen, der so gestaltet sein soll, dass er auch als zweite Zufahrt dienen könnte. Der westliche Bereich soll sich am Vorschlag der Prunner orientieren. Die Firstrichtung wird freigegeben, pro 300 Quadratmeter Privatgrund soll ein Baum gepflanzt werden, Pult- und Flachdächer sollen bei Hauptgebäuden nicht erlaubt sein. Im Gegenzug verzichte man auf einige Pflasterflächen und die Vorgabe des Jurahausstils, steuerte Schweiger bei. Auf diese Variante einigte sich der Bauausschuss als Empfehlung für den Stadtrat.

 

Kosten immer noch unklar

Die Kostenfrage, die auch in der Sitzung des Bauausschusses mehrfach aufkam, hat auch diesmal nicht geklärt werden können. „Wir sind in einem Dilemma. Es gibt eine gültige Planung, die Kosten müssen wir also unbedingt im Blick haben“, äußerte Stadträtin Sandra Schmid und erkundigte sich bei Martina Senft und Thomas Heckt vom Planungsbüro Kehrer, ob man deren Höhe schon einschätzen könne. „Das kann ich erst sagen, wenn ich weiß, was wir umsetzen sollen“, wiederholte er seine Aussage aus der jüngsten Stadtratssitzung. Bürgermeister Siegfried Lösch  (CSU) erinnerte noch einmal daran, dass man bei den Grundzügen der Ursprungsplanung bleiben müsse, weil sonst die Rechtsaufsicht am Landratsamt Veto einlegen könnte. Es stehe auch außer Frage, dass man die nun entstehenden Planungskosten nicht noch einmal auf die Grundstückskäufer umlegt.
Wie Hecht bei der Stadtratssitzung erklärte, hängen die Kosten auch davon ab, wie viele der bereits erhobenen Daten man bei der Modifizierung verwenden könne. Das Gelände sei komplett vermessen. Und auch die ursprüngliche Planung sei an dessen Verlauf orientiert gewesen, ein Problem mit der Abführung des Oberflächenwassers hätte es wohl auch da nicht gegeben. Die rechte Seite des Kompromisses sei ähnlich wie die Ursprungsplanung. „Wenn wir links nun eine Wendeplatte planen sollen, werden wir mal einen Schnitt reinlegen und schauen, ob es umsetzbar ist. Gerade wegen des Gefälles sind irgendwo Grenzen“, sagte Hecht. Fakt sei, dass man sich im Hang befindet und es an irgendeiner Stelle Höhensprünge geben wird. Lösch meinte, dass man auch schauen müsse, wie groß die Wendeplatte sein muss, dafür gebe es die Fachplaner. „Wir Stadträte sind keine Spezialisten. Wir müssen uns auf das verlassen können, was die Fachplaner uns sagen“, betonte Kaffl-Höng abschließend  mit Blick auf die gesamte Diskussion. Das Gremium habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt und seinerzeit entschieden. „Wenn nun jemand unzufrieden ist, soll er sich nicht an den Stadtrat, sondern an den Dorfrat und den Ortssprecher wenden.“

Kathrin Schmied