Reichertshausen
"Eins plus sechs plus x" als Ziel

UWG und Bürgermeisterkandidat Erwin Renauer starten optimistisch in den Wahlkampf - Karl Lechner zieht Bilanz

05.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:23 Uhr
Erwin Renauer will Bürgermeister werden: Für die UWG kandidiert er in Reichertshausen. −Foto: Foto: Steininger

Reichertshausen/Langwaid - Mit Selbstbewusstsein und Zuversicht startet die Unabhängige Wählergemeinschaft (UWG) in den Wahlkampf 2020. So zumindest der Eindruck von der Wahlauftaktveranstaltung im Gasthof Sonhüter in Langwaid.

 

"Gute Gründe für die UWG-Kandidaten als erste Wahl" versprach der Zweite Vorsitzende der UWG Lorenz Dick junior bei seiner Begrüßung und nannte gleich die Ziele seiner Partei: "Eins plus sechs plus x", was so viel bedeutet wie Bürgermeister und mindestens sechs Gemeinderäte. Dem konnte sich der derzeitige Zweite Bürgermeister Erwin Renauer (UWG) durchaus anschließen: Er bewirbt sich um den Posten als Rathauschef, "nicht als Verwaltungsmanager, sondern als kompetenter Mann, fachlich qualifiziert, offen und ehrlich und mit Herz für Gemeinde und Bürger". Das hörten die fünf von sechs UWG-Gemeinderäte unter den Zuhörern gerne und die anwesenden Gemeinderatskandidaten von SPD und Grünen mit Interesse.

Renauer ließ keine Zweifel an seiner gesundheitlichen Eignung offen: "Für das Amt des Bürgermeisters war ich und bin ich voll dienstfähig", betonte er mit Seitenhieb auf "eine Gruppierung, die gegen mich keine fachlichen Argumente findet". Nach 25 Jahren sei es an der Zeit, dass der Bürgermeister die Entscheidungen des Rates wieder hautnah miterlebt, erklärte er. Als Erstes aber sei ein Kassensturz erforderlich, da die positive Entwicklung der Gemeinde zu einer Verschuldung von knapp über sechs Millionen Euro geführt habe, die signifikant reduziert werden solle. Trotzdem müsse man gefasste Gemeinderatsbeschlüsse wie den Radwegebau, die Brücke an der Kohlmühle und das Feuerwehrhaus in Langwaid vorantreiben. Aber auch die Sanierung der Grundschule in Steinkirchen und die Umwandlung der alten Dorfwirtschaft "Fanni" in Pischelsdorf zu einem Bürgerheim.

 

Bezahlbarer Wohnraum in Form von Wohnungen um die 50 Quadratmeter für junge Erwachsene oder Senioren müssen mehr Berücksichtigung finden wie auch entsprechender Wohnraum für Familien im Einheimischenmodell. Etliche Gedanken widmete Renauer dem Umweltschutz, angefangen von Blühflächen, der Nutzung von Sonnenenergie bis hin zur Kritik an der streckenweisen Austrocknung der Ilm aufgrund fehlender Restwassermengen. Weiter auch der Verbesserung der Mobilität wie ÖPNV, Bürgerbus oder eine Anbindung an den MVV-Tarif. Dem Breitbandausbau komme eine große Bedeutung aufgrund von Veränderungen der Arbeitswelt zu, zu wenig Bandbreite bedeute Standortnachteile für die Gemeinde. Die UWG sei bisher "die einzige Gruppierung, die aus jeder ehemaligen Gemeinde einen Vertreter im Gemeinderat hat" und habe aktuell "die jüngste Gemeinderatsliste aufgestellt". Deren Kandidaten stellte Renauer einzeln vor, bevor er dem ehemaligen Zweiten Bürgermeister und aktuellen Gemeinderat Franz Lechner (UWG, kleines Foto) das Wort überließ.

Lechner blickte zurück auf seine 24 Jahre währende UWG-Mitgliedschaft und stellte die Erfolge der UWG aus seiner Sicht in den Vordergrund. Dazu gehörten in früherer Zeit zum Beispiel der Erhalt und die Gestaltung der Dorfmitte in Steinkirchen oder aktuell die Umgestaltung der Kreuzung in Reichertshausen, die Schulsanierung in Steinkirchen, die Platzierung des dortigen neuen Kindergartens sowie die "Fanni" und das damit verbundene Grundstück, "fast geschenkt für die Gemeinde". Lechner kritisierte unter anderem einen "mangelnden Politikstil" in der Gemeinde und äußerte Zweifel zu CSU-Bewerber Andreas Hepting, ob ein Jurist als Bürgermeister mit Wohnsitz in München und Arbeitsplatz in Reichertshausen geeignet sei. Ohne direkt Klaus Königs Namen zu nennen, bezeichnete Lechner den CSU-Fraktionssprecher als "ungekrönten König der Schlammschlacht", weil dieser die gesundheitliche Eignung Renauers als Gemeindechef in Zweifel gezogen hatte.

Da sich mit Erwin Renauer, Dennis Denk, Andrea Dick, Christian Kleinheinz und Stefan Finkenzeller fünf Kandidaten der UWG auf der neu gegründeten Bürgerliste für den Kreistag bewerben, war Karl Huber, Landratskandidat der Bürgerliste, Gastredner auf beim UWG-Wahlauftakt. Huber verwies auf seine langjährige Erfahrung als ehrenamtlicher Bürgermeister von Ernsgaden und langjähriger Büroleiter des Landrats und skizzierte seine Vorstellungen über die Zukunft des Landkreises in vielerlei Hinsicht. Das veranlasste Renauer zu der Bemerkung, Huber sei "der einzige Landratskandidat, der bereits ab dem ersten Tag mit seiner Arbeit starten könne". Der kenne das Amt, aber auch die Gemeinden, da brauche es keine Zeit zum Einarbeiten. Karl Huber war begleitet von Bernd Huber, ebenfalls Kandidat auf der Bürgerliste und Ehrenvorsitzender des Wirtschaftsbeirates im Landkreis Pfaffenhofen.

Anschließend lud Renauer zu einer Fragerunde, die Gemeinderatskandidat Jakob Müller eröffnete: "Warum wird das Thema Krankenhaus immer so hoch gespielt? ", wollte er wissen. Unsere Gesundheit sei wichtig, da müsse man Defizite hinnehmen, meinte er. Nur dürften die nicht größer werden, antwortete Karl Huber, "aber selbstverständlich stehe ich zu einem kommunalen Krankenhaus". Die anderen Fragen drehten sich um Windkraft und E-Mobilität, was Gemeinderatskandidat Christian Kleinheinz zu der Bemerkung veranlasste, dass es offenbar auf kommunaler Ebene keine Probleme gebe, wenn man über Bundesthemen debattiere.

PK

Hans Steininger