Kinding
Ein Herz für Handarbeit

Beim Kunsthandwerkermarkt in Kinding steht ein Jubiläum an - Besondere Tradition

05.09.2018 | Stand 23.09.2023, 3:59 Uhr
Früher und heute: Auf dem gelben Plakat wurde der 1. Kindinger Markt angekündigt, wie Manuela Schmidt zeigt. Dass sich der Markt so gut etablieren würde, sei nicht selbstverständlich gewesen, sagt Bürgermeisterin Rita Böhm (rechts), die nun zum 20. Kindinger Kunsthandwerkermarkt einlädt. −Foto: Lund

Kinding (DK) In der Gemeinde Kinding laufen die Vorbereitungen für den 20. Kunsthandwerkermarkt auf Hochtouren. Dieser findet am kommenden Sonntag von 11 bis 18 Uhr rund um den Kindinger Marktplatz statt.

Die alte Markttradition am Patroziniumssonntag wurde auf Initiative von Anna Elisabeth Hauf, Franz Menzel und Herbert Niefnecker nach jahrelanger Pause am 13. September 1998 wiederbelebt. Fast 50 Kunsthandwerker und Direktvermarkter haben sich in diesem Jahr zu dem Jubiläumsmarkt angemeldet, um ihre in Handarbeit erzeugten Produkte anzubieten. Die Liste der Aussteller verrät, dass die Vielfalt an Kunsthandwerk auch in diesem Jahr groß ist.

Viele Fieranten sind dem Markt seit Jahren treu, doch sind auch in diesem Jahr wieder neue Aussteller dazugekommen. Sie alle bieten kunsthandwerklich hergestellte Unikate aus Holz, Glas, Metall, Wolle oder Stoff an sowie selbst erzeugte regionale Spezialitäten. Besucher werden Honig und Honigprodukte heimischer Imker finden, selbst hergestellte Liköre und - zur Jahreszeit passend - Kürbisse und Kartoffeln aus eigenem Anbau. Mit Geschick hergestellte Dekorationsartikel wie duftende Heukränze oder Figuren aus Naturmaterialien sowie Arbeiten aus Sollnhofener Naturstein und Keramik werden ebenfalls angeboten.

Liebhaber alter Handwerkstradition finden geklöppelte Spitze und gefilzte Waren, Drechselarbeiten und Schnitzereien. Modischer Schmuck und Accessoires sind ebenfalls im Angebot. Natürlich sind auch in diesem Jahr die Kinder wieder zum Trödelmarkt eingeladen, um an ihrem eigenen Stand Spielsachen zu verkaufen oder zu tauschen.

Zum Jubiläum wird es auch ein besonderes Rahmenprogramm geben, das Manuela Schmidt, Mitarbeiterin der Gemeinde Kinding, zusammengestellt hat. Die Kindinger Dorfmusikanten werden zur Eröffnung von 11 bis 14 Uhr aufspielen. Anschließend werden Pino Völkl und Herbert Niefnecker mit ihren Gitarren spanischen Flamenco erklingen lassen. Der Verein der Naturpark-Partnerschaft Altmühltal und Loz Velez in Andalusien wird mit einem Infostand vertreten sein. Um 13.30 Uhr führt Josef Pfaller durch die Kindinger Kirchenburg und das Gotteshaus. Von 14 bis 16.30 Uhr können Besucher Kinding und Umgebung mit der Kutsche entdecken. Die Feuerwehr Kinding wird Steaks und Würstl grillen. In den Biergärten der örtlichen Gastronomie wird ebenfalls für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt sein. Für die Kinder wird es zahlreiche Attraktionen geben. Der Kindergarten Arche Noah, der Obst- und Gartenbauverein Kinding sowie die Kindinger Wehrschützen beteiligen sich mit einem vielseitigen Aktionsangebot für die Kinder an dem Markttreiben.

Besucher können bei Vorführungen traditioneller und moderner Handwerkskunst wie Spitzenklöppeln, Drechseln, Seifensieden und Schnitzen mit der Motorsäge den Akteuren über die Schulter schauen. Das gemeinnützige Schwarzachhaus, in dem Menschen mit besonderen Bedürfnissen wohnen, informiert im ehemaligen "Kaufhaus Brandstetter". Die historischen Fotos zum 1250-jährigen Bestehen des Ortsteils Kirchanhausen werden an dem Markttag in der Tourist-Info ausgestellt.

Der Künstler Victor Kraus öffnet sein Atelier im Werkstadl gegenüber der Kirche und gewährt so einen außergewöhnlichen Einblick in sein umfangreiches malerisches Werk. Auch die Yoga-Räume von Ursel Kraus können dort besichtigt werden. Auf eine eindrucksvolle Installation des Künstlers im "öffentlichen Raum" zum Jubiläumsmarkt dürfen die Kindinger und alle Marktbesucher gespannt sein. Ein Flyer und die Homepage www.kinding.de informieren aktuell über das Rahmenprogramm.

Die Markttradition in Kinding reicht im Übrigen bis weit in das 18. Jahrhundert zurück, so steht es im Beitrag von Elmar Ettle im Buch der Kindinger Heimatgeschichte. Denn am 13. September 1793, also vor 225 Jahren, bat die Gemeinde Kinding "den Landesherrn Joseph Graf von Stubenberg, Fürstbischof von Eichstätt, um die Genehmigung, aus wirtschaftlichen Gründen neben Mariä Geburt am 8. September einen zweiten Jahrmarkt am Dienstag nach Pfingsten abhalten zu dürfen". Der Oberamtmann von Beilngries-Hirschberg bezog Stellung zu dem Ansinnen und bestätigte das rechtmäßige Abhalten des Marktes am Patrozinium Mariä Geburt, da dieses seit "unfürdenklichen Jahren üblich und herkommlich ware". Dies veranlasste den Landesherrn, am 19. Oktober 1793 auch den zweiten Markttag zu genehmigen und damit auch zu akzeptieren, dass die Gemeinde Kinding als Markt angesehen wurde. Der Pfingstmarkt wird nun schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr abgehalten. In den 1950er-Jahren, als noch viele Leute zum Hopfenzupfen im Ort waren, war der Herbstmarkt an Mariä Geburt eine beliebte Attraktion, brachte er doch Abwechslung und die Möglichkeit, etwas mit dem verdienten Geld zu erwerben. Doch mit der Zeit wurden es immer weniger Fieranten, bis es in den 1980er-Jahren auch kein Karussell mehr gab. Vor 20 Jahren wurde der Markt nun erfolgreich wiederbelebt.

Sabine Lund