Pfaffenhofen (PK) Anfang Juni wird sich der Obere Hauptplatz in ein Festivalgelände verwandeln: Im Zuge der Gartenschau soll es wieder ein Dröhnodrom-Open-Air geben - 16 Jahre nach der dritten und letzten Auflage des Kultfestivals im Jahr 2001. Erste Namen des Line-ups sind schon durchgesickert - allen voran BBou.
Viele Mitt- und Enddreißiger erinnern sich gerne an das letzte Dröhnodrom: Die Dancehall-Rhythmen der damals noch so gut wie unbekannten Band Seeed wummern aus den Boxen, Peter Fox (damals nennt er sich noch "Enuff") wirbelt mit seinem Gehstock, singt zusammen mit "Eased" und "Ear" den späteren Hit "Dickes B". Und obwohl ein Unwetter aufzieht, feiern tausende Jugendliche ausgelassen auf dem Pfaffenhofener Hauptplatz. Dass Seeed bald mit drei Echos sowie mehreren Gold- und Platinschallplatten ausgezeichnet werden wird, ahnt damals noch niemand. Und dass es so kommt, macht im Rückblick viel vom Mythos Dröhnodrom aus.
Das war 2001, die dritte und vorerst letzte Auflage des Jugendkulturfestivals. Heuer, 16 Jahre später, soll es eine Neuauflage des Kult-Open-Airs im Zuge des Kultursommerprogramms geben. Organisiert wird es von der Stadtjugendpflege und dem städtischen Kulturamt. Und die groben Eckdaten stehen auch schon: Das Dröhnodrom soll am Samstag, 3. Juni, ganztags vor dem Haus der Begegnung stattfinden, also etwas kleiner ausfallen als 2001. Geplant sind trotzdem wieder eine Haupt- und eine Nebenbühne sowie Begleitprogramm. Eintrittskarten sollen mit Blick aufs überwiegend jugendliche Zielpublikum einen sehr moderaten Preis haben. Am Programm wird zwar noch gearbeitet, erste Bands und Interpreten stehen aber schon fest: Am meisten Zugkraft bei der Neuauflage des Dröhnodroms dürfte Mainakt BBou ("Boarischa Bou", kleines Foto) entfalten, der bekannt ist für seinen Hip-Hop in tiefstem oberpfälzerischen Dialekt. Mit dabei ist voraussichtlich auch die Regensburger Hip-Hop-Band Demograffics. Ebenfalls schon gebucht sind die vielversprechende Indie-Band Brothers of Santa Claus aus Freiburg im Breisgau sowie die Bigband Dachau, die Technobeats mit dem Bläsersatz eines großen Jazzorchesters verknüpft. Auch ein paar regionale Nachwuchsbands haben die Veranstalter schon gefunden.
Im Sinne des Vorbilds soll das neue Dröhnodrom aber nicht nur aus Konzerten bestehen, es sind auch Aktionen wie Graffiti, Breakdance oder Skaten geplant, wobei sich die Jugendlichen selber einbringen können. "Es geht nicht um Kommerz, sondern um den Zusammenhalt", betont Stadtjugendpfleger Christoph Höchtl vom Organisationsteam. "Die Jugendlichen sollen wie beim Saitensprung selber anpacken und etwas Großes realisieren."
Höchtl kennt das Jugendmusikfestival auch noch aus der Perspektive des Zielpublikums: Als Teenager hat er die Open Airs 1999 und 2001 selbst erlebt. "Das war so aufregend, dass es etwas so Großes in meinem Pfaffenhofen gibt", erinnert er sich. "Viele Bands haben mir damals noch gar nichts gesagt - das war aber egal." Das Besondere sei ja gerade gewesen, dass die damaligen Organisatoren ein glückliches Händchen bei den Bands hatten. "Das war damals halt genau im richtigen Moment gebucht", sagt er - kurz vor dem Durchbruch. Er weiß, dass die Erwartungen deshalb hoch sind - trotzdem bleibt der Ansatz der gleiche wie damals: "Wir versuchen das wieder und setzen auf coole Bands, die Geheimtipps sind." Foto: Mario Ahner
Als Seeed im Freibad planschten
Pfaffenhofen (mck) Ein Festival von jungen Leuten für junge Leute: Das Dröhnodrom ist Ende der 90er von der Stadtjugendpflege und der Musikinitiative Pfaffenhofen aus der Taufe gehoben worden. Bei der ersten Auflage 1998 stehen fast nur lokale oder regionale Bandprojekte auf der selbst gezimmerten Bühne auf dem oberen Hauptplatz. Etwa 900 Besucher werden gezählt. Im Folgejahr kommen überregional bekannte Bands dazu – immer noch bei freiem Eintritt. Bis zu 10 000 Besucher feiern damals auf dem Hauptplatz. Beim dritten und letzten Dröhnodrom, bei dem erstmals auch Eintritt verlangt wird (je nach Alter zehn bis 15 Mark) und eine Veranstaltungsfirma mit an Bord ist, kommen trotz eines Unwetters, das über den Landkreis hinwegzieht, immerhin etwa 3500 überwiegend junge Leute. Am Nachmittag der heimliche Höhepunkt: Seeed spielen live in Pfaffenhofen. Die Berliner Band ist gerade erst als vielversprechender Newcomer in der „Bravo“ vorgestellt worden und die Musiker können vor ihrem Auftritt noch unerkannt im Pfaffenhofener Freibad planschen.
Das Erfolgsrezept des Dröhnodroms waren solche aufsteigenden Bands, die man gerade noch rechtzeitig vor ihrem Durchbruch buchte, und Line-ups, die sich mit größeren überregionalen Festivals messen konnten: Auf der Bühne standen damals auch Chartstürmer wie die Emil Bulls, Slut, The Busters, Glow oder die Bananafishbones sowie Kultmusiker wie die bekannte schwedische Punkband No Fun at All (nur gegen Barzahlung übrigens) oder die Ska-Urgesteine von Bluekilla.
Das Herz des Ganzen war aber nicht die Musik: „Das besondere war, dass die gesamte Pfaffenhofener Jugendkulturszene zusammengeholfen und das alleine auf die Beine gestellt hat“, erzählt Markus Käser. Der heutige SPD-Politiker war damals noch Stadtjugendpfleger und Hauptverantwortlicher für das Festival.
Und dann war da noch der Veranstaltungsort. Heute gehören solche Open-Air-Konzerte am Hauptplatz fest zum kulturellen Leben in der Stadt – von der Internationalen Nacht bis Abschlusskonzert des Kultursommers. „Für Pfaffenhofen war das damals aber das erste Mal, dass die Innenstadt so groß bespielt wurde“, erinnert sich Käser. Es habe mitunter große Vorbehalte gegeben, etwa wegen Vandalismus und Randale – grundlos, wie sich zeigen sollte: „Das Einzige, was passiert ist, war eine Schürfwunde beim Trampolinspringen und eine Blumenrabatte, die gelitten hat“, erzählt Käser. Ärger gab es trotzdem einmal: Der Mesner habe einer Band den Stecker gezogen, weil sie ihren Auftritt trotz der beginnenden heiligen Messe in der benachbarten Stadtpfarrkirche überzogen hat.
Trotz des Erfolgs war nach 2001 Schluss mit dem Jugendkulturfestival. Einen konkreten Anlass für das Ende gab es nicht, vielmehr hat sich das Veranstaltungsteam verlaufen. „Es hat personelle Veränderungen in der Jugendarbeit gegeben und es hat sich keine Firma mehr gefunden, die das Ganze betreuen wollte“, erinnert sich Käser. Außerdem gab es andere Formate, die sich stattdessen etabliert haben: „Wir wollten mit dem Dröhnodrom damals ja eigentlich Jugendbandförderung betreiben“, berichtet Käser – es kam bekanntlich anders, aber aus diesem Schwung heraus ist unter anderem das Nachwuchsfestival Saitensprung entstanden, das bis heute sehr erfolgreich ist. Umsomehr freut sich der frühere Organisator nun über die Neuauflage des Dröhnodroms: „Das hat sicher Potenzial.“
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