Ingolstadt (reh) Es klingt wie eine Entschuldigung. Der politische Aschermittwoch habe kaum Tradition bei seinen Freien Wählern (FW) in Ingolstadt. Markus Reichhart redet aber, als wolle er die verpassten Abende alle auf einmal nachholen. Eine halbe Stunde will er bestreiten, es wird weit über eine Stunde.
Es hätte viel länger sein können. „Es gibt über so viel etwas zu sagen.“ So ist das für jemanden, der in Personalunion inzwischen (bis auf Bürgermeister) fast jeden Posten bestreitet, den seine FW aufbieten: vom frischen Stadtratsfraktionschef bis zum Landtagsabgeordneten mit einer Legislaturperiode im Rücken.
Reichhart will und muss seinen FW mehr Profil bis zur Wahl in Ingolstadt verpassen. Nicht mehr der Juniorpartner, das Anhängsel der CSU sein. Er sagt klar: Sollte es noch einmal eine Rathauskoalition geben, dann lassen sich die FW alles schriftlich geben. Ihre Positionen zur Theresienstraße, Harderstraße, Pflaster in der Fußgängerzone „kommen in den Vertrag – falls nicht, dann gehen wir lieber in die Opposition“.
Die neue Bürgergemeinschaft müsse ein Ansporn sein, die Themen wieder besser zu verkaufen. Schließlich sind die FW ja die Altstadtkönige. Ein Haudrauf will Reichhart nicht sein, aber er wirft „provokante Thesen“, wie er selbst findet, in den Saal vom Huberwirt. Klarheit – „in die eine oder die andere Richtung“ – wollen die FW bald erreichen: neben der Theresienstraße und der Nordumgehung auch ein für alle Mal zur vierten Donauquerung. „Ein Thema für ein Bürgerbegehren.“
Die dritte Eisfläche („lieber mehr Kindern das Schwimmen beibringen“) lässt Reichhart dafür kalt – nicht, da es ein CSU/SPD-Projekt ist. Weil: Er mahnt ein Umdenken an. Im politischen Umgang miteinander. Und exerziert es selbst vor – lobt die JU für die Georgianum-Bier-Pläne und sogar die Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle („Hat sich Respekt verschafft“), obwohl die FW einst einen anderen Kandidaten wollten.
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