Ingolstadt
Ein Kaleidoskop der regionalen Wortkunst

Nacht der Literatur in der Harderbastei: Wieder mal gelungene Symbiose von Lesungen und Musik

14.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:08 Uhr

Lesung mit musikalischer Begleitung: Klaus W. Sporer stellte seinen neuen Lyrikband vor. Links Michael von Benkel. - Foto: Bird

Ingolstadt (DK) Draußen war es noch hell, da war im Inneren des historischen Festungsbaus bereits die Literarische Nacht angebrochen. Im Rahmen der Literaturtage trugen regionale Autoren am Freitagabend in der Harderbastei Kurzgeschichten und Lyrik vor oder lasen aus ihren Romanen.

Der große, kühle Raum wurde mit warmem Licht geflutet, die kräftigen Stimmen der Musikerinnen der neugegründete Formation "Pauli and the Komets" (Paulina Urban, Anna und Klara Metko), die für eine gelungene musikalische Begleitung des Abends sorgten, hauchten der Kulturstätte gleich zu Beginn der Veranstaltung Leben ein.

Im Rahmen der Literaturtage ist die Literarische Nacht ist mittlerweile zu einer Institution geworden. Sie bietet einen Einblick in die Bandbreite der Arbeit regionaler Autoren. Als "Kaleidoskop der regionalen Literatur", beschrieb Alexander Bálly, der am Freitagabend auch einen Text vortrug, die jährlich stattfindende Veranstaltung. Organisiert wird die Lesenacht vom Autorenkreis Ingolstadt, einem freien Zusammenschluss von Autoren aus der Region, der seit 1994 existiert und dessen Mitglieder sich regelmäßig zum kreativen Austausch treffen, wie Mitorganisator Michael von Benkel erklärte.

Neulingen wurde schnell deutlich, warum Organisator Jens Rohrer im Vorfeld von einer "literarischen Anthologie" gesprochen hatte. Er selbst las gleich zu Beginn eine humorvolle Kurzgeschichte, in der ein geplanter Pärchenurlaub (und letztlich auch die Beziehung) jäh an der österreichisch-ungarischen Grenze endet, weil die Freundin sich weigert, ihren Reisepass vorzuzeigen ("Schengen!"). Er selbst sei demnach trotzdem nach Herrmannstadt in den Rumänienurlaub weitergefahren, seine Lebensgefährtin blieb in einer Zelle an der Grenze zurück.

Gelesen wurde in Blöcken mit jeweils drei Autoren, die erst kurz vorher angekündigt wurden. Unter ihnen waren auch die diesjährigen Gewinnerinnen des Schülerschreibwettbewerbs von Reuchlin- und Gnadenthal-Gymnasium (Isabella Mamikonian, Fiona Dittrich und Margherita Ragucci), die ihre preisgekrönten Texte zum Thema "Über 100 Jahre unbegrenztes Reisen" vortrugen. Sehr ernst wurde es bei dem Auftritt von Klaus W. Sporer, der aus seinem in Kürze erscheinenden 11. Lyrikband las ("Erlebte, erdachte, erfühlte Aphorismen"). Michael von Benkel begleitete ihn dabei auf der Gitarre. Im Anschluss las er dann - im starken Kontrast zur Lyrik - selbst ein Kapitel aus seinem Roman "Der Schrank". Zentrales Thema der lebhaft und anschaulich vorgetragenen Episode waren jugendliche Erfahrungen mit der Sexualität - so war die Rede von "Beischlafutensilien", gegenseitiger Masturbation Heranwachsender und Peinlichkeiten im Freibad. Und das kombiniert mit viel pubertärem Humor. Als "Specialeffect" hatte sich von Benkel eine Seifenblasenmaschine mit auf die Bühne gebracht, die ebenso wie der Text für Erheiterung im Auditorium sorgte.

Nicht nur für Liebhaber regionaler Literatur - es waren über 50 Zuhörer gekommen - ein durchaus gelungener Abend. Die Abwechslung sowohl bei den Autoren als auch bei ihren Texten ließ kaum Raum für Langweile. Die warmen und kräftigen Stimmen der drei jungen Frauen von Pauli and the Komets sorgten zudem für Auflockerung zwischen den Leseblöcken und rundeten die Veranstaltung angenehm ab.