Mühlheim
Ein Jahrhundertfund

11.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:25 Uhr

Im Mühlheimer Fossilien-Steinbruch konnte der einzigartige Flugsaurier freigelegt werden - Foto: kno

Mühlheim (EK) Da wird selbst der Archaeopteryx zur Massenware: Im Fossilien-Steinbruch in Mühlheim (Gemeinde Mörnsheim) wurde die Versteinerung eines Flugsauriers entdeckt, die bei Fachleuten regelrecht Begeisterung auslöst. Es ist sogar von einem Jahrhundertfund die Rede.

Mühlheim (DK) Da wird selbst der Archaeopteryx zur Massenware: Im Fossilien-Steinbruch in Mühlheim (Gemeinde Mörnsheim) wurde die Versteinerung eines Flugsauriers entdeckt, die bei Fachleuten regelrecht Begeisterung auslöst. Es ist sogar von einem Jahrhundertfund die Rede.

Einen Namen für das Tier gibt es gar nicht, denn ein vergleichbares Exemplar sei bislang nicht bekannt, so die Experten übereinstimmend bei der Präsentation am Samstag im Steinbruch, der bekanntlich ein Eldorado für Hobbysucher ist. „Wir haben hier vielleicht etwas vollkommen Neues“, so der Paläontologe Friedrich Pfeil. Und auch Renate Liebreich von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie spricht von einem sehr wertvollen und einzigartigen Fund.

Was für Laien lediglich wie eine lose Ansammlung von Knochen samt einem länglichen Schädel mit Zähnen aussieht, sei „seltener und wissenschaftlich interessanter als der Archaeopteryx, von denen es ja zehn plus x gibt“, wie Pfeil betont. Bisher konnte herausgefunden werden, dass jener Flugsaurier, der in den 144 Millionen Jahre alten Mörnsheimer Schichten vor sich hin schlummerte, eine Körperlänge von 50 bis 60 Zentimetern und eine Flügelspannweite von knapp drei Metern hatte und damit zu den größten je im Altmühltal gefundenen Flugsauriern zählt.

Es handelte sich offenbar um einen typischen Fischfresser, der über dem Jurameer seine Kreise zog und sich „räuberisch ernährt“ hat. Dafür sprechen die sehr kräftigen Zähne. Zudem könnte der Flugsaurier einen Kehlsack ähnlich dem eines Pelikans gehabt haben, in dem er seine Beute sammelte.

Gefunden wurde die Versteinerung bereits im Mai – und zwar von einem Laien: Günther Zehetner (44) aus Raubling bei Rosenheim war damals rein zufällig mit seiner Frau und seinen drei Kindern zum Steineklopfen nach Mühlheim gefahren. Dabei legte er einen kleinen Teil eines Kochens frei, der ihm dann doch „sehr auffällig“ vorkam. Umgehend informierte er die Steinbruchbesitzer Roland Pöschl und Ulrich Leonhardt, die die Fundstelle sofort absperrten. Nach und nach und in etlichen hundert Stunden legten Präparator Ulrich Leonhardt und sein Team in zahllosen Nächten unter UV-Licht die weiteren Körperteile frei. „Wir hoffen, dass wir noch mehr finden“, so Leonhardt. Die Bayerische Staatssammlung hat durch Renate Liebreich bereits ihr Interesse an einem Ankauf angemeldet. Ganz billig dürfte das gute Stück nicht werden, wie Roland Pöschl andeutete. Zahlen wollte er aber nicht nennen.

Auf einen Finderlohn kann Günther Zehetner übrigens nicht hoffen – Fundstücke gehören dem Steinbruchbesitzer. Dafür bekam die Familie Zehetner den gerahmten Abdruck des Flugsaurierkopfs fürs heimische Wohnzimmer.