Alcantarilha
"Dürfen uns keine Ausrutscher erlauben"

FCI-Trainer Stefan Leitl über seinen Kader, die Favoritenrolle und das Ziel Aufstieg

11.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:58 Uhr |

Sind mit der Vorbereitung sehr zufrieden: FCI-Trainer Stefan Leitl (links, im Gespräch mit seinem Co-Trainer Andrè Mijatovic) fiebert dem Start der 2. Bundesliga nach der Winterpause entgegen. - Foto: Samwald

Alcantarilha (DK) Gestern Abend kehrte der FC Ingolstadt aus dem Trainingslager in Portugal in die Heimat zurück. Ohne Verletzungen, dafür mit einem gelungenen Comeback von Torjäger Moritz Hartmann ging die einwöchige Vorbereitungsphase zu Ende.

Im Gespräch mit unserer Zeitung zog Trainer Stefan Leitl Bilanz und äußerte sich zu weiteren Themen. Er sprach über...

 

...das Trainingslager

"Wir sind sehr zufrieden. Wir haben intensiv gearbeitet und alles umsetzen können, was wir uns vorgenommen haben. Wir wollten, dass sich die Spieler in den Fünfer- und Sechser-WGs selbst organisieren, und wir haben mit ihnen viele Einzelgespräche geführt und uns Ziele erarbeitet. Ich glaube, dass wir enger zusammengewachsen sind."

 

...die Nachzügler

"Für Paulo Otávio ist es bitter, dass er vor der Anreise krank wurde und tagelang pausieren musste. Er hat einen Rückstand, den er erst aufholen muss. Phil Neumann ist nach Romain Bregeries Wechsel jetzt unser dritter Innenverteidiger. Er ist absolut präsent und arbeitet gut. Und Sekine Takahiro hat einen Schritt nach vorne gemacht. Er ist fleißig und wissbegierig, aber schwierig zu integrieren, weil er wenig Deutsch und Englisch spricht. Wir haben bewusst keinen Dolmetscher mit ins Trainingslager genommen, damit er in der Gruppe sprechen und sich organisieren muss. Auf dem Platz macht er Fortschritte, er sucht das Eins-gegen-Eins, ist spielstark und aggressiv und hat einen guten Torabschluss. Jetzt müssen wir sehen, wie das im Spiel funktioniert, wenn es um taktische Abläufe geht. Im Testspiel gegen Mechelen hat er frischen Wind reingebracht."

 

...das Spielsystem

"Wir fühlen uns im 4-3-3 absolut sicher, das ist unsere taktische Grundordnung. Aber die Gegner stellen sich auf uns ein, darum wollen wir auch ein 4-4-2 spielen können. Das ist kein Hexenwerk, nur die Abläufe ändern sich, und die trainieren wir. Im Trainerteam sind wir davon überzeugt, dass wir auch mit zwei Spitzen erfolgreich spielen können. In diesem Fall bekommt Sonny Kittel eine zentralere Rolle. Im 4-3-3 fühlt er sich auf dem Flügel unheimlich wohl und kann da seine Stärken auch gut ausspielen."

...Stefan Kutschke

"Er ist ein extrem wichtiger und erfahrener Spieler, der weiter seine Meinung äußern soll. Aber wir wollen, dass er sich mit nichts anderem beschäftigt, deswegen haben wir ihn aus dem Mannschaftsrat genommen. Wir sind davon überzeugt, dass bei ihm mehr geht. Unsere Aufgabe ist es, ihn besser in unser Spiel zu integrieren. Wir wollen ihn so hinbekommen, wie er im letzten Jahr in Dresden war. Den größten Druck macht er sich selbst, daher gibt es von uns Tipps und Hilfestellungen. Die nimmt er an. Wir sind überzeugt, dass er gut aus der Vorbereitung kommt."

 

...die Kaderstärke

"Wir brauchen nicht zwingend neue Spieler und haben den Kader bewusst verkleinert. Er ist qualitativ gut, und jeder in der Mannschaft sieht, dass er eine Chance hat. Darum haben wir einen guten Konkurrenzkampf. Den Bielefelder Andreas Voglsammer (Vertrag bis 2021, Anm. d. Red.) würden wir gerne verpflichten. Er würde sehr gut zum Verein passen, und er will auch zu uns. Ich kenne ihn von früher, er hat eine tolle Entwicklung genommen."

...das Saisonziel

"Die Vorrunde war nicht optimal, aber die Mannschaft hat unheimlich viel investiert und hat sich diesen vierten Platz verdient. Jetzt wollen wir mehr, und auch die Jungs wollen die Chance auf den Aufstieg packen. An der Ausgangssituation hat sich wenig verändert. Wir konnten den Rückstand minimieren, aber wir müssen Punkte aufholen. Das heißt, wir dürfen uns wenig bis gar keine Ausrutscher erlauben. Das ist schon eine Herausforderung. Aber wir sind davon überzeugt, dass es möglich ist. Nur werden wir es nicht alleine schaffen, wir sind auch darauf angewiesen, dass die anderen für uns spielen. Aber zuerst müssen wir unsere Spiele gewinnen."

 

...den Erfolgsdruck

"Am Anfang war mehr Druck. Wir hatten null Punkte, standen auf dem letzten Tabellenplatz, und die anderen waren meilenweit voraus. Es hätte auch so sein können, dass wir am Ende der Vorrunde mit 20 Punkten dastehen. Wir haben uns also schon etwas erarbeitet, und wir haben ein großes Ziel, aber keinen Druck. Wir können nur gewinnen, die Mannschaften vor uns müssen Angst haben, dass sie etwas verlieren. Das ist ein Vorteil für uns."

 

...die Favoritenrolle

"Ich sehe die Favoritenrolle nicht als Fluch. Es ist schön, dass wir so wahrgenommen werden, und wir wissen, was zu tun ist. Wir haben oft genug bewiesen, dass wir es können, vor allem gegen die Spitzenmannschaften. Wir müssen nicht immer schön und dominant spielen, sondern erfolgreich sein. Ich bin absolut optimistisch, dass wir es schaffen können, wenn wir in jedem Spiel 100 Prozent abrufen."

 

...das Auftaktprogramm

"Wir starten gegen Sandhausen mit einem Heimspiel und haben tolle Platzverhältnisse im Audi-Sportpark, da wollen wir unbedingt gewinnen. Aber wir müssen den Gegner ernst nehmen, vor allem wenn er kurz vor dem Bundesliga-Rückrundenstart 1899 Hoffenheim in einem Testspiel 4:1 schlägt. Das sollte uns Warnung genug sein. Danach folgt wahrscheinlich das wichtigste Spiel für alle im Verein, das Donauderby gegen Regensburg. Da wollen wir gleich ein Statement setzen und den anderen Mannschaften zeigen, dass wir es auch wirklich ernst meinen."

 

Das Gespräch führte

Gottfried Sterner.

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