Automobilsport
Duo der Scuderia Neuburg glänzt in Österreich

"Classic-Rallye der 1000 Kilometer": strapaziös und reizvoll zugleich

04.11.2021 | Stand 04.11.2021, 17:28 Uhr |
Ein starkes Team: Markus Klos und Heinz Scharl hinter ihrem Audi 80 Quattro. − Foto: privat

Steyr/Neuburg Steyr: eine Stadt mit aktuell knapp 38000 Einwohnern, nicht weit von Linz entfernt. Und zudem der Ort, an dem nun zum zweiten Mal die "Classic-Rallye der 1000 Kilometer" quer durch Österreich gestartet wurde. Diese Veranstaltung gilt als die schwerste und anspruchsvollste Classic Rallye rund um die Alpen. Mit dabei heuer: auch wieder ein Team der Scuderia Neuburg an der Donau.

Der Veranstalter in Steyr möchte mit seinem Format an die Rallyes der 70er und 80er Jahre anknüpfen. Durchhaltevermögen und Konzentration über zwei ganze Tage mit jeweils etwa zehn bis zwölf Stunden Fahrtdauer fordern von den Teilnehmern stets alles ab. Das Scuderia-Duo Markus Klos/ Heinz Scharl startete heuer bereits zum zweiten Male bei dieser Veranstaltung. In diesem Jahr musste es jedoch - wie alle anderen Teilnehmer - mit erschwerten Bedingungen klarkommen, denn die Corona-Einschränkungen wurden in Österreich peinlich genau eingehalten.

Das Team Klos/Scharl war mit guten Erinnerungen angereist, denn 2020 hatten es für die Beiden ja einen dritten Platz im Gesamtklassement sowie einen ersten Rang in ihrer Klasse gegeben. Und mit diesen Vorschusslorbeeren ging der Baar-Ebenhausener Klos mit seinem Neuburger Kollegen Scharl, der nun zum zweiten Mal auf dem Beifahrerplatz die anspruchsvolle Orientierung meistern wollte, ins Rennen - ebenso wie weitere 30 Teilnehmer aus Deutschland und Österreich. Mit 750 Kilometern hatte übrigens ein Starter aus Dortmund die weiteste Anfahrt zurückzulegen.

Ein optimal vorbereitetes Wettbewerbsfahrzeug

Das Wettbewerbsfahrzeug von Klos/Scharl - ein Audi 80 Quattro aus dem Jahr 1987 - war mit gerade 90 PS eines der schwächeren Fahrzeuge im Feld, aber trotz seines Alters optimal vorbereitet. Wie sich dann bei der Siegerehrung herausstellte, fand übrigens noch ein weiterer Teilnehmer aus der Region nach Steyr, um dort zum ersten Mal überhaupt an so einer Veranstaltung teilzunehmen: Lukas Folie aus Ingolstadt, beschäftigt bei Audi Sport in Neuburg, war unterwegs mit einem Porsche 911 Carrera 2,7 - sowie mit Michael Zottler aus Wien als Fahrer.
Bereits die erste von fünf Etappen wies eine Streckenlänge von stolzen 522 Kilometern auf. Die 72 Seiten des Road Books bezogen sich sehr stark auf Orientierung, die Bordkarte mit den Fahrtzeiten und Abschnitten wurde am Start ausgegeben. Mit Startnummer 28 machte sich der Audi Quattro aus Baar-Ebenhausen beziehungsweise Neuburg als eines der letzten Autos auf den Weg in das bekannte Zwischenziel Schlosshotel Weikersdorf in Baden bei Wien. Zielankunft dort war für ihn nach 10:30 Stunden - wobei die Etappe mit neun Wertungsprüfungen bestückt war und die zu fahrende Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h mit mehreren Zwischenzeiten kontrolliert wurde.
Die Orientierung erfolgte ausschließlich mit Kartenkopien auf Din A4 und unterschiedlichen Maßstäben. Hier musste der Beifahrer die Strecken auf den Karten selbst einzeichnen. Die sehr kurvigen Nebenstraßen in der grandiosen Landschaft forderten auch von den Fahrern allerhöchste Konzentration.
Die Fahrt führte zuerst entlang der Enns in die nächste Tälerlandschaft der Ybbs. Da absolut nur Nebenstrecken mit unzähligen Kehren befahren wurden, kann der vorgegebene Schnitt mit 50 km/h manchmal auch sehr sportlich gesehen werden. Der Kurort Semmering, welcher der berühmten KuK Semmeringbahn (von Wien an die Adria) den Namen gab, wurde im Verlauf der Veranstaltungsroute mehrmals gekreuzt unter/über beeindruckenden Kehren und Viadukten. Hierbei wurden auch Orte durchfahren mit den durchaus nicht gewöhnlichen Namen - wie etwa St. Corona oder Kirchschlag in der Buckligen Wels mit ebenso beeindruckenden Tälern und Höhen. Am Auslauf der Berge ging es unter anderem durch das Höllental mit mehreren Wasserwerken sowie den dazugehörigen Museen der 1. Wiener Wasserversorgung.
Nach einer kurzen Nacht war die nächste Etappe zu absolvieren - beziehungsweise die Sektoren 3,4 und 5 mussten noch bewältigt werden. 475 Streckenkilometer warteten auf die Teams - mit einer Sollzeit von rund elf Stunden. Die Etappe war diesmal mit sechs Wertungsprüfungen, deren jeweilige Längen von sechs bis 38 km reichten, bestückt. Und, ach ja: Das Road Book an diesem Tag umfasste stolze 70 Seiten an Kartenmaterial.
Die Strecke führte zuerst nach Osten - um dann später beim Kloster Melk die Donau zu queren. Nachdem die Weinberge der Wachau durchfahren waren, lagen noch das Waldviertel und das Mühlviertel vor den Teams. Bemerkenswert war hier auch die Vielzahl von kleinen Schlössern und Gutshöfen, je näher der Tross der Grenze nach Tschechien kam.
An diesem Tag gewährte der Veranstalter den Startern zwei Pausen von jeweils 15 Minuten - verdientermaßen, denn die Fahrt war anspruchsvoll. Aber trotz allem erreichten Klos/ Scharl nach 10:45 Stunden das Ziel und konnten erst mal durchschnaufen sowie sich sammeln.

Überraschung der positiven Art bei der Siegerehrung

Die Siegerehrung um 20.15 Uhr wurde von ihnen dann doch mit Spannung und Zweifeln erwartet. Ihre Überraschung war schließlich umso größer, dass sie den dritten Rang im Gesamtklassement eingefahren hatten. Allerdings war der Zweitplatzierte heuer ebenfalls aus der Klasse IV (gestaffelt nach Baujahren) - so das sich das Scuderia-Duo in dieser Wertung mit Position zwei begnügen musste.
Trotzdem überaus zufrieden mit dem Erreichten und auch etwas erschöpft nach den Strapazen traten Klos und Scharl schließlich die Heimreise an. Ob es für sie eine Fortsetzung in Steyr im Jahr 2022 gibt? "Schauen wir mal", sagt Scharl mit einem breiten Grinsen.

DK

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