München (DK) "Wolfgang konzertiert in der Residenz München" lautete die Ankündigung auf der offiziellen Homepage von Wolfgang Ambros. Schön formuliert wie auch die Texte des wohl bedeutendsten österreichischen Liedermachers. Obwohl er für diese heute den Teleprompter zum Ablesen braucht. Der 67-Jährige versucht das aber gar nicht erst zu verheimlichen und dankt dem Mann, der für das Einspielen zuständig ist, ganz offen im Laufe des Abends.
Auch seine angeschlagene Gesundheit überspielt der gebürtige Wiener nicht und kommt mit zwei Krücken auf die Bühne des Brunnenhofs. Auf einem Hocker neben einem kleinen Tisch, auf dem zwei Gläser Weißwein und zwei mit Wasser stehen, nimmt Ambros Platz und beginnt mit "Frage der Zeit" aus dem Jahr 1981.
Einer der beiden "Spritzer", wie Weißweinschorle in Österreich heißt, ist für den großartig aufspielenden Keyboarder und langjährigen Freund Günter Dzikowski. Roland "Roli" Vogel, der erst seit Kurzem mit dabei ist, bleibt an diversen Saiteninstrumenten wie Gitarre, Lap Steel und Dobro abstinent, musiziert aber nicht minder beseelt. Auch das Publikum ist selig. Vielleicht sogar weinselig, findet der Grüne Veltliner am Ausschank doch großen Absatz.
Ambros selber mag dabei inzwischen gebrechlich sein, getreu dem Titel der 70er-Jahre-TV-Kultserie "Ein echter Wiener geht nicht unter" ist er aber keineswegs gebrochen. Gewitzt ist er zudem und bringt mit herrlichen Ansagen mit viel Schmäh, aber ohne Schmarrn das Publikum und vor allem seinen Spezl Dzikowski zum Lachen.
Bei manchen verliert er zwar kurzfristig den Faden, findet ihn aber wieder. Zusammen präsentiert das Trio Altes - "aus den Urzeiten" so Ambros - wie "Du bist wia de Wintasun", Gassenhauer wie "Du verstehst mi ned" und Cover des Austropopkollegen Georg Danzer. Und "Gut und schön", das zwar "unbekannt", auf das er aber besonders stolz ist. Gelegentlich gesangliche oder gitarristische Unsicherheiten und verpasste Anfänge fangen die beiden Mitstreiter souverän auf. Der Griff zur Harmonika sitzt aber immer. Gerade die Kombination aus Piano, Harp und Gitarre setzt manche Songs durchaus in die Nähe des internationalen Kollegen Bruce Springsteen. Irgendwie ist Ambros ja so etwas wie der Boss von Österreich.
Nach einer kurzen Pause die Ansage "die zweite Hälfte wird lustiger". Und sie wird es! Zum Lied "Geburtstag" kommen die Musiker beim Gratulieren der Geburtstagskinder im Publikum etwas durcheinander. Gleich zwei Michaels - "die Michis leg ma zam" meint der Keyboarder - haben sich gemeldet. "Zwickt's mi" aus den 90ern bringt noch mehr Freude und Stimmung unter die etwa 800 Anwesenden. Die 1976er-Drogennummer "Du schwarzer Afghane" mit der grenzwertigen aber genialen Formulierung "heroinspaziert" sorgt für zusätzliche Begeisterung.
Ambros & Co. beweisen nicht nur Humor, sondern auch Ausdauer und kommen für ganze drei Zugaben zurück. Die morbide Melodie "Da Hofa", der Hit "Die Blume aus dem Gemeindebau" und natürlich die Pistenhymne "Schifoan" beenden einen stimmigen, mitunter leicht holprigen aber letztlich wie Ambros sagt "wunderbaren" Abend.
"Wir kommen gerne wieder" sagt er zum Abschied. Nichts einzuwenden!
Martin Buchenberger
Zu den Kommentaren