Eine ortsprägende Persönlichkeit

WZ-Serie: Ehrenbürger Max Eder hat Spuren in Bauwerken, Politik und Vereinsleben hinterlassen

01.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:47 Uhr
Prächtig ausgestaltet ist die Ehrenbürgerurkunde für Max Eder. −Foto: Ortschronik

Wolnzach - Als "erfolgreichen Mitbürger" und "uneigennützigen Förderer der Marktgemeinde" hat man ihn gewürdigt, als einen, "der die gemeindlichen Probleme mit Initiative angepackt" hat. Als er am 10. August 1964 auf dem Wolnzacher Friedhof beerdigt wurde, war die Zahl der Ehrengäste groß und die der Lobreden ebenso. Acht Jahre davor war der Verstorbene zum Ehrenbürger ernannt worden, fast 40 Jahre später wurde ihm posthum dann noch einmal eine große Ehre zuteil, als der Markt im Jahr 2002 nach ihm eine Straße benannte: Die Rede ist von Max Eder (1881-1964), dem hier ein weiterer Teil unserer Serie "Spurensuche" gewidmet ist.

Tatsächlich hat dieser Mann seine Spuren an vielen Stellen hinterlassen und das nicht nur als Namensgeber der Wohnstraße, in der im Baugebiet "An der Schlachterstraße" seit etwa 2002 zahlreiche Einfamilien- und Doppelhäuser entstanden sind. So manches Gebäude in und außerhalb der Marktgemeinde trägt wohl Eders Handschrift, an prominentester Stelle aber der Wolnzacher Kirchturm: Bei dessen Renovierung im Rahmen der Kirchenerweiterung nach den Plänen des Architekten Heinrich Hauberisser in den Jahren 1911/12 - der Turm bekam damals anstelle des Spitzdachs seine markante Doppelzwiebel - war Eder der ausführende Baumeister. Sein eigenes, vom ihm erbautes Wohnhaus ist heute noch als solches zu erkennen: In die Fassade des Hauses in der Hopfenstraße 1 direkt an der heutigen Ampelkreuzung ist neben der Eingangstüre das große Schild mit der Aufschrift "Max Eder - Baumeister" eingemauert.

Das Haus ist noch im Familienbesitz, heute wohnt dort Max Eders Enkelin Monika Kocher. "Freilich", sagt sie auf die Frage, ob sie sich an ihren Großvater erinnern kann. Immerhin sei sie bereits 14 Jahre alt gewesen, als er starb. "Er war für mich der Höchste, immer schon", erzählt sie. Der Opa sei für sie eine wichtige Bezugsperson gewesen. "Bei ihm hat alles gepasst und wir mochten uns sehr", sagt sie. Umso mehr freut es sie, dass heute eine Straße seinen Namen trägt.

So wie sein Haus mit Sägewerk in der Hopfenstraße mitten im Markt, so stand auch Max Eder selbst mitten im Geschehen seines Heimatortes und sein Leben war eng mit dessen Entwicklung verwoben: Der gebürtige Wolnzacher war zunächst von 1925 bis 1933 Mitglied im Marktgemeinderat, ab 1930 als zweiter Bürgermeister. Nach dem Krieg lenkte er in den schwierigen Monaten des Zusammenbruchs die Geschicke des Marktes kommissarisch als Erster Bürgermeister, als solchen setzte ihn die amerikanische Militärregierung am 27. Mai 1945 ein. Bei der ersten Nachkriegswahl im Januar 1946 wurde Eder dann zum Zweiten Bürgermeister gewählt und blieb es weitere zehn Jahre. Längere Zeit gehörte er auch dem Kreistag und -ausschuss an.

Beruflich trat Max Eder in die Fußstapfen seines Vaters, der ebenfalls Max hieß und Zimmermeister war. Zudem hatte dieser in das Kolonial- und Textilwarengeschäft der Dallmayrs in der Preysingstraße eingeheiratet. Nach seiner Ausbildung zum Baumeister übernahm Max Eder junior das elterliche Geschäft mit angeschlossener Landwirtschaft, gab diese beiden Betriebe aber 1934 ab, um sich ganz auf seinen Beruf als Baumeister und Sägewerksbesitzer konzentrieren zu können. 1913 heiratete er Maria Hammerschmid, die aus einer hiesigen Ziegelei stammte. Ihre gemeinsame Tochter Maria trug später nach ihrer Verheiratung den Ehenamen Mirlach - sie war die Mutter von Monika Kocher und deren Bruder Max. Letzterer folgte offenbar dem Vorbild des Großvaters und engagierte sich lange Zeit in der örtlichen Kommunalpolitik, viele Wolnzacher kennen ihn noch gut: Der frühere CSU-Gemeinderat und Bezirkskaminkehrermeister Max Mirlach - also ebenfalls ein Enkel Max Eders - starb erst vor wenigen Monaten, im September vergangenen Jahres.

Dass Eder Ehrenbürger werden soll, beschloss der Gemeinderat unter Bürgermeister Andreas Bollwein im Juni 1956, damals war Eder gerade 75 Jahre alt geworden. Das Votum fiel einstimmig aus, man wollte den verdienten Kommunalpolitiker und ehrenamtlichen Marktbaumeister in besonderer Weise auszeichnen wegen seiner hervorragenden Verdienste um die Marktgemeinde. Dazu zählt auch Eders Einsatz bei der Vorbereitung der gemeindlichen Wasserversorgung und bei der Festlegung der Hallertauer Siegelbezirke und der Fassung des sogenannten Hopfenherkunftsgesetztes 1929. Mit diesem wurde geregelt, wo Hopfen angebaut werden darf und wie man ihn vor Qualitätsverfälschungen schützt; es ist im Wesentlichen die Basis der heutigen Europäischen Hopfenmarktordnung. Eder vertrat in der Sache "nachhaltig" die Interessen des Marktes, wie es heißt. Überhaupt war er dem Hopfen eng verbunden, unter anderem als Vorsitzender des Wolnzacher Hopfenbauvereins. Er unternahm mehrere Reisen nach Saaz, um die dortigen Arbeitsmethoden zu studieren. Als Erster baute Eder eine "Böhmische Darre". Bereits sein Vater hatte auf dem Gebiet der Hopfentrocknung einen Meilenstein gesetzt, indem er das Konzept moderner Malzdarren auf den Hopfen übertrug und die sogenannte Hallertauer Darre konstruierte.

Auch in den örtlichen Vereinen brachte sich Eder ein: Es war Mitglied der Kolpingsfamilie, Ehrenmitglied beim Liederkranz Wolnzach und ganz besonders der Freiwilligen Feuerwehr verbunden, als Aktiver, langjähriger Vorstand und Ehrenmitglied. Für seine 50-jährige Zugehörigkeit wurde er 1955 mit dem Goldenen Feuerwehr-Ehrenkreuz ausgezeichnet.

Beerdigt wurde Ehrenbürger Max Eder auf dem Wolnzacher Friedhof - übrigens direkt neben der inzwischen aufgelassenen letzten Ruhestätte eines anderen Ehrenbürgers, nämlich der von Josef Aichbichler. Dass die Gemeinde vor der Gedenktafel der Ehrenbürger, auf der auch Eders Name eingraviert ist, jedes Jahr an Weihnachten ein Gesteck als Zeichen des Dankes niederlegt, rührt Enkelin Monika Kocher. "Es ist schön, wenn jemand nicht in Vergessenheit gerät."

Aus diesem Grund hat sie auch die vielen noch erhaltenen Pläne und Zeichnungen aus der Hand ihres Großvaters bereits vor einiger Zeit dem Historischen Cirkel Wolnzach übergeben - "damit nichts verkommt". Tatsächlich sind es laut Rudi Pfab vom Cirkel wohl über 2000 Pläne, die - wenn auch teils schon sehr brüchig - noch vorhanden sind.

WZ

Katrin Rebl