Oberndorf
Ebenso selten wie wertvoll

Bund Naturschutz rückt die Wildkräuter in den Mittelpunkt - Mehr als ein Drittel aller Arten gefährdet

18.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:13 Uhr
Wie wichtig Wildkräuter sind, das konnte man beim Besuch von Ökolandwirt Florian Gäck erfahren. −Foto: Foto: Nikolaus Rieger

Oberndorf (rnr) Ackerwildkräuter und ihre Bedeutung haben im Mittelpunkt der jüngsten Veranstaltung vom Bund Naturschutz Beilngries gestanden. Auf dem Biohof von Florian Gäck in Oberndorf wurden ökologisch bewirtschaftete Flächen besichtigt und es wurde nach den selten gewordenen Pflanzen gesucht.

"Heute gilt mehr als ein Drittel der Ackerwildkraut-Arten als gefährdet, einige sind sogar schon ausgestorben." Mit dieser aufrüttelnden Nachricht begrüßte Bioland-Naturschutzberaterin Katharina Schertler gut 50 Naturfreunde auf dem Anwesen des überzeugten Biolandwirts Florian Gäck. Die Augsburgerin ist Expertin für ökologischen Landbau und beschäftigt sich intensiv mit der Wiederansiedlung seltener Ackerkräuter.

Auch auf einigen Äckern rund um Oberndorf laufen Versuche, bedrohte Wildkräuter zu schützen und die Artenvielfalt so zu erhöhen. Ein schwieriges Unterfangen, wie Schertler und Gäck den interessierten Zuhörern berichten konnten. So sei die Unkenntnis über die Wichtigkeit der Wildkrautflora ein großes Problem, weil gerade Äcker zu den am stärksten vom Menschen geprägten Ökosystemen gehörten. In der modernen Landwirtschaft bleibe nur wenig Raum für die Natur, intensive Düngung und der Einsatz von Herbiziden hätten einen dramatischen Rückgang der Artenvielfalt zur Folge. Einen funktionierenden Ausweg aus diesem Dilemma sieht Naturschutzberaterin Schertler im Ökolandbau. Nur extensiver Anbau sowie ein vollständiger Verzicht auf mineralische Dünger und chemische Herbizide könnten das Zusammenspiel der Arten auf den Kulturflächen schützen und eventuell auch wiederherstellen, berichtete sie.
Wie schwierig es ist, fast ausgerottete Arten neu anzusiedeln, zeigte die Begehung der Versuchsflächen von Florian Gäck. Obwohl hier schon über 25 Jahre streng ökologischer Landbau ohne Mineraldünger und Chemie betrieben wird, zeigt sich nur ein Teil früherer Wildkräutervielfalt. Über zu lange Zeit konnten die Pflanzen der raschen Entwicklung von Maschinen, Düngern und Chemie nicht folgen und verschwanden vollständig. Als einzige Lösung bleibt den Ökolandwirten nur die mühselige Wiederansiedlung durch Ausbringung von Samen. Dieser ist aber oft nur schwer zu bekommen. Oft dauert es Jahre, bis sich ein sichtbarer Erfolg einstellt. Um die Artenvielfalt wiederherzustellen und auch weil Untersuchungen immer mehr den positiven Einfluss von Wildkräutern auf die Kulturpflanzen zeigen, sind Ökolandwirte bereit, sich diesem Kampf zu stellen. Für drei Pflanzen, die schon seit Langem auf der roten Liste bedrohter Arten stehen und ohne Unterstützung wohl bald ganz verschwinden würden, hat sich der Einsatz von Florian Gäck schon gelohnt. Unter anderem konnte in seinem Roggenfeld ein beachtliches Vorkommen des Frauenspiegels und der Kornrade bestaunt werden. Der überzeugte und engagierte Naturschützer hofft nun, dass er mit seinem nachhaltigen Wirtschaften noch mehr seltenen Pflanzen die Rückkehr in ihre angestammten Ökosysteme ermöglichen kann.