Dollnstein
Ein großer Wurf

Mitten im Ortskern und direkt am Marktplatz von Dollnstein steht der "Greiner".

03.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:24 Uhr
Gewaltige Diemensionen weist der "Greiner"-Komplex auf. Vorne rechts das Wirtshaus, links über der Straße der große Stadel mit künftigem Biergarten, In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das Altmühlzentrum. −Foto: Foto: Hager/Hoedt(Archiv)

Dollnstein (EK) Mitten im Ortskern und direkt am Marktplatz von Dollnstein steht der "Greiner". Ein Bauern- und Wirtshaus, dessen Ursprünge bis Anfang des 17. Jahrhunderts zurückgehen. Haupthaus mit Nebengebäude und Stadel sollen jetzt saniert werden.

 Wuchtig und selbstbewusst steht er da: der "Greiner". Mitten auf dem Dollnsteiner Marktplatz. Ein stattliches landwirtschaftliches Anwesen mit Stadel und einer Wirtschaft, so wie es früher oft war. Fassade und Dachneigung lassen ein altes Jurahaus vermuten, das allerdings Anfang des vergangenen Jahrhunderts und noch in den 1960-er-Jahren zerstörerische Eingriffe über sich ergehen lassen musste. Ein "Schandfleck" heute. Noch. Das soll sich bald ändern.

Der Dollnsteiner Geschäftsmann Alfons Kruck und seine Kinder wollen daraus einen Hotel- und Gastronomiebetrieb machen. Ein ambitioniertes Ziel. Ende 2019 soll bereits Eröffnung sein. Kruck sieht die Sache nüchtern. "Das ist eine "win-win-Situation, für mich und die Gemeinde", sagt der 58-Jährige. Mit seinem Unternehmen, der Heizungsfirma "Ratiotherm", hat er vor Jahren eine besonders effiziente Art des Heizens erfunden und sich das Patent dazu gesichert. Seitdem ist er gut im Geschäft. Erst vor zehn Jahren hat der in Ensfeld geborene Handwerksmeister den Firmensitz nach Dollnstein in das aufgelassene ehemalige Goldix-Werk (später Escada) verlegt, angepackt, kräftig investiert und auf Erfolgskurs gebracht. Die Nachfolge dort ist gesichert. Einer seiner Söhne hat gerade ein Doppelstudium beendet und schickt sich an, in die Fußstapfen des Vaters zu treten. Auch dem Unterfangen "Greiner" stellt er sich nicht aus Profilneurose. Dazu ist er zu bodenständig und realistisch.

Die Krucks haben eine Tochter und zwei Schwiegertöchter. Alle zwar mit einem ausgefüllten Berufs- beziehungsweise Familienleben, doch mit Initiativkraft und ebenso zupackend wie der Vater beziehungsweise Schwiegervater. Die sollen sich nach Fertigstellung des "Greiners" dann um deren weitere Entwicklung kümmern. Eine Betriebsgesellschaft ist in Gründung, die dann die weitere Entwicklung des Hotel- und Gastronomiebetriebs organisieren soll. Maria Netter (35), gelernte Kinderpflegerin, und Martina Netter (31), Projektingenieurin, sollen die Geschäftsführung übernehmen. Beide sind momentan in der Vorbereitung der Gesellschaft. Tochter Carina Kruck (24), dagegen ist bereits voll im Geschäft. Die bei einem Neuburger Büro angestellte Architektin kümmert sich um Planung und Genehmigung der Maßnahme. Und da ist nicht wenig zu tun. Gespräche mit der Kommune, dem Landratsamt, dem Denkmalschutz, der Regierung von Oberbayern - und die Erstellung der Planung. Eine große Herausforderungen seien Fluchtwege und der Brandschutz, sagt die Architektin, und die Verbindung beider Häuser.

Denn beim "Greiner" handelt es sich nicht nur um ein Haus. Das künftige Hotel mit Gastronomie umfasst immerhin zwei Gebäude: die Wirtschaft und ein großes nebenstehenden Haus, in dem früher einmal das Bekleidungsunternehmen Goldix, später dann die Raiffeisenbank untergebracht war. Beide liegen direkt am Marktplatz. Nur ein paar Meter entfernt über der Straße steht ein gewaltiger Stadel; der allein hat eine Kubatur von annähernd 4000 Kubikmeter. Dort sollen - in einem zweiten Bauabschnitt nach Fertigstellung des Hotels - ein großer beziehungsweise mehrere kleinere "Event"-Säle entstehen. Dazu kommt ein Biergarten beim Stadel, der ebenso genutzt werden soll.

Ein großes Unterfangen also, das sich die Großfamilie Kruck da auf die Fahne geschrieben hat. Und ein "großer Wurf" für die Gemeinde Dollnstein, wie Bürgermeister Wolfgang Roßkopf freudig sagt. "Natürlich ist Gemeinde mehr als glücklich über diese Entwicklung", gibt er unumwunden zu. Immerhin war der "Greiner" Jahrzehnte leer gestanden und zum "Schandfleck" für die Gemeinde geworden. Mit den in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden, von der Gemeinde vorbildlich sanierten ehemaligen Burgstallungen, die im heutigen "Altmühlzenrum" ein Museum und ein Informationszentrum beherbergen, könnte hier eine weitere Attraktion für den Tourismus im Altmühltal entstehen. Die Gemeinde, versichert Roßkopf, werde den Bauherrn wo möglich unterstützen und selbst auch Geld in die Hand nehmen, um das Umfeld, sprich den Marktplatz neu gestalten. Der, ähnele, wie es "Die Partei" im Kommunalwahlkampf 2014 formuliert hatte, Plätzen im nordkoreanischen Pjöngjang, weshalb die Gemeinde doch mit der dortigen Kommune eine Städtepartnerschaft eingehen solle.

Auch Christoph Würflein, Geschäftsführer des Naturpark Altmühltal, ist sehr angetan von den Plänen. Immerhin fehlt es gerade im oberen Altmühltal zwischen Pappenheim und Eichstätt an Unterkünften. Damit, so sagt er, "kann eine gewaltige Lücke geschlossen werden". In diesem Bereich ein Hotel mit Gastronomie "ist ein Glücksfall für den Naturpark".

Insgesamt 40 Betten sollen in dem Hotel Platz finden - darunter auch einige mit Möglichkeiten, ein Zustellbett unterzubringen, wie Maria Netter sagt. Schließlich wollen wir in einem Preissegment arbeiten, das auch für Familien mit Kindern, die auf dem Altmühltalradweg mit dem Fahrrad oder zu Fuß auf dem Altmühltalpanoramaweg unterwegs sind.

Ein weiteres Klientel sieht Martina Netter in Tagungsgästen. Auch hier weist das obere Altmühltal nur wenig Angebote auf. Das weiß auch Alfons Kruck, der selbst immer wieder Lehrgänge und Schulungen für seine Mitarbeiter oder auch für Mitarbeiter ausländischer Firmen veranstaltet. "Wir müssen unsere Gäste immer auswärts unterbringen - in Wasserzell oder noch weiter bis nach Ingolstadt", sagt er.

Deshalb wird es in dem Haus auch Tagungs- und Versammlungsräume geben. Die Krucks setzen auf Gästebetrieb das ganze Jahr über. Einige Wellnesszimmer und ein Sauna- und Whirpoolbereich sind deshalb fest konzeptioniert. Aber auch für die Ortsbevölkerung wird der "Greiner" wieder offen stehen: die Gastronomie mit ihren 70 Plätzen und der Veranstaltungsstadel für Weihnachtsfeiern, Faschingsveranstaltungen Vereinstreffen oder auch für Hochzeitsfeiern.

Alfons Kruck möchte, dass das Zentrum von Dollnstein wieder mit Leben gefüllt und ein Hingucker wird. Dazu soll das unter Ensembleschutz stehende Haus, das in seiner jetzigen Form aus dem Jahr 1901 stammt, in seiner Fassade in den historischen Zustand zurückversetzt werden. Gleichzeitig aber will er darin auch eigene Gäste unterbringen. Und: Die Maßnahme liegt im Sanierungsgebiet Städtebauförderung., ein Aspekt, der für einen Unternehmer interessant ist. Doch nach und nach will er sich nicht mehr damit befassen müssen. "Auf dem Haus liegt noch ein Braurecht; vielleicht fange ich dann das Bierbrauen an", sagt er.
 

Hermann Redl