Neuburg
Ein teurer "Bypass" für Hechte und Forellen

Rhein-Main-Donau AG eröffnet heute Fischtreppe in Bertoldsheim Monitoring zur Erfolgskontrolle

16.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:07 Uhr

Spaziergang an der Fischtreppe: Über steinerne "Raugerinne" sollen Karpfen, Hechte, Forellen und Weißfische sieben Meter Höhenunterschied am Donaustau Bertoldsheim überwinden. - Foto: Rein

Neuburg (DK) Der "Königsweg" ist fertig. Die Kraftwerksbetreiber bieten der Fischwelt der Donau eine Aufstiegshilfe neuesten Standards an. Karpfen, Forellen, Hechte, Huchen und Zander können mit einer 1,1 Kilometer langen Umleitung stattliche sieben Meter Höhenunterschied überwinden.

Dieser "Bypass" an der Staustufe Bertoldsheim westlich von Neuburg gilt als Produkt moderner Ingenieurskunst. Die Rhein-Main-Donau AG als Investor hat aus Vorgängerbauten, darunter die Fischtreppe am Stau Ingolstadt, gelernt. Die Kosten belaufen sich auf 2,8 Millionen Euro.

Finden die Fische überhaupt den Weg in die Umgehung? Die Fachleute sind optimistisch, Albert Göttle, Präsident des Landesfischereiverbandes, wird sich am heutigen Mittwoch dazu äußern. Die RMD und Betreiber Uniper haben zum offiziellen Start nach Bertoldsheim eingeladen.

Dort soll auch der "Königsfisch" Huchen über 38 felsige Raubecken und den Schlitzpass am Stausee Zug um Zug sieben Meter Höhenunterschied überwinden können. Der "Vertical Slot"-Fischpass schafft also den Anschluss an den Speichersee und belebt zugleich den Entwässerungsgraben.

Mit hochwertiger Wasserqualität bildet er den Großteil der Umleitung. Damit sie kräftig sprudelt, sind computergesteuerte Einlaufschütze am Stausee im Einsatz. Ungeachtet aller Pegelschwankungen der Donau zweigen sie stets 500 Liter Wasser pro Sekunde für die Umleitung ab. Die Lockströmung am Fischeinstieg unterhalb der Staustufe "sieht schon sehr gut aus", kommentiert Ingenieurin Uta Mentz, unter deren Fittichen der Bertoldsheimer Fischpass entstanden ist.

Die Chance zur Fischwanderung sei jetzt gegeben und damit der europäischen Richtlinie Genüge getan, betont RMD-Pressesprecher Jan Kiver. Der Umweltaspekt verlangt technische Wanderhilfen für die Fischwelt, wie sie in Ingolstadt und Bergheim bereits eingerichtet worden sind. Bittenbrunn soll nach Fertigstellung des Polders Riedensheim folgen.

Ein sogenanntes Monitoring soll künftig die Leistungsfähigkeit der neuen Fischtreppe dokumentieren. Probefänge und Unterwasserkameras werden dann zeigen, ob neben Barben, Nasen, Nerflingen und Döbeln mit Äschen, Kaulbarsch, Schrätzer, Streber und Zingel auch selten gewordene Arten den Umleitungsweg finden.