Parsberg
"Ein Weiter so wird immer schwieriger"

Krankenhaus Parsberg schreibt regelmäßig rote Zahlen - Fachklinik für innere Medizin wird geschlossen

16.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:30 Uhr |
Die Klinik Parsberg wird es in der bisherigen Form ab dem Jahr 2022 nicht mehr geben. − Foto: Sturm

Parsberg (swp) Die Klinik Parsberg wird es in der bisherigen Form ab dem Jahr 2022 nicht mehr geben.

Ein aktuelles Umstrukturierungskonzept sieht vor, die Fachklinik für innere Medizin mit 30 Betten zu schließen und zur Stärkung des medizinischen Standortes ein regionales Gesundheitszentrum zu errichten.

Landrat Willibald Gailler (CSU) und Klinikvorstand Peter Weymayr haben gestern im Beisein von Bürgermeister Josef Bauer (CSU) bei einer Pressekonferenz im Parsberger Rathaus mitgeteilt, dass der Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens Kliniken des Landkreises Neumarkt für die Klinik Parsberg ein Umstrukturierungskonzept beschlossen habe, das die Zukunftsfähigkeit des Standortes langfristig sichern solle. Dafür gebe es mehrere Gründe. So würden die finanziellen Restriktionen des geltenden Krankenhausvergütungssystems vor allem auf kleine Häuser der Grund- und Regelversorgung einen enormen Druck ausüben. Eine Entwicklung, die auch in der Klinik Parsberg bereits seit längerer Zeit angekommen sei.

Nachdem das Haus in den vergangenen Jahren regelmäßig Verluste eingefahren habe, die jedoch durch Überschüsse im verbundenen Klinikum Neumarkt zu kompensieren gewesen wären, sei dies seit 2017 nicht mehr möglich. "Gerade erst hat der Wirtschaftsprüfer ein negatives Betriebsergebnis 2018 von vier Millionen Euro für die beiden Häuser testiert. In Parsberg wurde ein Verlust von einer Million Euro erwirtschaftet", erklärte Weymayr. Der Klinikvorstand berichtete außerdem von Statistiken, wonach 94 Prozent der Parsberger Patienten in andere Krankenhäuser gingen, etwa in Neumarkt oder Regensburg. Im Bereich der inneren Medizin liege diese Zahl bei 87 Prozent.

Aufgrund dieser Sachlage habe man sich seit mehreren Monaten intensiv mit der Zukunftsfähigkeit des Standortes befasst und eine Projektgruppe eingerichtet, die Vorschläge unterbreitet hat. Unterstützung erhielt diese von einem externen Gutachten, das verschiedene Zukunftsoptionen unter den Kriterien Bedarfsorientierung, qualitativ hochwertige Versorgung und Wirtschaftlichkeit bewertete.

Landrat Gailler fasste das Ergebnis so zusammen: "Ein Weiter so mit einer Fachklinik für innere Medizin mit 30 Betten wird langfristig immer schwieriger. Der stationäre Bereich in Parsberg ist auf Dauer und in dieser Form nicht aufrechtzuerhalten. " Mit großer Mehrheit habe sich der Verwaltungsrat jetzt dazu entschlossen, die Klinik Parsberg von der derzeitigen akutstationären internistischen Versorgung hin zu einem Haus der Gesundheit fortzuentwickeln und die Zukunftsfähigkeit des Hauses langfristig zu sichern.

Hierzu sollen nun nach den Worten des Landrats und des Klinikvorstandes neben dem stationären Angebot parallel ambulante Strukturen entwickelt werden für die regionale Grundversorgung. So sollen weitere Facharztpraxen erforderlicher Disziplinen zukünftig neben den bereits vorhandenen orthopädischen, augenärztlichen, psychiatrischen und pädiatrischen das Angebot für die Bevölkerung weiter ausbauen. Die Versorgungsangebote könnten flankiert werden beispielsweise durch ein Sanitätshaus, Therapiepraxen, einer Apotheke und weiteren sozialen Angeboten von Trägern der Wohlfahrtspflege, wie zum Beispiel Kurzzeitpflege.

Verwirklicht werden solle das regionale Gesundheitszentrum, das eventuell ein tagesklinisches Angebot beinhalten könnte, in einem eigens dafür zu errichtenden Neubau. "Nach Abschluss der Umstrukturierung wird die Bevölkerung von einer Verbesserung der medizinischen Versorgung profitieren", gab sich der Landkreischef zuversichtlich. Bürgermeister Bauer ergänzte: "Wir müssen uns für die Zukunft aufstellen, und entscheidend dabei ist, dass es einen Mehrwert für die Menschen gibt. "

Ein realistischer Zeitrahmen für den Umwandlungsprozess sei bis zum Jahr 2022, hieß es. Man sei dabei aber auch von anderen Entscheidungsträgern (Planungs- und Förderbehörden, Kassenärztliche Vereinigung) abhängig. Außerdem seien diverse bauliche Maßnahmen notwendig, denn die vorhandene Infrastruktur sei auf eine stationäre Akutversorgung ausgerichtet und für das vorgesehene Konzept nicht geeignet. Eventuell können hierfür Fördergelder aus dem Strukturfonds gewonnen werden. Bis dahin werde weiterhin eine akutstationäre internistische Versorgung in bewährter hoher Qualität vorgehalten. Gailler unterstrich, dass das Umstrukturierungskonzept einen breiten Konsens im Verwaltungsrat gefunden habe. Es sei stets ein Bestreben der Landkreispolitik gewesen, die Krankenhauslandschaft im Landkreis frühzeitig auf veränderte Voraussetzungen einzustellen und so gestärkt in die Zukunft zu gehen. Er sei sich sicher, dass dies mit diesem Beschluss erneut der Fall sein werde. "Der Landkreis ist immer gut gefahren, aktiv die Strukturen seiner Krankenhäuser anzupassen, anstatt darauf zu warten, bis man durch unumgängliche Rahmenbedingungen hierzu gezwungen wird. Eine Schließung des Standortes Parsberg stand für mich und den Rest des Gremiums jedoch nicht zur Disposition. " Jetzt wird sich eine Arbeitsgruppe mit der Situation auseinandersetzen. Die Beschäftigten wurden bei einer Betriebsversammlung informiert.

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