Ingolstadt
Ein Leben für den Blues

19.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:33 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Viele kennen den "Blues Paule", den "Drei-Promille Karl" und die fürchterliche "Henriette" bereits. Und es werden immer mehr, denn Helmut Licklederer, den alle Welt nur "Lick" nennt, besingt sie schließlich fast jedes Mal, wenn er mit seiner Band Blues-Lick irgendwo auf einer Bühne steht. Und das tut er oft.

Seit seine CDs – mittlerweile gibt es deren zwei – über die große Firma "Rough Trade" weltweit vertrieben werden, seit der Lick als Folge davon in allen wichtigen Musikpublikationen im deutschsprachigen Raum rezensiert wird, seit die Band sich bei großen Festivals wie Tollwood oder dem Nürnberger Bardentreffen nicht mehr unauffällig ins Publikum mischt sondern selber dort schon mal vor 20 000 Leuten auftritt, seit das Quartett bundesweit gebucht wird, seitdem sind der Ingolstädter "Lick" und mit ihm die Henriette, der Louisiana-Schorsch und all seine anderen Figuren im wahrsten Sinne angesagt.
 
Derzeit feiert die Band ihr 15-jähriges Jubiläum, arbeitet zwischen Auftritten im Münchener "Schlachthof" oder bei einem der großen deutschen Bluesfestivals an einer neuen CD, die in der ersten Hälfte des Jahres 2011 erscheinen soll, wartet auf die Veröffentlichung eines von Branchenführer "Blues News" für den Dezember angekündigten Samplers, auf dem die Band mit einer Nummer vertreten ist, kreiert der Lick im stillen Kämmerlein neue schräge Figuren und schreibt an neuen Stücken.

Protagonisten wie der "Drei-Promille-Karl" oder der "Kamikaze" sind dem Leben abgeschaut. "Diese Typen gibt es wirklich", sagt der Lick, "wenn auch unter anderem Namen. Ich bin mir sicher, dass jeder solche Nervensägen, Chaoten und Widerlinge kennt." Nur, er besingt sie eben, strickt Geschichten um sie herum, weil sie ihn ganz einfach faszinieren. Er tut das auf Bayerisch "weil ich mich in meinem Dialekt am besten ausdrücken kann". Und außerdem haben Mundart-Künstler längst keinen Exotenstatus mehr. Sogar im Norden der Republik wollen Veranstalter und Fans den Lick mit seinen komischen, kritischen, nicht selten satirischen Geschichten und den trockenen Roots-Rock-Sound seiner Band immer wieder hören. "Wenn du in Hessen oder NRW sagst, du singst in Dialekt, gehen die automatisch davon aus, dass das Bayerisch ist", erzählt der Lick. Das ist zwar grundsätzlich falsch, aber für ihn nicht von Nachteil.

Den Lick als Musiker gibt es eigentlich schon länger als 15 Jahre. Ganz früher, in den 1970ern und 1980ern, habe er – übrigens zusammen mit dem jüngst leider viel zu früh verstorbenen Wolfgang Socher – in der Frank-Fieber-Blues-Band gespielt, wegen der Texte gerne Willy Michl gehört, dann sei er jahrelang als Solist in der Kategorie "Liedermacher" aufgetreten, bis er letztendlich zusammen mit dem Gitarristen Matthias Inderst "Blues-Lick" ins Leben gerufen habe. "Der Matthias hat mich zurückgebracht zum Blues und hat so lange keine Ruhe gegeben, bis ich endlich eine Band gegründet habe", sagt er, "und jetzt lässt mich der Blues seither nicht mehr los." Den Liedermacher "Lick" gibt’s nicht mehr, dafür das Bandquartett mit Klaus Jirges am Bass und Heinz Eichiner am Schlagzeug, und für kleinere Veranstaltungen durchaus auch mal den Lick und Inderst als Duo. Denn Blues ist praktisch, der funktioniert auch in kleiner Besetzung.

Und was macht einer, der sich den ganzen Tag mit Blues beschäftigt, ja, seit 15 Jahren quasi mit ihm lebt, wenn er sich mal ablenken möchte? – Wieder Musik. Immerhin kann man bei ihm auch Instrumentalunterricht nehmen. Gitarre und Klavier hat er im Angebot. Ebenso wie seine beiden CDs "Sekt und wuide Weiber" und "Frankensteins Jünger". Die sind erhältlich in jedem gut sortierten Laden oder direkt beim Erzeuger unter www.blues-lick.de.