Pfaffenhofen
Ebenhausener Storch jetzt in Sharm el Sheik

Flug ins Winterquartier in Richtung Süden: Der Weg der Tiere wird über Sender verfolgt

09.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:02 Uhr
Elegante Flieger: Der Weg der Störche, die am Rathaus in Baar-Ebenhausen gebrütet haben, in ihr Winterquartier lässt sich über die Sender mitverfolgen, die ihnen auf den Rücken geschnallt worden sind. Ein Tier ist derzeit in der Nähe von Sharm el Sheik, dem bekannten Tourismuszentrum am Roten Meer auf der Sinai-Halbinsel. −Foto: DK-Archiv

Pfaffenhofen - Seit einigen Jahren organisiert die LBV-Kreisgruppe die Besenderung von Jungstörchen im Landkreis Pfaffenhofen.

In diesem Jahr wurde, in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut in Radolfzell, sieben Störchen ein Sender wie ein Rucksack auf den Rücken geschnallt. Sobald die Sender mit dem Satelliten verbunden sind, kann man dann die Flugbewegungen der Tiere verfolgen.

Schon bei den ersten Flugversuchen lassen sich aus den gesammelten Daten wichtige Erkenntnisse ableiten. Die Flugmuster rund um die Storchenhorste lassen genau erkennen, welche Wiesen für die Nahrungssuche der Störche eine besondere Rolle spielen. "Wir würden uns wünschen, dass diese Wiesen bei zukünftigen Bauplanungen in einem noch größeren Maße besonders berücksichtigt und geschützt werden", so Elke Leppelsack vom LBV: "Diese Flächen sind für den Erhalt der Population im Landkreis von großer Bedeutung. "

Besonders spannend wird es für die Vogelexperten jedes Jahr, wenn sich die Jungstörche auf den Weg in die Winterquartiere machen. Die Störche in Bayern lassen sich in Ost- und Westzieher unterscheiden. Während die Westzieher über Frankreich Richtung Spanien oder gar Marokko fliegen, führt der Weg der Ostzieher über den Balkan, die Türkei und den Nahen Osten Richtung Afrika. "Ostzieher betrachten wir immer mit großer Sorge, ist diese Strecke doch weit gefährlicher und die Verluste sind entsprechend hoch", so Elke Leppelsack. Ausgerechnet für diese Route haben sich in diesem Jahr drei der besenderten Jungtiere entschieden. "Pörnbach 1" hatte dabei die Nase vorne und erreichte von Österreich kommend innerhalb einer Woche Israel, um dann noch an den Nil in Ägypten weiterzuziehen. Auch der Vogel aus Hohenwart ist mittlerweile am Nil angekommen. Hingegen ist der Storch aus Baar Ebenhausen ein wenig vom Weg abgekommen und befindet sich in der Nähe von Sharm el Sheik. Dass man auch als Ostzieher gute Chancen hat, die gefährlichere Route zu überleben, zeigt der 2018 besenderte Klippi. Dieser hat den Sommer ausgerechnet im Grenzgebiet von Syrien verbracht und befindet sich nun im Tschad. Was bei den Ostziehern noch erschwerend hinzu kommt, ist das anfällige Telefonnetz, was eine zuverlässige Datenübertragung verhindert. So kann es, wie bei Klippi beobachtet, zu langen Ausfällen der Übertragung kommen.

Einer der beiden Westzieher dieses Jahrgangs, "Pfaffenhofen 2", sorgte vor wenigen Tagen für Schlagzeilen: Er fiel vergangene Woche in einen Fabrik-Lüftungskamin im schweizerischen Oberglatt. Bei einer Überprüfung seines Flugdaten entdeckte Elke Leppelsack, dass sich der Vogel seit zwei Tagen nicht von der Stelle bewegt hatte. Mit Satellitenbildern machte sie sich auf die Suche nach dem jungen Weißstorch und konnte seinen Standort auf dem Gelände einer Baufirma lokalisieren. Schweizer Vogelschützer entdeckten den Jungstorch schließlich in dem Belüftungskamin, er konnte geborgen und zur Auffütterung in die Greifvogelstation Berg am Irchel gebracht werden. Sein Westzieher-Kollege "Pörnbach 2" geht es weniger aufregend an: Er ist in Frankreich in der Nähe von Besancon unterwegs.

Bleibt die Frage, was mit den beiden übrigen besenderten Störchen passiert ist. "Baar Ebenhausen 1" ist laut LBV bei seinen frühen Flugversuchen tödlich verunglückt, er wurde im Bereich der Gleise im Gemeindegebiet gefunden, wahrscheinlich ist er mit einem Zug kollidiert. Bei "Pfaffenhofen 1" stellte sich schon kurz nach der Besenderung heraus, dass der Sender einen Defekt hat und keinen Kontakt zum Satelliten aufnimmt.

Was nun noch fehlt, sind richtige Namen für die Störche, allerdings lässt das Untersuchungsergebnis über das Geschlecht der Tiere noch immer auf sich warten und so bleibt es vorerst bei den Ortsbezeichnungen für die Senderstörche 2020.

DK


Dorothee Bornemann