Ingolstadt
"Ein Jahrhundertereignis"

27.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:54 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) "Ein Jahrhundertereignis" - diesen Ausdruck hört man dieser Tage im Umfeld des Ingolstädter Liebfrauenmünsters immer wieder. Gemeint ist natürlich die neue Chororgel, die nach jahrelanger Planung und Bauzeit nun endlich fertiggestellt ist - ein organisatorischer, finanzieller und handwerklicher Kraftakt.

Dieses "Jahrhundertereignis" wird nun mit hochkarätig besetzten Festtagen gebührend gefeiert: Anlässlich der Einweihung der Bach-Orgel veranstaltet der Verein Freunde der Musik am Münster in Zusammenarbeit mit der Münsterpfarrei und dem Kulturamt der Stadt Ingolstadt vom 5. bis zum 22. Mai zahlreiche Messen, Konzerte und Vorträge im Münster, der Kirche Maria de Victoria und im Kamerariat.

Eingeläutet werden die Festtage am 5. Mai um 12 Uhr von einem Konzert, das ganz im Zeichen des Namensgebers der neuen Orgel steht: Im Rahmen der traditionellen "Orgelmatinee um Zwölf" in der Kirche Maria de Victoria wird ein Konzert mit Werken von Johann Sebastian Bach zu hören sein, unter anderem eine seiner berühmtesten weltlichen Kompositionen - das 2. Brandenburgische Konzert in F-Dur.

Die eigentliche Einweihung der neuen Orgel findet dann am Sonntag, 15. Mai, um 10 Uhr bei einem feierlichen Festgottesdienst statt. Für diesen besonderen Anlass hat sich der Künstlerische Leiter der Festtage Franz Hauk, seit vielen Jahren Organist im Münster, etwas ganz Besonderes vorgenommen: die Messe in f-Moll für Soli, Chor und Orchester von Anton Bruckner. Ein Mammutwerk, das Hauk selbst, der bei der Messe auch die musikalische Leitung übernehmen wird, als "große Herausforderung" bezeichnet. Für dieses höchst anspruchsvolle Unterfangen hat er einen regionalen Projektchor aufgestellt, der zusammen mit dem Münsterchor, dem Münsterorchester und Solisten diese schwierige Aufgabe angehen wird.

Hinter die Kulissen des Projektes selbst kann man am 15. Mai blicken. Um 17 Uhr gewährt Orgelbauer und Mesner am Liebfrauenmünster Wolfgang Geiger einen Einblick in die Entstehung der Bach-Orgel, die er über drei Jahre hinweg mit Bildern dokumentiert hat, und erläutert anhand von Videosequenzen anschaulich die Komplexität des Instruments. Ein weiteres musikalisches Highlight wird es am 16. Mai geben: Mit dem international bekannten Künstler Olivier Latry wird ein echter Star der Orgelszene zu Gast in Ingolstadt sein. Latry ist Titularorganist an der Kathedrale Notre-Dame de Paris und Professor für Orgel am Conservatoire National. Er ist heute einer der bedeutendsten Kirchenmusiker Frankreichs und gilt als Botschafter der französischen Orgelkultur. Auch international hat er durch zahlreiche Konzerte und CD-Einspielungen eindrucksvoll auf sich aufmerksam gemacht. Im Münster wird Latry bei einem Orgelabend unter anderem Werke von Bach, Brahms und Buxtehude spielen.

Für alle, die sich noch genauer mit der neuen Errungenschaft und dem Instrument Orgel an sich beschäftigen wollen, bieten drei weitere Veranstaltungen dazu Gelegenheit. An zwei Tagen werden Führungen an der Bach-Orgel angeboten, die auch einen Blick in das Innenleben der Orgel ermöglichen werden. Aufgrund des beschränkten Platzes auf der Empore wird für diese ca. 50-minütige Führung eine Anmeldung erbeten.

Des Weiteren wird der Orgelbauer Kristian Wegscheider, der sich auch für das neue Instrument in Ingolstadt verantwortlich zeigt, einen Vortrag über das "Problem der Stimmungen in der Musik" halten und in einer zweiten Veranstaltung die Register der neuen Bach-Orgel anschaulich vorstellen. Neben diesen einmaligen Angeboten soll es auch eine Möglichkeit für eine länger anhaltende Beschäftigung mit der neuen Bach-Orgel geben: Organist Franz Hauk hat eine Festschrift mit wissenschaftlichen Beiträgen, Interviews und Artikeln zusammengestellt, in der Experten auf den Orgelbau und das Ingolstädter Projekt im Detail eingehen.

Doch nicht nur der alten, auch der zeitgenössischen Musik ist bei den Orgeltagen eine Bühne geboten. Zusammen mit der Violinistin Theona Gubba-Chkheidze wird Franz Hauk an der Orgel ein Werk des deutschen Komponisten Robert Maximilian Helmschrott zur Uraufführung bringen. In Kontrast dazu stellt das Duo unter anderem Werke der Altmeister Bach, Corelli und Albinoni.

Zum Abschluss des umfangreichen Festivalprogramms ist noch ein weiteres Highlight vorgesehen: Am Sonntag, 22. Mai, wird im Rahmen eines weiteren Festgottesdienstes die musikalische Geschichte Ingolstadts lebendig gemacht: Auf dem Programm stehen Werke des Komponisten Johann Joseph Fux, der im 17. und 18. Jahrhundert an der St.-Moritz-Kirche tätig war und später in Wien zu Ruhm und Berühmtheit gelangte, und die Missa in C-Dur von Franz Stickl, ebenfalls um 1700 Organist im Liebfrauenmünster.