Ein Musikant als Schachkönig

28.03.2011 | Stand 03.12.2020, 3:00 Uhr

Wolfgang Rieck als König bei der Lebendschachveranstaltung zur 1100-Jahr-Feier der Stadt Eichstätt. - Foto: Remold

Kipfenberg/Eichstätt (gfs) Wolfgang Rieck war als Musikant, Radiosammler und Schachspieler überall bekannt. Am 14. März ist er im Alter von 75 Jahren gestorben.

Wolfgang Rieck wurde am 15. November 1935 in Berlin geboren, musste aber schon als Kind wegen der Kriegswirren mit seiner Mutter seine Heimat verlassen und kam schon bald nach Kipfenberg, wo er bis zuletzt wohnte. Sein Vater starb während des Zweiten Weltkrieges. Die Musik half ihm, die Schrecken des Krieges zu vergessen.
 

Bereits als Kind fand er seine Liebe zu Radios. Gerne erzählte er, wie er mit einem Freund auf dem Michelsberg mit einer riesigen Antenne und einem selbst gebauten Radio Musik hörte. Diese Leidenschaft ließ ihn auch bis zuletzt nicht los: Sein Hobby war es, alte Röhrenradios zu sammeln und diese – wenn nötig – auch mit Hilfe seines riesigen Arsenals an Bauteilen zu reparieren.

Zu seinem großem Stolz allerdings zählte eine Serie von Volksempfängern, die er gerne präsentierte. Seine Radioleidenschaft brachte ihn, der ansonsten eigentlich eher im Hintergrund arbeitete, dazu, in Kipfenberg einen Radioclub mit Bayern-1-Liebhabern zu gründen.

Wolfgang Rieck wollte aber nicht nur Musik hören, sondern auch selbst zum Instrument greifen. Auf zahlreichen Vereinsversammlungen - er war Mitglied vieler Vereine in Kipfenberg - sorgte er mit seiner Zither für gute Laune. Er wirkte sogar bei einem Werbefilm des Naturpark Altmühltal musikalisch mit. Umso erstaunlicher ist es, dass er keine Noten lesen konnte, sondern nur nach Gehör spielte. Das Zitherspiel hat er sich autodidaktisch beigebracht. Sein besonderer Stolz aber war eine Drehorgel, die er selbst zusammenbaute und am Eichstätter Volksfest oder im Kloster Weltenburg vorführte.

Neben der Musik war auch das Schachspielen seine große Leidenschaft: Seit 40 Jahren war er aktives Mitglied im Schachclub Eichstätt. Er nahm an den Mannschaftsspielen im Schachkreis Ingolstadt-Freising und allen Vereinsmeisterschaften teil. Er gewann dabei einige Male die Vereinsmeisterschaft des Schachclubs in der B-Klasse. Außerdem griff er bei den Sommerfesten und Weihnachtsfeiern des Schachclubs oft zu seiner geliebten Zither. Zur 1100-Jahrfeier der Stadt Eichstätt trat er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Rosa Posch bei einer öffentlichen Lebendschachveranstaltung auf.

Das vergangene Jahr war nicht einfach für Wolfgang Rieck. Seine Krankheit machte ihn zunehmend schwächer, im vergangenen September starb auch noch seine Mutter im Alter von 94 Jahren. Sein Tod kam für die Mitglieder des Schachclubs dennoch völlig überraschend, denn in der noch laufenden Vereinsmeisterschaft hatte er alle bisherigen Spiele mit Begeisterung absolviert. Wolfgang Rieck wird am kommenden Donnerstag, 31. März, in Kipfenberg beerdigt. Der Trauergottesdienst in der evangelischen Erlöserkirche beginnt um 13.30 Uhr, anschließend ist die Urnenbeisetzung auf dem Kipfenberger Friedhof.