Roth
Ein "Zusammenschluss mutiger Männer"

Die Baugenossenschaft Eigenheim Roth feiert ihren 100. Geburtstag

26.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:09 Uhr
Zwischen Ludwig Bergbauer und der Baugenossenschaft besteht seit 1961 ein Mietverhältnis in Roth, der 94-Jähriger (Mitte) war auch zu Gast beim Festakt . −Foto: Unterburger

Roth (HK) Am 23. Mai 1919 gründeten 58 beherzte Männer aus Roth die Baugenossenschaft Eigenheim Roth, um auch für nicht so betuchte Menschen die Möglichkeit zu schaffen, bezahlbaren Wohnraum zu beziehen.

Auf den Tag genau hundert Jahre später feierte die Baugenossenschaft Roth ihren 100. Geburtstag in der Kulturfabrik Roth. Im Foyer waren dazu mehrere Tafeln aufgestellt, auf denen die Historie der Baugenossenschaft in Wort und Bild vorgestellt wurde.

"Der heutige 23. Mai fällt zusammen mit dem Gedenktag 70 Jahre Grundgesetz und das ist schon bemerkenswert", sagte der Vorstandsvorsitzende Franz Starek. "Am 23. Mai 1919 haben sich mutige Männer zusammengeschlossen, um Familien zu einem Dach über den Kopf zu verhelfen".

Von 1921 bis 1971 habe es in Roth mehrere Bauphasen gegeben. Während dieser Zeit seien 136 Wohneinheiten entstanden. Besonders erfreut zeigte sich Franz Starek, dass mit dem 94-jährigen Ludwig Bergbauer einer der ältesten Mieter dem Festakt beiwohnte. Mit Ludwig Bergbauer bestehe seit 1961 das älteste Mietverhältnis in Roth.

"Zurzeit befinden wir uns in einer neuen Phase der Baugenossenschaft", erklärte Starek. Am Meckenloher Weg entstünden in zwei neuen Gebäuden 15 Wohnungen in der Größenordnung zwischen 68 und 105 Quadratmetern. Innerhalb des vergangenen Jahres habe Roth rund 500 Neubürger begrüßen können. Dem Prinzip "Bezahlbares Wohnen" wolle man treu bleiben, versicherte der Vorstand der Baugenossenschaft.

Roths dritter Bürgermeister Heinz Bieberle nannte die Baugenossenschaft "eine beispiellose Initiative - eine kleine, aber feine Gemeinschaft, in der sich die Menschen kennen und einander vertrauen. "

Landrat Herbert Eckstein lobte die Baugenossenschaft mit dem Zitat "Damals der Zeit voraus, heute ein Modell für die Zukunft". In der heutigen Zeit gebe es viele Diskussionen über bezahlbaren Wohnraum. Explodierende Mietpreise machten es vielen Menschen unmöglich, in Städten wie München oder Nürnberg zu leben. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg sei die Wohnungsnot ein großes Problem gewesen.

"Das Eigenheim ist auch heute noch ein Begriff", so der Landrat weiter, "die Baugenossenschaft Eigenheim Roth hat ein besonderes Zeichen gesetzt, sozialen Wohnungsbau mit bezahlbaren Wohnungen zu fördern und voranzutreiben. " Dies sei ein großer Verdienst und ein Qualitätsmerkmal der Baugenossenschaft. Generationen von Menschen seien seit über hundert Jahren auf der Suche nach einem bezahlbaren Wohnraum gewesen - und diese Suche dauere bis heute an.

"Die Wohnungsbau-Genossenschaften waren immer sehr kinderfreundlich", würdigte der Landrat weiter, "die Selbstversorgung der Menschen und Gärten waren früher sehr wichtig. " Seit einiger Zeit seien Eigenheime wieder im Kommen. "Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum und müssen dafür sorgen, dass wir eine Kontinuität erreichen", forderte Herbert Eckstein. "Ich wünsche euch viel Kraft und das Verständnis, dass man solche sozialen Einrichtungen wie die Baugenossenschaft nicht untergräbt. "

Stefan Roth vom Verband der bayerischen Wohnungsunternehmen erklärte, dass der Verband 370 Genossenschaften in Bayern vertritt. "Wir wünschen einen sicheren, guten und bezahlbaren Wohnraum, der viel bewirkt", hieb er in die gleiche Kerbe wie der Landrat.

Die Baugenossenschaft Eigenheim Roth habe sich stets für die Menschen eingesetzt und ihnen Hoffnung gegeben, lobte Stefan Roth. "Wohnungsbaugenossenschaften haben eine Besonderheit: Sie können nicht verkauft werden", so Roth weiter, "es gilt das Vereinsprinzip: pro Kopf eine Stimme". Dies sei ein tolles Prinzip in Zeiten des Neoliberalismus und des Turbo-Kapitalismus.

"Wohnungsbaugenossenschaften sind freie, souveräne Unternehmen und da entwickelt sich eine Hilfsbereitschaft und Zivilcourage", sagte Roth. Eine Wohnungsbaugenossenschaft fuße auf der Idee einer funktionierenden Nachbarschaft. "Sie befinden sich auf der Insel der Glückseligen, die Genossenschaft ist ein Wirtschaftsbetrieb, der rechtlich gesehen Insolvenz anmelden kann. " Deswegen lautete Roths Appell an die Zuhörer: "Schauen Sie nach vorne! Halten Sie zusammen über alle Interessensgegensätze hinweg, ziehen Sie an einem Strang, seien Sie lebensfähig und wehrhaft, unterstützen Sie Ihren Vorstand! " Denn nur mit dieser Haltung seien die Wohnungsbaugenossenschaften groß geworden. Der Verband der bayerischen Wohnungsunternehmen stehe den Baugenossenschaften gerne zur Seite - und: "Machen Sie weiter so! "

Robert Unterburger