Ingolstadt
Eine Frage der Fürsorge

Die SPD will wissen, ob im Obdachlosenheim der Stadt auch Kinder wohnen

19.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:17 Uhr

In der städtischen Obdachlosenunterkunft am Franziskanerwasser wohnen vorwiegend Männer. Für alleinerziehende Mütter mit Kindern ist das Heim nicht vorgesehen. In Einzelfällen werden hier aber vorübergehend ganze Familien untergebracht, berichtet die Stadt. - Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die städtische Obdachlosenunterkunft am Franziskanerwasser ist in den Fokus der SPD geraten. Berichte über eine Familie mit Kindern, die dort wohnen soll, haben die Fraktion zu einer Anfrage veranlasst, denn das Notquartier ist primär nur für Männer gedacht. Die Stadt hat bereits geantwortet.

Es war auf einer Wahlveranstaltung der SPD zum Thema „verdeckte Armut“ vor einer Woche in der Straßenambulanz St. Franziskus, als sich eine Frau zu Wort meldete und von einer akuten Notlage berichtete. Die Stadt wollte sie mitsamt ihren Kindern in der Obdachlosenunterkunft am Franziskanerwasser unterbringen. Das habe sie mit energischem Protest im letzten Moment noch verhindern können, sagte sie.

Das Notquartier der Stadt am Auwaldsee ist primär für Männer ohne festen Wohnsitz vorgesehen, nicht für Frauen oder Kinder. Über diesen Bericht hinaus will die SPD erfahren haben, dass derzeit „eine Familie mit schulpflichtigen Kindern“ in der Obdachlosenunterkunft leben soll. Daher hat die Fraktion gestern eine Anfrage an Oberbürgermeister Alfred Lehmann gerichtet, um klären zu lassen, was es mit dieser Information auf sich hat, und ob sich das Jugendamt ein Bild von den Zuständen gemacht hat.

Zur Begründung schreibt die SPD: „Beim Bau der Anlage bestand Konsens, dass dort keine Frauen mit Kindern untergebracht werden können, weil am Franziskanerwasser in erster Linie obdachlose alkoholkranke Männer leben, die in ein normales Umfeld nicht mehr integrierbar sind.“ Daher, heißt es weiter, „ist die Wohnanlage eindeutig als ein kindswohlgefährdendes Umfeld einzustufen“.

Immer wieder berichtet die Polizei von Gewalttaten in dem Heim. Mitte Oktober wurde dort ein 33-Jähriger niedergestochen und schwer verletzt. Eine Woche später zückte erneut ein Bewohner im Streit ein Messer. Auch der Mann, der am 19. August im Alten Rathaus Geiseln genommen hat, wohnte zuvor kurz in dem Heim, bis er wegen einer Tätlichkeit gegen eine Angestellte (so jedenfalls der Vorwurf) gehen musste.

Gerd Treffer, der Sprecher der Stadt, hat die Anfrage rasch beantwortet: „Grundsätzlich werden am Franziskanerwasser keine Frauen mit Kindern untergebracht.“ Es könne aber in Einzelfällen passieren, dass es eine ganze Familie treffe. Heuer sei eine Frau mit den Kindern zu ihrem Mann gezogen, der bereits in dem Heim wohnte. Außerdem leben dort zwei Artistenfamilien, eine mit sechs Personen, die andere mit sieben. 2012 verbrachte eine vierköpfige Familie vier Monate in dem Heim. In den zwei Jahren zuvor habe es keinen solcher Fälle gegeben. Treffer: „Das betrifft meist Auswärtige. Wenn Einheimische kurzfristig wegen einer Wohnungskündigung ein Dach über dem Kopf brauchen, haben wir da ganz andere Möglichkeiten, zu reagieren.“ Dann suche die Stadt nach einer freien Wohnung. Und in der größten Not miete man für die Obdachlosen Pensionszimmer an.