Beilngries (DK) Es gibt wahrscheinlich bei jedem Konzert einen oder sogar mehrere "heimliche Stars".
So auch am Samstagabend beim großen Herbstkonzert des Symphonischen Blasorchesters Beilngries unter der Leitung von Hans Haas.
Erwartet hochklassig und beeindruckend waren wieder die Leistungen von Kristin Schano, die an diesem Abend bereits ihr Zehnjähriges auf der Bühne feiern konnte. Mit "Memory" aus dem Musical Cats von Andrew Lloyd Webber begeisterte die Sängerin, mit "Gold von den Sternen" aus Silvester Levay und im Duo mit Andreas Flierl bei "Vivo per lei". Wunderbar gefühlvoll entführte als Solist Andreas Flierl in die Katakomben der Pariser Oper und in die schmerzliche Welt des dort lebenden Phantoms mit seinem Lied "The Music of the Night" von Andrew Lloyd Webber. Stark, präsent und stimmgewaltig intonierte Tenor Jürgen Baer "Mattinata" von Ruggero Leoncavallo und mit einer gehörigen Portion Schalk präsentierte Fabian Graf sein "Just a Gigolo". Sie alle erhielten viel Applaus, Bravo-Rufe und überzeugten beim heuer wunderbar gesangsintensiven Konzert mit ihren Auftritten.
Aber zu den "heimlichen Stars" gehörte heuer zum einen Moderatorin Stefanie Schmidt, die schon viele Konzerte mit ihrer ruhigen Art und ausdrucksstarken, tragenden Stimme begleitet hat. Das gelang ihr heuer wieder einmal eindrucksvoll unaufgeregt. Humorvoll und spannend kündigte sie die einzelnen Stücke an, leitete mit spannenden Erzählungen über und erreichte damit, dass aus einem Abend mit vielen einzelnen Stücken ein überaus stimmiges und harmonisches Gesamtwerk wurde.
Zum anderen gehörte zu den "heimlichen Stars" heuer definitiv das Jugendorchester unter der Leitung von Regina Hausner. Mit "The best of James Bond" und "spannend Gruseligem" waren sie angekündigt. Und bezauberten das Publikum von der ersten Minute mit ihrem originellen Auftritt. James Bond persönlich (Fabian Graf) betrat nämlich die Bühne und wollte von seinem Leben erzählen und mit seinen Abenteuern prahlen. Nicht beim Beilngrieser Jugendorchester! Hier wurde der Geheimagent schnell in seine Schranken gewiesen und mit den Worten verabschiedet: "Hier und heute geht es nur um Musik. " Das bewiesen die 40 jungen Musiker dann bei ihrem James-Bond-Medley aus den Kinofilmklassikern, bei dem "Goldfinger" nicht fehlen durfte. Anschließend entführte das Jugendorchester in die Halloweennacht und mit "Shut up and dance" - frei übersetzt: "Halt die Klappe und tanze! " - verabschiedeten sie in die Pause. Frech, lustig und selbstbewusst bewiesen so die Jüngsten des Orchesters auf der Bühne, dass sie ihre Instrumente sehr gut beherrschen. So stolz Dirigentin Regina Hausner auf ihre Schützlinge sicherlich war, vielleicht hat sie die Fortschritte auch mit einem nachdenklichen Blick beobachtet. Denn einige der Musiker hatten gerade an diesem Tag ihr D2-Leistungsabzeichen bestanden und werden künftig im Hauptorchester mitspielen. "Wir können Nachwuchs gut gebrauchen", warben die Musiker deshalb selbst für neue Mitspieler.
Souverän stand Hans Haas den ganzen Abend am Dirigentenpult, abgelöst nur bei zwei Stücken von seinem Sohn Michael Haas. Besonders bei "Nanga Parbat" von Michael Geisler führte Michael Haas seine Musiker und das Publikum auf den größten und gefährlichsten Berg im West-Himalaya und bewies, dass er mit seinem einfühlsamen Dirigat in großen Schritten seinem Vater nahe kommt. Über 750 Besucher, darunter auch Bezirksrat Reinhard Eichiner und Bürgermeister Alexander Anetsberger, Stadträte und Vertreter von Schulen, Banken und der Willibald-Schmidt-Stiftung Beilngries sowie die Vorsitzende des Orchesters, Kerstin Emmerich, erlebten so einen ansprechenden Musikabend. Bei der Zugabe "Under the boardwalk" von den Rolling Stones griff Hans Haas schließlich noch selbst zur Trompete, "mittlerweile schon Tradition", wie Moderatorin Stefanie Schmidt meinte, und zum Abschluss standen noch einmal Kristin Schano und Andreas Flierl auf der Bühne: Den Ohrwurm von Abba, "Thank you for the music", sangen sie gemeinsam und sprachen damit sicher nach diesem wunderbar gelungenen Abend ihren Zuhörern aus der Seele.
Regine Adam
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