Pfaffenhofen
Eine Vision wird Wirklichkeit

Das Ecoquartier im Südosten Pfaffenhofens steht kurz vor der Vollendung

29.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:49 Uhr
Das Ecoquartier im Südosten Pfaffenhofens sieht mittlerweile fast schon so aus wie auf den Visualisierungen, die es beim Projektstart gegeben hatte. Und auch die Bewohner haben sich allem Anschein nach ganz gut eingelebt und sich mit den Bedingungen arrangiert. −Foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Es fehlt eigentlich nur noch ein richtiger Mittelpunkt, ein Begegnungszentrum für die Bewohner des Ecoquartiers in Pfaffenhofen. Dann könnte Vermarkter Markus Pscheidl vollkommen zufrieden sein. Bis es soweit ist, wird es zwar noch dauern, trotzdem zieht Pscheidl eine positive Bilanz. Das ökologische Baugebiet im Südosten der Kreisstadt hat sich zu einem richtigen Stadtteil entwickelt.

"Bis auf drei Grundstücke im Bereich des Einheimischenmodells sind alle verkauft", sagt Pscheidl. "Sonst sind alle Häuser im Bau oder schon bezogen." Aktuell leben im Ecoquartier 600 Bewohner, bald könnten es an die 800 sein. Eine von ihnen ist schon seit 2015 die Architektin Claudia Houzer. "Ich find's super hier", sagt sie. Vorher wohnte sie in der Innenstadt, vor allem die Ruhe gefällt ihr hier am Stadtrand. "Wir Alteingesessenen sind schon eine Gruppe", sagt sie. Was allerdings nicht mehr der Fall ist: Dass jeder jeden kennt. Und trotzdem verstehen sich die Bewohner. "Es gibt regelmäßig Stadtteilfeste oder Veranstaltungen für die Kinder", sagt Houzer. In einem Onlineforum tauschen sich die Bewohner aus. Probleme kommen dort genauso zur Sprache wie Termine für Treffen oder sonstige Aktionen.

Dass sich die Bewohner wohlfühlen und sogar schon ein Gemeinsamkeitsgefühl entwickelt haben, zeigt laut Pscheidl vor allem Eins: "Wir waren einer der Antragsteller im Leader-Konzept", sagt er. "Das freut mich besonders. Und es ist den Leuten auch wichtig." In dem Programm werden innovative Aktionen im ländlichen Raum seit 1991 durch die Europäische Union gefördert. 15000 Euro bekommen die Antragsteller für ihre Machbarkeitsstudie für eine neue Ortsmitte oder ein Begegnungszentrum. "Wir brauchen halt einen Kommunikationsort, wo sich die Menschen treffen können", sagte Pscheidl bei der Vorstellung des Projekts.

Kritiker mokierten sich immer wieder über das Gestaltungskonzept, die vielen Einschränkungen für die Grundstücksbesitzer hinsichtlich der Baustoffe, der Energieversorgung und des Abwassersystems. Jetzt laufe es allerdings, sagt Pscheidl. "Die Nahwärmeversorgung funktioniert mittlerweile." Was dagegen ein bisschen Unmut hervorrufe, sind die Regelungen bezüglich der Baumaterialien und der Gestaltung, darum ob manche Bauherren Ausnahmen genehmigt bekommen haben, die anderen vielleicht verwehrt wurden. "Aber das ist von der Sache her ganz normal", sagt Pscheidl. "Das sind die Themen, die uns auf der Zielgerade beschäftigen." Ecoquartier-Bewohnerin Claudia Houzer sieht das Ganze sowieso nicht als Problem: "Ich finde das Gestaltungskonzept sehr schön." Die Rahmenbedingungen seien jedem bekannt gewesen. Auch Ilka Mehner-Berg geht mit den Regelungen locker um. Sie wohnt seit Januar in dem Baugebiet und sagt: "Wir haben den Katalog noch gar nicht so genau studiert. Uns gefällt es sehr gut, wir sind schon eine Gemeinschaft geworden."

Noch nicht ganz so weit ist das Gewerbegebiet. "Bis auf zwei Grundstücke sind alle verkauft, die zum Verkauf stehen", sagt Pscheidl. Allerdings herrscht dort im Gegensatz zum Wohngebiet kein Bauzwang, Investoren konnten sich also an den Grundstücken bedienen, ohne gleich ein Unternehmen dort anzusiedeln. Außerdem hat die Firma der Erben des 2012 gestorbenen Ecoquartier-Initiators Theo Hirschberger sich Grundstücke behalten.

Angesiedelt hat sich laut Pscheidl bereits ein Kardiologe, eine Zahnärztin und eine Physiotherapiepraxis, bald wird noch ein Hausmeisterservice dazukommen. Außerdem planen die Betreiber des Hotels Alea dort ein Ökohotel zu bauen. Laut Geschäftsführer Stefan Apfl läuft die Genehmigungsphase bereits. Und auch die anderen Leuchtturmprojekte nördlich der Eberstettener Straße sind im Plan. Der Rohbau des Seniorenheims ist bereits fertig, Mitte des kommenden Jahres sollen laut Franz Hartl vom Bauträger Hawo die ersten Bewohner einziehen. Von 111 Appartements seien 98 Prozent bereits verkauft. "Es ist alles super gelaufen", sagt Hartl. Schon Anfang Dezember werden ganz in der Nähe des zentralen Planetenhauses die ersten von insgesamt 16 Autisten in das Haus von Regens-Wagner-Hohenwart einziehen.

Neben den ökologischen Gesichtspunkten ist genau diese Mischung an Bewohnern für die Vermarkter wichtig. "Wir haben eine bunte Truppe da heraußen", sagt Pscheidl. Und auch die Familie des Ecoquartier-Vordenkers Theo Hirschberger ist zufrieden. "Wenn ich mit meiner Tochter durchfahre, sagt sie immer: ,Der Papa würde sich freuen'", erzählt seine Witwe Brigitte Hirschberger.
 

Severin Straßer