Beilngries
Ein Spatenstich jagt den nächsten

02.01.2018 | Stand 02.12.2020, 17:00 Uhr

Jede Menge Großprojekte will die Stadt Beilngries in den kommenden Monaten in Angriff nehmen. Im Sulzpark wird ein neuer Kindergarten errichtet.

Beilngries (DK) "Die Umgehungsstraße wird in 30 Jahren noch nicht gebaut sein." Vor gar nicht allzu langer Zeit hat man diesen Satz noch regelmäßig gehört, wenn man mit Beilngriesern über Politik debattiert hat. Die Zweifel waren durchaus berechtigt, schließlich wurde das Projekt bereits seit Jahrzehnten immer wieder diskutiert - und doch nicht umgesetzt.

Jetzt steht aber unumkehrbar fest: Im Jahr 2018, aller Voraussicht nach bereits im ersten Quartal, erfolgt der Spatenstich für den ersten Bauabschnitt. Dieser verbindet die Eichstätter Straße mit der Bundesstraße 299. Bis tatsächlich die ersten Fahrzeuge auf der neuen Route rollen können, wird es sicher 2020, wie Bürgermeister Alexander Anetsberger im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet.

Bis dahin steht ein echtes Mammutprojekt an. Das werde - vor allem während des Erdabtrags zu Beginn - durchaus zu einem erheblichen Mehraufkommen an Lastwagen führen, so der Rathauschef. Je nachdem, welche Baufirma den Zuschlag erhält, wird sich dann die Fahrtrichtung gestalten. Fest steht derweil schon jetzt: Das Großprojekt wird alles andere als billig. Den Ausschreibungsergebnissen zufolge könnte man nun aber doch unter den befürchteten Gesamtkosten von 12,6 Millionen Euro bleiben.

Und einen Großteil davon übernimmt der Freistaat Bayern, der Fördersatz liegt bei 85 Prozent. Noch muss geklärt werden, welcher Teil der Kosten förderfähig ist. Ohne Millionenbelastung wird es für die Stadt aber freilich nicht abgehen. Dass dieses Geld gut angelegt ist, steht für Anetsberger fest. Er erhofft sich von der Umgehungsstraße spürbare Entlastungen - nicht zuletzt für die Bürger der Sandsiedlung, wie er auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt. Man werde die Bauphase nutzen, um mit den Busunternehmen zu verhandeln.

Das klare Ziel lautet nach wie vor, die Schulbusse künftig auf die Umgehungsstraße abzuleiten und so die Sandsiedlung von einer erheblichen Belastung zu befreien. Außerdem müsse man bereits jetzt für mögliche Entwicklungen der Zukunft vorsorgen, berichtet der Bürgermeister. Da in Richtung Kinding aufgrund des Hochwasserschutzes keine Wohn- und Gewerbebebauung mehr möglich ist, müsse man Gedankenspiele anstellen, was man möglicherweise in diese Gebiete verlegen könnte, um innerorts neue Freiflächen zu schaffen.

Als Stichworte nennt Anetsberger den Volksfest-, den Sport- und den Skaterplatz. Er betont aber ausdrücklich, dass es dazu noch keinerlei konkrete Planungen gebe. Wenn überhaupt, dann würden diese Vorhaben erst in Jahren umgesetzt. Bereits jetzt müsse man aber vorplanen, welche Vorkehrungen - beispielsweise in Sachen Stromversorgung für einen neuen Volksfestplatz - man an der Umgehungsstraße schaffen müsste.

 

KINDERGARTEN

Einen sehr sportlichen Zeitplan hat die Stadt beim Bau des neuen Franziskuskindergartens im Sulzpark. Ab dem späteren Frühjahr soll das neue Gebäude - in Z-Form und Holzbauweise - in die Höhe wachsen. Ab Anfang September sollen dann bereits die Kinder darin spielen. Erst im Anschluss erfolgt der Abriss des Bestandsgebäudes, ehe der Außenbereich im nördlichen Teil des Grundstücks angelegt werden kann. Bis das Vorhaben abgeschlossen ist, wird es auf jeden Fall 2019. Die Stadt rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von 5,11 Millionen Euro. In welchem Ausmaß die Fördergelder sprudeln, ist noch nicht klar. Über den Daumen gepeilt wird die Stadt aber wohl die Hälfte der Investitionssumme selbst tragen müssen. Der akute Bedarf an Kindergartenplätzen könne durch den Neubau erst einmal gedeckt werden, lässt Anetsberger wissen. Er sagt aber auch: "Die aktuellen Prognosen gehen dahin, dass uns dieses Thema weiter fordern wird." Es könnte passieren, dass in einigen Jahren erneut Kindergarten- oder auch Krippenplätze fehlen. Dann müsse man auf politischer Ebene über weitere Lösungen diskutieren, so Anetsberger.

 

ALTSTADTGASSEN

Für die betagteren Gemeindebürger dürfte dieses Projekt besonders wichtig sein: die barrierefreie Umgestaltung der Altstadtgassen. Den Auftakt machen im Jahr 2018 die Pfarrgasse und ein Teilstück der langen Gasse. Allein für diese beiden Maßnahmen muss die Stadt etwa 890 000 Euro in die Hand nehmen, dazu kommen noch die Kosten für die Arbeiten an Kanal- und Wasserleitungen. Ein Teil der Gesamtsumme muss auf die Anlieger umgelegt werden. In den kommenden Jahren werden dann weitere Gassen saniert.

 

MITTELSCHULE

Eine recht bewegte Geschichte kann inzwischen das Sanierungsprojekt an der Beilngrieser Mittelschule vorweisen. Die ersten beiden Abschnitte wurden bereits vor einigen Jahren umgesetzt, die restlichen Arbeiten wurden dann verschoben - und zwar immer wieder, was im Stadtrat so manchen Streit mit sich brachte. Nun steht fest: Ab Sommer 2018 werden die beiden noch ausstehenden Sanierungsabschnitte kombiniert umgesetzt, im Sommer 2019 will man fertig sein. Eine genaue Kostenschätzung wird erst noch präsentiert. Von einem weiteren Millionenprojekt kann man aber zweifelsfrei sprechen.

 

KONZEPTE

Jede Menge Arbeit haben die Beilngrieser in jüngerer Vergangenheit in diverse Konzepte gesteckt. Vor knapp zwei Jahren wurde das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) beschlossen. Darin enthalten waren unter anderem Ideen für Straßenumgestaltungen, allen voran in der Ringstraße. Dazu wurden Verkehrserhebungen an den bekannten Knotenpunkten - Brand-Kreuzung, Bereich Seniorenzentrum und Ampelkreuzung - angestellt. Inzwischen liegen Ergebnisse vor, so der Bürgermeister. Auf deren Grundlage werde man sich im Stadtrat weitere Gedanken machen. Ebenfalls auseinandersetzen müssen sich die Stadtväter weiterhin mit dem Einzelhandels- und Tourismuskonzept. Darin ist unter anderem vorgesehen, die Stelle eines Projektmanagers zu schaffen, der als Bindeglied zwischen allen Beteiligten - Politik, Verwaltung, Touristiker und Unternehmer - fungieren soll. Dieses Konzept muss ebenso noch beschlossen werden wie das Gemeindeentwicklungskonzept, das sich mit der Zukunft der Dörfer auseinandersetzt. "Das wird wohl schon im Januar passieren", kündigt Anetsberger an. Im Laufe des Jahres möchte er dann erste Maßnahmen umsetzen - vor allem solche, die recht zügig vom Bauhof übernommen werden können. Außerdem werde man sich in diesem Zusammenhang Gedanken machen müssen über die Forderung der großen Politik, in Sachen Bauland dem Grundsatz "Innenentwicklung vor Außenentwicklung" zu folgen.

 

GRUNDSCHULE

Umfangreiche Gedanken müssen die Stadtväter auch zur Grundschule anstellen. Die Rechenaufgabe ist recht einfach: Wenn aktuell die Kindergärten im Stadtgebiet aus allen Nähten platzen und die Zahl der Geburten seit Jahren deutlich steigt, wird irgendwann auch der Platz in der Grundschule zu klein. Auf die Stadt als Sachaufwandsträger könnte daher in einigen Jahren die Aufgabe zukommen, baulich auf die gestiegenen Anforderungen zu reagieren. Außerdem kann die hohe Nachfrage in der Mittagsbetreuung bereits jetzt nur deshalb gedeckt werden, weil Räume des Gymnasiums mitgenutzt werden dürfen. Auf Dauer will man an der Grundschule aber auch ein pädagogisches Ganztagsangebot aufbauen. Wann es soweit ist - und in welcher Form - müsse man noch umfassend erörtern, so der Bürgermeister. Aber auch hier könnte der Bedarf an Räumen für die Grundschule steigen.

 

ABWASSER

Die umfangreichen Arbeiten an der Abwasseranlage in der Großgemeinde laufen bereits seit einiger Zeit. In diesem Jahr wird die erste der drei Raten fällig, mit denen die Bürger zur Kasse gebeten werden.

 

WOHNBAU

Lebhafte Diskussionen gibt es in der Altmühlstadt - im Stadtrat wie am Stammtisch - über die großen Wohnbauprojekte. Um das Thema Nachverdichtung auf eine fundierte Basis zu stellen, wollen die Stadtväter im Jahr 2018 einen einfachen Bebauungsplan aufstellen. Darin sollen klare Vorgaben gemacht werden, in welchen Bereichen der Stadt künftig der Bau größerer Mehrfamilienhäuser möglich sein soll - und wo nicht. Anetsberger kündigt aber bereits an: "Das wird ein hochpolitisches Thema." Betroffen seien letztlich alle Bürger, da die Regelungen für jedes Grundstück gelten müssen - und eben nicht nur dann, wenn ein Investor ein Großprojekt umsetzen will, was wohl der eigentliche Wunsch vieler Beilngrieser wäre.

 

BREITBAND

Der Weg zum schnellen Internet ist geschafft, aber noch nicht überall. Denn bislang ist nur der eigenwirtschaftliche Ausbau - vornehmlich durch die Firma Inexio - erledigt. Davon profitiert in etwa die Hälfte der Gemeindebürger. In den anderen Ortsteilen übernimmt die Stadt den Ausbau, und zwar mit Hilfe des Förderverfahrens des Freistaates Bayern. Den Zuschlag hat die Telekom erhalten, die Stadt muss etwa 250 000 Euro an Eigenmitteln beisteuern. Bis Ende 2019 muss das beauftragte Unternehmen den Ausbau abschließen.

 

FINANZEN

"Wir werden das Gesicht von Beilngries in den kommenden ein bis zwei Jahren verändern", fasst Anetsberger mit Blick auf die Fülle an bevorstehenden Großprojekten zusammen. Dass dies nicht ohne finanzielle Belastungen über die Bühne gehen werde, sei allen bewusst. "Wir können das aber stemmen", kündigt der Bürgermeister an. Die Stadt habe in den vergangenen Jahren ihre Schulden halbiert. Das schaffe Spielraum für Investitionen. Dafür werde man zwar wohl neue Kredite aufnehmen müssen. Die Projekte seien aber sehr wichtig für die Entwicklung von Beilngries - und die Haushaltslage werde man nicht aus den Augen verlieren, versichert Anetsberger.