Schrobenhausen
Eine realistische Perspektive schenken

Tschernobyl-Kinderhilfe Pöttmes-Schrobenhausen veranstaltet Benefizkonzert für die kleinen Opfer der Atomkatastrophe

21.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:57 Uhr

Am diesjährigen Benefizkonzert der Tschernobyl-Kinderhilfe Pöttmes-Schrobenhausen sind unzählige Chöre und Solisten beteiligt. Sie stellen ein Programm auf die Beine, das sich durch abwechslungsreiche Vokal- und Instrumentalabschnitte auszeichnet - Foto: Staimer

Schrobenhausen/Pöttmes (SZ) 28 Jahre liegt die Atomkatastrophe von Tschernobyl inzwischen zurück. Für die Menschen im Einzugsbereich des havarierten Reaktors ist sie jedoch nach wie vor höchst präsent. Mit einem Benefizkonzert am Sonntag, 7. Dezember, sollen diese Menschen unterstützt werden.

Die Bewohner der Region rund um Tschernobyl können das Unglück nicht abschütteln, weder sie noch zig Generationen nach ihnen. Denn geschädigtes Erbgut lässt sich nicht austauschen. Der Erlös des Benefizkonzertes der Tschernobyl-Kinderhilfe Pöttmes-Schrobenhausen wird auch heuer denen zugutekommen, die von der Katastrophe stigmatisiert sind: Schwerstbehinderte, chronisch Kranke, Waisen, Familien in sozialer und gesundheitlicher Notlage.

Das Adventssingen findet in der Pöttmeser Pfarrkirche St. Peter und Paul ab 15 Uhr statt. Kinderärztin Alla Ivanovskaja, seit fast zwei Jahrzehnten vertrauenswürdige Ansprechpartnerin der Initiative, hat fast ihr ganzes Arbeitsleben im weißrussischen Gomel verbracht – noch immer Teil der periodischen Kontrollzone. Sie lässt sich nicht täuschen: Weder für sie noch für ihre kleinen Patienten hat sich die gesundheitliche oder wirtschaftliche Situation geändert. Das Immunsystem ist dauerhaft geschädigt. Virusinfektionen werden verschärft durch schwere Atemwegserkrankungen. Schilddrüsenerkrankungen steigen weiter an, Skelett und Herzgefäße von Kindern und Jugendlichen erinnern an die von Greisen, schwerste Missbildungen bei Neugeborenen sind an der Tagesordnung. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Die Menschen im hochinflationären Weißrussland müssen für Lebensmittel fast so viel bezahlen wie hier in Deutschland. Ein Antibiotikum kostet 15 bis 20 Euro. Das monatliche Einkommen vieler liegt unter 200 Euro.

Das Konzert der Tschernobyl-Kinderhilfe Pöttmes-Schrobenhausen ist gleichzeitig eine Einladung an alle, die den Weg nach Bethlehem jenseits von grellem Licht und lautstarkem Konsum suchen. Hermann Plöckl wird mit seinen Texten das zurückliegende Jahr im Spiegel der Weihnachtsbotschaft beleuchten. Er will seine Zuhörer sensibilisieren für das Bethlehem des 21. Jahrhunderts.

Sensibel und bewusst sich selbst und sein menschliches Umfeld erleben ist das Grundanliegen auch von Cora Krötz und ihrem Benefizchor Chorazon. Das „professionelle Laienensemble“ geht ungewohnte Wege und begeistert damit. Es bildet den vokalen Schwerpunkt des diesjährigen Konzertes. In Musik und Bewegung, Rhythmus und Klang erfahren die etwa 30 Sängerinnen und Sänger eigene Kreativität und Lebendigkeit und treten gleichzeitig mit ihren vielstimmigen A-cappella-Gesängen und Liedern aus aller Welt in einen einfühlsamen Dialog mit ihrem Auditorium. Sie vermitteln Musikgenuss und Lebensfreude pur. Ihrer ganz eigenen Klangvision folgend, entführt Musikerin und Musikpädagogin Cora Krötz als Solistin mit ihrer äußerst wandlungsfähigen Stimme in die Polyphonie des Obertongesangs, begleitet vom selten zu hörenden Hang. Birgit Reins sensibler Sopran berührt mit C. Francks Panis „angelicus“ ebenso wie mit Schuberts „Ave Maria“.

Das Bläserensemble der Stadtkapelle Neuburg stimmt unter Leitung von Alexander Haninger auf die Stunde der Besinnung ein. Festliches Barock wird von der Empore erklingen, unterstrichen von der beeindruckenden Akustik des Kirchenraumes. Klassisch akzentuiert wird die Orgel in diesem Jahr von Ludwig Krammer zu hören sein, in spannungsreichem Dialog mit Flöte, Posaune, Flügelhorn und Geige, gespielt von Johanna Gegg, Lorena Schmuttermeier sowie Bernadett und Monika Schrammel.

Spenden werden konkret und transparent in Form einer Patenschaft mit monatlich zehn bis 20 Euro verwendet. Kinder erhalten eine bescheidene, aber realistische Perspektive. Betreut werden sie von Kinderärztin Alla Ivanovskaja. Weitere Informationen bei Evi Schmidt-Deeg unter Telefon (0 82 52) 17 97.

Spendenkonto: Schrobenhausener Bank, IBAN: DE38 721 692 180 101 87 41 87.