Hilpoltstein
"Ein megacooler Job"

Beim Boys' Day in der Rother Krankenpflegeschule lernen 21 Jungen die Krankenpflegeschule kennen

28.03.2019 | Stand 02.12.2020, 14:20 Uhr
Vieles ausprobieren können die Jungs beim Boys' Day in der Krankenpflegeschule. −Foto: Kofer

Hilpoltstein (rok) In der der Rother Schule für Krankenpflege geht es am Boys' Day erheblich lebhafter zu als sonst.

Sechstklässer rasen mit dem Rollstuhl die Rampe hinunter, andere üben einbeinig auf Krücken, ein junger Mann ist völlig vermummt, mit verdunkelter Skibrille, Gewichten an den Beinen und einem Kopfhörer auf den Ohren wackelt er unsicher über den Gang, die Hände zittern dank Reizstrom, als hätte er Parkinson. "Gert" heißt dieser Alterssimulator, der den 21 Jungs viel Spaß macht.

"Das ganze Schulhaus lebt und bebt", sagt Pflegepädagogin Regina Vestner. Sie organisiert den Boys' Day. "Das Angebot wird gut angenommen", sagt Vestner. In diesem Jahr ist es sogar überbucht. Statt 20 Fünft- und Sechstklässern durchlaufen diesmal 21 die vier Stationen, die Vestner vorbereitet hat. Neben Gert, gibt es ein Zimmer, in dem die Jungs Spritzen setzen können. Nicht in einen Patienten, sondern in ein kleines Kissen. Desinfiziert wird trotzdem vorschriftsmäßig. Marten von der Dr-Mehler-Mittelschule in Georgensgmünd gefällt das.

Überhaupt ist er begeistert von dem bisherigen Tag. "Da kann man ein bisschen Gipsen lernen", erklärt er. Auch eine Station, die Marten gefällt. Hier werden reihenweise gebrochene Arme eingewickelt und wieder vom Gips befreit. Wie man das professionell macht, erklärt den Jugendlichen Dali Petrovic. Der 25-jährige Rother ist gelernter Zahntechniker und Ergotherapeut. Er ist bärtig, tätowiert und trägt eine Strickmütze. Seit knapp einem Jahr ist er an der Berufsfachschule für Krankenpflege in Roth.

"Ein megacooler Job", findet Petrovic. "Man ist die rechte Hand des Patienten und immer der nächste Ansprechpartner", erklärt er Marten, der sich Krankenpfleger später als Beruf vorstellen kann. "Man kann mit Patienten reden und anderen helfen, das macht mir Spaß", sagt Marten. Erfahrung hat er auch schon in einem Altenheim in Petersgmünd gesammelt.

Doch Marten ist immer noch die Ausnahme. Weniger als ein Viertel der Krankenpflegeschüler sind Männer, sagt Lehrerin Regina Vestner. "Es ist noch immer ein typischer Frauenberuf. Das ist immer noch in den Köpfen", sagt Dali Petrovic. Es hersche noch immer das Vorurteil, als Krankenpfleger müsse man nur Patienten den Hintern abwischen, sagt Petrovic. Dabei lerne man vor allem viel Medizinisches.

Das zu ändern ist ein Ziel des Boys' Days. "Die Schule ist echt mega", schwärmt Jona Sopa, 19. Die junge Frau aus dem Kosovo hat sich nach einem freiwilligen sozialen Jahr für eine Ausbildung hier entschieden. Ein kleines Haus mit einer familiären Atmosphäre, sagt sie. Jetzt erklärt Sopa den Jungs, wie man richtig Puls und Blutdruck misst - mit analogen Geräten. Die seien genauer und zuverlässiger als die digitalen Versionen. Denn dank des Stethoskops höre man auch, ob die Messung funktioniert.

Dann dürfen die Jungs es selbst probieren. Das findet Sechstklässer Max aus Georgensgmünd super. "Ich bin schon in der Wasserwacht, da machen wir auch immer tolle Sachen", erklärt er. Mitschüler hätten ihm schon verraten, dass man hier viele Dinge selbst machen kann. Zum Beispiel Blutdruck messen. Jona und ihre Kollegin Tatjana Kyreito stellen sich dafür zur Verfügung und helfen, wenn es hapert.

Kyreito, 24, kam vor zwei Jahren aus der Ukraine und ist gelernte Grundschullehrerin. In Deutschland wurde ihre Ausbildung lediglich als mittlere Reife anerkannt. Nach einem diakonischen Jahr in der Kreisklinik hat sie sich für die Ausbildung zur Krankenpflegerin entschieden. Sie hat es nicht bereut. "Man hat viel Kontakt mit Leuten, im Büro sitzen ist langweilig", sagt sie. Und noch ein Argument hat Kyreito überzeugt: "Es gibt immer Arbeitsplätze. "